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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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nach rechts, bis das imposante Wrack im Schein ihrer Strahler auftauchte.
    Vor ihnen lag ein hölzernes Segelschiff aus dem 19. Jahrhundert. Es war eines der bemerkenswertesten Wracks, das Pitt je gesehen hatte. Im eisigen Wasser der Arktis schien das Schiff nahezu vollständig erhalten geblieben zu sein. Es war mit einer dünnen Schlickschicht überzogen, aber offenbar vom Bugspriet bis zum Ruder intakt. Nur die Masten, die sich beim Sinken aus der Verankerung gerissen hatten, lagen quer über dem Deck und ragten über die Bordwand hinaus.
    Das alte Schiff, das sich schon seit einer halben Ewigkeit an seinem letzten Liegeplatz befand, wirkte einsam und verloren. Pitt musste bei diesem Anblick an eine Gruft auf einem menschenleeren Friedhof denken. Ihn fröstelte beim Gedanken an die Männer, die mit ihm gefahren waren und es dann aus lauter Verzweiflung hatten aufgeben müssen, nachdem es drei lange Jahre ihr Zuhause gewesen war.
    Langsam steuerte Pitt das Tauchboot in einem engen Kreis um das Schiff, während Giordino die am Bug angebrachte Videokamera einschaltete. Die Rumpfplanken wirkten dick und stabil, und an den Stellen, an denen der Schlick dünner war, konnten sie erkennen, dass sogar der Anstrich noch vorhanden war. Als sie das Heck umfuhren, sah Giordino zu seinem Erstaunen die Spitzen einer Schiffsschraube aus dem Sand ragen.
    »Hatten sie denn Dampfantrieb?«, fragte er.
    »Als Ergänzung zu den Segeln, sobald sie das Packeis erreichten«, bestätigte Pitt. »Beide Schiffe waren mit Dampfmaschinen ausgerüstet, die mit Kohle betrieben wurden und sie durch die dünneren Eisschichten schieben sollten. Außerdem wurden die Schiffe damit geheizt.«
    »Kein Wunder, dass Franklin sich zugetraut hat, im Hochsommer die Viktoriastraße zu befahren.«
    »Aber bis dahin hatte er bei dieser Expedition womöglich nicht mehr genug Kohle. Manche Leute vermuten nämlich, dass ihnen die Kohle ausgegangen ist und die Schiffe deshalb im Eis stecken blieben.«
    Pitt steuerte das Tauchboot zur Backbordseite des Schiffes und hielt nach den Buchstaben Ausschau, die ihm den Namen verraten würden. Doch zu seiner Enttäuschung entdeckte er lediglich den einzigen schweren Schaden am Rumpf, ein großes Leck unmittelbar unter dem Bugspriet, wo unter dem Druck des Eises die Planken geborsten waren. Die Bruchstelle hatte sich bis zum Oberdeck ausgedehnt, als das ohnehin schon angeschlagene Vorschiff am Meeresboden gelandet war, sodass sich die Deckplanken aufgewölbt hatten. Zudem war ein breiter Abschnitt des Bugs auf beiden Seiten wie ein Akkordeon zusammengedrückt. Langsam steuerte Pitt um den beschädigten Bug herum, während Giordino mit einem Greifarm den Schlick abwischte, ohne aber den Schriftzug zu finden, anhand dessen sich das Schiff identifizieren ließe.
    »Ich glaube, das wird eine harte Nuss«, murmelte Pitt.
    »Wie so viele Frauen, mit denen ich zusammen war«, versetzte Giordino und verzog das Gesicht. »Ich glaube, wir müssen doch auf Dahlgren und seine Schiffsglocke zurückgreifen.«
    Pitt lupfte das Tauchboot über das Oberdeck und steuerte dann zum Heck. Da oben lagen erstaunlicherweise so gut wie keine Trümmer herum, offenbar weil das Schiff winterfest gemacht worden war, bevor es aufgegeben wurde. Das einzige Ungewöhnliche war ein großes Segeltuch, das mittschiffs quer über dem Deck lag. Pitt wusste aus historischen Berichten, dass es sich dabei um den zeltartigen Aufbau handelte, der im Winter auf dem Deck aufgeschlagen wurde, damit sich die Besatzung nicht ständig im engen Schiffsbauch aufhalten musste und etwas Bewegung bekam.
    Pitt fuhr weiter nach hinten, wo er auf das große Ruderrad stieß, das noch immer aufrecht stand. Daneben hing eine kleine Glocke, aber trotz eingehender Suche fand er keine Kennzeichnung auf ihr.
    »Ich weiß, wo sich die Schiffsglocke befindet«, stellte Pitt fest, während er wieder zum Bug steuerte. Als er über den zerquetschten Planken und den Trümmern schwebte, deutete er nach unten.
    »In dem Müllhaufen dort.«
    »Muss wohl so sein«, pflichtete Giordino mit einem Nicken bei. »Ist nicht unser Tag. Beziehungsweise unsere Nacht.« Er warf einen Blick auf das Instrumentenbrett vor sich. »Die Batterien reichen noch knapp vier Stunden. Willst du die Glocke suchen oder einen Blick ins Innere werfen?«
    »Lass uns Rover ausführen. Der Schaden hat auch einen Vorteil, glaube ich. Dadurch kommen wir leichter ins Innere.«
    Pitt dirigierte die
Bloodhound
zu einer freien

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