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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Polaris gewesen war, als sie bereits Sheila Clermo geheißen hatte. Und da war er! Kiernan saß etwa sechs Reihen hinter mir auf der linken Seite. Beinahe direkt hinter mir. Aber ich konnte mich nicht daran erinnern, ihn dort gesehen zu haben. Ich brachte ihn instinktiv mit der Tagung in Verbindung, aber die Version von ihm, die in meinem Hinterkopf lauerte, war eine andere als die, die ich vor mir sah.
     
    Alex bat mich, Tab Everson anzurufen. Everson war der Mann, der die Überreste der Artefakte zu Asche verbrannt und in den Solarorbit geschossen hatte. »Worüber sollen wir mit ihm sprechen?«
    »Über die Polaris«, sagte er. »Ich glaube, er wird sich empfänglich zeigen.«
    Er hatte Recht. Eversons KI am Morton College stellte mich zu seiner Privatsekretärin durch, einer grauhaarigen, fleißig wirkenden Frau. Ich gab mich zu erkennen und erklärte, warum ich angerufen hatte. Sie lächelte höflich und bat mich zu warten. Augenblicke später meldete sie sich zurück. »Mr. Everson ist im Moment beschäftigt. Darf ich ihm sagen, er möge Sie zurückrufen?«
    »Natürlich.«
    Alex bat mich, das Gespräch von einem Platz aus zu verfolgen, der außerhalb des Aufnahmewinkels lag. Everson sollte nicht merken, dass ich da war. Eine Stunde später meldete er sich.
    Tab Everson war Präsident einer Nahrungsmittelvertriebsgesellschaft, aber sein Hauptinteresse schien dem Morton College zu gelten. Die Datenbanken gaben sein Alter mit dreiunddreißig an, doch er sah zehn Jahre jünger aus. Er war salopp gekleidet, weißes Hemd, blaue Hose, buntes Halstuch. Eine Windjacke, auf der der Name des Colleges in großen Druckbuchstaben prangte, hing an einer Tür. Sein Büro war angefüllt mit Andenken -Auszeichnungen, Zertifikate, Bilder von Schach spielenden Studenten und anderen, die an Seminaren teilnahmen oder hinter einer Kanzel standen. Everson war etwas größer als der Durchschnitt, hatte schwarzes Haar und stechende graue Augen. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Mr. Benedict«, sagte er. Er saß in einem Lehnstuhl vor einem großen Fenster. Draußen konnte ich eine Bergspitze und einige Bäume erkennen. »Es ist mir ein Vergnügen.«
    Alex hatte das Gespräch im Wohnzimmer angenommen, wie er es stets zu tun pflegte, wenn er das Unternehmen repräsentierte. Er erwiderte die Begrüßung. »Sie wissen vielleicht, dass ich Antiquitätenhändler bin«, sagte er.
    Everson war im Bilde. »Oh, ich denke, Sie sind weit mehr als nur ein Antiquitätenhändler, Mr. Benedict. Ihnen eilt der Ruf eines Historikers voraus.« Naja, das war ein bisschen viel, aber Alex akzeptierte das Kompliment in höflicher Form, und Everson schlug ein Bein über das andere. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    Der Mann strahlte eine Reife aus, die im Widerspruch zu seinem Alter stand. Er beugte sich ein wenig nach vorn, was den Eindruck vermittelte, er wäre gespannt, was Alex wohl zu sagen hatte. Trotzdem schaffte er es noch zu signalisieren, dass Zeit ein Faktor war und ein langes Gespräch nicht zu erwarten sei. Sag, was du zu sagen hast, Benedict, und hör auf, mir meine Zeit zu stehlen. Ich hatte das Gefühl, er wusste, warum wir hier waren. Und damit war er mir einen Schritt voraus.
    »Ich habe die Verwendung bestaunt, die Sie für die Artefakte der Polaris gefunden haben«, sagte Alex.
    »Danke, aber das war das Mindeste, was ich tun konnte.«
    »Das war nicht als Kompliment gedacht. Ihnen muss doch der Gedanke gekommen sein, dass sie sogar in dem Zustand nach der Explosion für Historiker noch einen gewissen Wert haben mussten. Oder für Forscher.«
    Everson zeigte deutlich, dass ihm dieser Blickwinkel keineswegs sympathisch war. »Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, was ein Historiker da noch zu finden gehofft haben könnte.
    Und der Schutt wäre auch bei Sammlern nicht auf Interesse gestoßen. Nicht in dem Zustand. Haben Sie zufällig gesehen, was von den Artefakten übrig war? Nach dem Bombenanschlag?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Hätten Sie es, Mr. Benedict, dann hätten Sie das Thema gar nicht erst zur Sprache gebracht. Übrigens hörte ich, Sie wären an jenem Abend dort gewesen.«
    »Ja. Ein angenehmer Abend war das nicht.«
    »Das dachte ich mir. Ich hoffe, Ihnen ist nichts geschehen.«
    »Nein. Ich bin unbeschadet davongekommen. Danke.«
    »Sehr schön. Diese Wahnsinnigen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber sie haben die Strolche am Ende ja doch noch geschnappt. Oder nicht?« Er gestattete sich eine vorübergehend

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