Polarsturm
unterbrach sie.
»Tut mir leid, wenn ich euch bei der Siesta störe, aber der große Zeiger an der Uhr sagt, dass ihr allmählich an den Aufstieg denken solltet«, sagte er.
»Sind in Kürze unterwegs«, erwiderte Pitt.
»Meinetwegen. Der Kapitän lässt euch ausrichten, dass unser Schatten bis auf vier Meilen rangekommen ist und wieder angehalten hat. Ich glaube, dem Kapitän wäre wohler zumute, wenn ihr an Bord kommt, und zwar pronto.«
»Verstanden.
Bloodhound
Ende.«
Giordino sah zu Pitt hin und bemerkte dessen besorgten Blick.
»Meinst du, dein Freund von der Bergbaugenossenschaft ist an Bord des Eisbrechers?«
»Genau das frage ich mich allmählich«, erwiderte Pitt.
»Nehmen wir uns die Kapitänskajüte vor, und danach machen wir die Biege.«
Die Kapitänskajüte, in der sie das Logbuch vielleicht doch noch zu finden hofften, befand sich auf der anderen Seite der Großen Kabine. Doch die schmale Schiebetür war verschlossen und ließ sich mit dem ROV auch nicht öffnen. Da die Batterien nur noch für knapp eine Stunde Strom hatten und sie zwanzig Minuten bis zum Auftauchen brauchten, blies Pitt kurzerhand die Erkundung ab und sagte Giordino, er solle den Rover zurückholen.
Giordino steuerte das ROV zur Kombüse und von dort aus zu dem Loch im Bug, durch das es in das Schiff eingedrungen war, während die elektrische Spule das Stromkabel automatisch einrollte. Unterdessen schaltete Pitt die Strahldüsen ein, schaute durch das Sichtfenster auf den mit Elektronik vollgestopften Bug des Tauchbootes und wartete auf das ROV.
»Was hat der Mineraliensensor festgestellt?«, fragte er und deutete nach vorn.
»Funktioniert allem Anschein nach wie ein Weltmeister«, erwiderte Giordino, ohne den Blick von dem Monitor an der Decke abzuwenden, während er das ROV durch die Trümmer im Vorschiff lotste. »Wie genau er ist, können wir allerdings erst feststellen, wenn wir unsere Proben in der Zentrale untersuchen lassen.«
Pitt beugte sich zu ihm, schaltete den Sensor ein und betrachtete einen Monitor, auf dem die Ergebnisse der Mineralienprüfung auftauchten. Er war nicht weiter überrascht, als auf dem Bildschirm große Eisenvorkommen in unmittelbarer Nähe sowie Spuren von Kupfer und Zink angezeigt wurden. Das Eisen war nachvollziehbar, da das Schiff voll damit war, angefangen von den Ankern und den Ankerketten bis zu dem Dampfkessel im Frachtraum. Aber die anderen Elemente waren auffällig. Er wartete, bis das ROV aus dem Unterdeck zurückkehrte, betätigte dann die Strahldüsen und zog das Tauchboot hoch. Langsam ließ er die
Bloodhound
über dem beschädigten Teil des Bugs schweben, ohne die Anzeige der Sensoren aus dem Auge zu lassen.
»Wenn du in diesem Kahn Gold findest, entschädigt uns das wenigstens ein bisschen für einen Tauchgang, den wir ansonsten vergessen können«, sagte Giordino.
Pitt zog das Tauchboot über das Trümmerfeld, steuerte eine Stelle nahe der Mitte des Decks an und setzte auf einem stabil wirkenden Teil auf. Giordino hatte das Kabel des ROV inzwischen nahezu eingeholt und wollte es gerade in die Halterung lotsen.
»Moment«, sagte Pitt. »Siehst du das zerbrochene Holzstück, das da etwa drei Meter vor uns aufrecht steht?«
»Ja.«
»Am Fuß ist irgendwas verdeckt, ein Stück nach rechts. Sieh zu, dass du es mit dem ROV freilegen kannst.«
Giordino hatte den Rover binnen weniger Sekunden an Ort und Stelle. Er stellte die Stromzufuhr ab und ließ das ROV auf einen kleinen, mit Schlick überzogenen Trümmerhaufen sinken. Sobald das ROV aufsetzte, drehte er die Strahldüsen voll auf. Der Rover schoss nach oben und wirbelte eine dicke Schlickwolke auf, die von der steten Grundströmung rasch davongetragen wurde. Beide Männer sahen etwas Rundliches, golden Glänzendes inmitten der Trümmer liegen.
»Meine Goldbarren«, witzelte Giordino.
»Etwas viel Besseres, glaube ich«, erwiderte Pitt. Er wartete nicht, bis Giordino das ROV über den Gegenstand lotste, sondern steuerte das Tauchboot dorthin, um sich die Sache aus der Nähe anzusehen. Als sie durch das Sichtfenster hinabschauten, bemerkten sie den unverkennbaren Umriss einer großen Glocke.
»Heiliger Bimbam, wie hast du das denn in dem Matsch gefunden?«, fragte Giordino.
»Mit der Spürnase der
Bloodhound
. Ich habe bemerkt, dass sie kleine Mengen Kupfer und Zink anzeigt, dann fiel mir ein, dass Messing eine Legierung aus beidem ist, und ich dachte mir, es handelt sich entweder um einen Beschlag oder um die
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