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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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vollgelaufen waren, kurz darauf in den Wogen.
76
    »Hier oben ist es ja genauso dunkel wie am Meeresboden.«
    Giordinos Feststellung nach dem ersten Blick durch das Sichtfenster des Tauchbootes war kaum übertrieben. Kurz zuvor hatte die
Bloodhound
inmitten von brodelndem Schaum und Blasen die Wasseroberfläche durchstoßen. Die beiden Insassen hofften noch, die Lichter der
Narwhal
in der Nähe zu sehen, stattdessen aber befanden sie sich allein auf der kalten, dunklen See, über der dichter Nebel hing.
    »Versuchs lieber noch mal über Funk, bevor uns der Saft endgültig ausgeht«, sagte Pitt.
    Die Batterien des Tauchbootes waren fast leer, und Pitt wollte die letzten Stromreserven für das Funkgerät sparen. Er griff nach unten und betätigte einen Hebel, mit dem die Ballasttanks geschlossen wurden, dann stellte er die Luftfilteranlage ab, die bei Niedrigspannung kaum funktionierte. Jetzt mussten sie die Luke einen Spalt öffnen, um die frische, aber bitterkalte Luft einzulassen.
    Beim Aufstieg hatten sie ein ums andere Mal Funksprüche abgesetzt, doch die schwachen Signale wurden nur von der
Otok
aufgefangen und auf Zaks Befehl nicht beachtet. Die
Narwhal
, davon waren sie jetzt überzeugt, war spurlos verschwunden.
    »Immer noch keine Antwort«, sagte Giordino. Er dachte über die Funkstille nach und fragte: »Wie unangenehm könnte dein Freund auf dem Eisbrecher werden, wenn es zu einer Auseinandersetzung mit der
Narwhal
gekommen wäre?«
    »Sehr unangenehm«, erwiderte Pitt. »Er hat die Angewohnheit, alle möglichen Sachen in die Luft zu jagen, ohne sich um die Folgen zu scheren. Außerdem will er um jeden Preis an das Ruthenium kommen. Wenn er an Bord des Eisbrechers sein sollte, dann ist er auch hinter uns her.«
    »Ich gehe aber jede Wette ein, dass Stenseth und Dahlgren harte Brocken sind.«
    Für Pitt war das nur ein schwacher Trost. Er hatte das Schiff hierher dirigiert und die Besatzung in Gefahr gebracht. Noch ahnte er zwar nicht, was aus der
Narwhal
geworden sein mochte, aber er nahm das Schlimmste an und gab sich selbst die Schuld. Giordino spürte dies und versuchte, ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    »Wie sieht’s mit unserem Antrieb aus?«, fragte er, wusste die Antwort aber bereits.
    »Kein Saft mehr«, erwiderte Pitt. »Wir sind jetzt ganz dem Wind und der Strömung ausgeliefert.«
    Giordino blickte durch das Sichtfenster. »Ich frage mich, wo wir wohl landen werden.«
    »Mit etwas Glück treiben wir zu einer der Royal-Geographical-Society-Inseln hinüber. Aber wenn uns die Strömung vorbeiträgt, können wir da noch ’ne ganze Weile unterwegs sein.«
    »Wenn ich gewusst hätte, dass wir auf Kreuzfahrt gehen, hätte ich ein gutes Buch mitgenommen … und lange Unterhosen.«
    Beide Männer trugen nur leichte Pullover, da sie nicht damit gerechnet hatten, dass sie etwas Wärmeres brauchen würden. Doch jetzt, da die elektronischen Geräte des Tauchbootes ausgeschaltet waren, wurde es im Inneren binnen kurzer Zeit empfindlich kühl. – »Ich persönlich hätte gern ein Roastbeefsandwich und einen Tequila«, sagte Pitt.
    »Fang bloß nicht mit Essen an«, maulte Giordino. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, um sich warm zu halten. »Weißt du«, sagte er, »es gibt Tage, da finde ich meinen bequemen Ledersessel in der Zentrale gar nicht so übel.«
    Pitt sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Hast du den Außendienst satt?«
    Giordino schnaubte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich weiß, dass ich sofort wieder auf See will, sobald ich den Fuß in das Büro setze. Was ist mit dir?«
    Pitt hatte sich schon oft mit dieser Frage befasst. Im Lauf der Jahre hatte er für seine Abenteuer einen hohen Preis bezahlen müssen, sowohl körperlich als auch geistig. Aber er wusste, dass er es nicht anders haben wollte.
    »Das Leben ist eine ewige Suche, aber ich habe diese Suche zu meiner Lebensaufgabe gemacht.« Er wandte sich an Giordino und grinste. »Ich glaube, uns muss man mit Gewalt vom Ruder zerren.«
    »Es liegt uns im Blut, fürchte ich.«
    Da sie keinerlei Einfluss auf ihr Schicksal hatten, lehnte sich Pitt zurück und schloss die Augen. Er dachte ein ums andere Mal an die
Narwhal
und ihre Besatzung, zwischendurch auch an Loren, vor allem aber an einen breitschultrigen Mann mit finsterer Miene. Clay Zak.

77
    Das Tauchboot stampfte und rollte durch die kabbelige See, während es mit fast drei Knoten nach Süden getrieben wurde. Allmählich brach die arktische Dämmerung

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