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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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gekommen, die Männer in den anderen Booten im Stich zu lassen.
    »Bringt die Ruder aus, ein Mann pro Seite«, befahl Stenseth. »Wir wollen versuchen, den Kurs zu halten.«
    Er beugte sich zum Rudergänger, der ein exzellenter Navigator war, und fragte leise: »Wie weit ist es Ihrer Schätzung nach noch bis zur King-William-Insel?«
    Der Rudergänger verzog das Gesicht.
    »Unter diesen Bedingungen kann man nur schwer schätzen, wie weit wir vorangekommen sind«, erwiderte er ebenso leise. »Meiner Meinung nach sollte die Insel nur noch etwa fünf Meilen entfernt sein.« Er zuckte mit den Achseln, um seine Unsicherheit anzudeuten.
    »Ganz meine Meinung«, erwiderte Stenseth. »Allerdings hoffe ich, dass wir weit näher sind.«
    Beim Gedanken daran, dass sie in der allernächsten Zeit kein Land erreichen könnten, bekam er es mit der Angst zu tun. Der Seegang schien zwar unverändert, doch er war davon überzeugt, dass der Wind aufgefrischt hatte. Die vielen Jahrzehnte auf See hatten seine Sinne geschärft, und er spürte in den Knochen, dass die See rauer werden würde. Und bei ihrem Zustand konnte ihnen das den Rest geben.
    Er blickte zu den Schlauchbooten zurück, die sie im Schlepptau hatten. Im Licht der einsetzenden Dämmerung konnte er allmählich die Gesichter der geretteten Männer erkennen. Eine ganze Reihe von ihnen war in schlechter Verfassung, das erkannte er, und litt unter den Folgen der Kälte. Aber alles in allem waren sie ein Vorbild an Tapferkeit, und nicht einer beklagte sich.
    Murdock bemerkte Stenseths Blick und rief ihm zu: »Sir, können Sie uns sagen, wo wir sind?«
    »In der Viktoriastraße. Etwas westlich von der King-William-Insel. Ich wünschte, ich könnte Ihnen auch sagen, dass ein Kreuzfahrtschiff zu uns unterwegs ist, aber leider sind wir auf uns allein gestellt.«
    »Wir sind dankbar dafür, dass Sie uns gerettet haben und über Wasser halten. Haben Sie ein paar zusätzliche Ruder?«
    »Nein, ich fürchte, ihr seid weiter ganz auf uns angewiesen. Aber wir müssten in Kürze Land sichten«, rief er mit falschem Optimismus.
    Die Besatzung der
Narwhal
löste sich an den Rudern ab, und selbst Stenseth legte sich ins Zeug. Aber sie kamen nur mühsam voran und wurden zusehends verzweifelter, weil sie im Zwielicht nicht einmal annähernd einschätzen konnten, welche Strecke sie zurücklegten. Stenseth spitzte ab und zu die Ohren und versuchte festzustellen, ob sich irgendwo vor ihnen Wogen an der Küste brachen, aber er hörte lediglich das Klatschen der Dünung an den drei Booten.
    Wie er vorausgesehen hatte, wurde der Seegang mit dem auffrischenden Wind stärker. Immer mehr Wellen schlugen über die Bordwand des Beibootes, sodass mehrere Männer zum Schöpfdienst abgestellt werden mussten, um des eindringenden Wassers Herr zu werden. Stenseth bemerkte, dass es den Zodiacs ebenso erging, die über ihr flaches Heck ständig Wasser übernahmen. Die Lage wurde zusehends schlimmer, und noch immer deutete nichts darauf hin, dass irgendwo Land in der Nähe war.
    Dann, als die Ruderer wieder einmal abgelöst wurden, schrie ein Besatzungsmitglied, das am Bug saß, plötzlich: »Sir, da ist irgendwas im Wasser.«
    Stenseth und die anderen blickten sofort nach vorn und entdeckten am Rande eines Nebelfeldes etwas Dunkles. Was immer das auch sein mag, dachte Stenseth, Land ist es jedenfalls nicht.
    »Es ist ein Wal«, rief jemand.
    »Nein«, murmelte Stenseth, dem auffiel, dass das tief im Wasser liegende Ding schwarz und ungewöhnlich glatt war. Argwöhnisch musterte er es und stellte fest, dass es weder ein Geräusch von sich gab, noch sich von der Stelle bewegte.
    Dann dröhnte eine laute, elektronisch verstärkte Stimme wie Donnerhall durch den Nebel. Alle sprangen erschrocken auf, doch die Worte klangen erstaunlich freundlich und wollten so gar nicht zu der trostlosen Umgebung passen.
    »Ahoi«, rief der unsichtbare Sprecher. »Hier ist die USS
Santa Fe
. Auf jeden von euch, der ›Dixie‹ pfeifen kann, warten ein heißer Grog und eine warme Koje.«
79
    Clay Zak traute seinen Augen kaum.
    Nachdem sie das NUMA-Schiff versenkt hatten, hatte er den Eisbrecher wieder Kurs auf die Royal-Geographical-Society-Inseln nehmen lassen und sich in seine Kabine zurückgezogen. Er hatte versucht zu schlafen, sich aber nur unruhig hin und her gewälzt und ständig darüber nachgedacht, wo das Ruthenium sein könnte. Nach ein paar Stunden war er auf die Brücke zurückgekehrt und hatte dem Kapitän befohlen, die

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