Polarsturm
Marktpreis, aber dafür versprach das Unternehmen, so viel Gas zu liefern, wie es fördern konnte. Das jedenfalls garantierte der Vorstandsvorsitzende der privaten Erkundungsfirma, ein gewisser Mitchell Goyette.
Ohne sich um die Vorhaltungen seiner wirtschaftlichen und politischen Berater zu kümmern, denen das Ganze zu ungestüm vorkam, reagierte der Präsident unverzüglich auf die Nachricht. In einer landesweiten Fernsehansprache, die aus dem Oval Office übertragen wurde, umriss er der Öffentlichkeit seine ehrgeizigen Pläne.
»Meine amerikanischen Mitbürger, wir leben in einem Augenblick großer Gefahr«, sagte er vor laufenden Kameras. Er, der normalerweise immer so beschwingt wirkte, hatte diesmal eine ernste Miene aufgesetzt. »Unser tägliches Leben ist durch eine Energiekrise gefährdet und unsere Zukunft durch eine Umweltkrise. Die Abhängigkeit von ausländischem Öl zieht verheerende wirtschaftliche Folgen nach sich, die wir alle zu spüren bekommen, und sie fördert zudem den Ausstoß von gefährlichem Treibhausgas. Neue, beunruhigende Hinweise lassen erkennen, dass wir den Kampf gegen die globale Erwärmung verlieren. Zu unserer eigenen Sicherheit und zum Wohle der ganzen Welt erteile ich hiermit die Anweisung, dass die Vereinigten Staaten sich das Ziel setzen sollten, bis zum Jahr 2020 kohlendioxidfrei zu werden. Manche mögen dies für übertrieben oder gar unmöglich halten, doch wir haben keine andere Wahl. Ich fordere heute Abend die Privatwirtschaft, aber auch sämtliche akademischen Einrichtungen sowie unsere Regierungsbehörden dazu auf, die größten Anstrengungen in der Erforschung alternativer Brennstoffe und erneuerbarer Energiequellen zu unternehmen, damit wir unseren Strom- und Treibstoffbedarf decken können. Öl kann und wird nicht der Stoff sein, der unsere Wirtschaft auch zukünftig in Schwung hält. In Kürze wird dem Kongress ein Finanzierungspaket vorgelegt werden, in dem unsere besonderen Investitionen in die Erforschung neuer Technologien dargelegt werden.
Mit den entsprechenden Ressourcen, mit Willen und Entschlossenheit, davon bin ich überzeugt, können wir dieses Ziel gemeinsam erreichen. Dennoch müssen wir heute Opfer bringen, um unsere Emissionen zu reduzieren und unsere Abhängigkeit vom Öl zu vermindern, die unserer Wirtschaft zunehmend die Luft abschnürt. Aufgrund der seit kurzem verfügbaren Erdgasangebote erteile ich hiermit die Anweisungen, unsere sämtlichen mit Kohle und Öl betriebenen Kraftwerke innerhalb von zwei Jahren auf Erdgas umzurüsten. Ich freue mich, heute Abend bekanntgeben zu können, dass sich der chinesische Präsident Zhen bereiterklärt hat, in seinem Land ähnliche Anordnungen zu erteilen. Darüber hinaus werde ich in Kürze Pläne vorlegen, wie unsere Automobilhersteller die Produktion von Erdgas- und Hybridfahrzeugen beschleunigen können, die, wie ich hoffe, auch auf internationaler Ebene aufgegriffen werden.
Wir stehen vor schweren Zeiten, aber mit Ihrer Unterstützung können wir mehr Sicherheit für morgen schaffen. Ich danke Ihnen.«
Als die Kameras abgestellt waren, wandte sich Charles Meade, der Stabschef des Präsidenten, ein kleiner Mann mit dem Ansatz zur Glatze, an Ward.
»Ausgezeichnet, Sir. Meiner Meinung nach war das eine besonders eindrucksvolle Rede, die gewiss einiges bewirken und die Kohlegegner mit ihren Boykottaufrufen beruhigen sollte.«
»Danke, Charlie. Ich glaube, Sie haben Recht«, erwiderte der Präsident. »Sie sollte auch etwas bewirken. Schlimmstenfalls wird sie mich um jede Chance auf eine Wiederwahl bringen«, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu.
13
In Zimmer 2318 des Rayburn House Office Building tummelten sich ungewöhnlich viele Reporter und Zuschauer. Denn öffentliche Anhörungen des Kongressausschusses für Energie und Umwelt lockten selten mehr als eine Handvoll Besucher an. Doch angesichts der Forderung des Präsidenten, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, und dem darauf folgenden Aufruhr in den Medien, wurden dem Ausschuss und seiner bereits vorher angesetzten Anhörung verstärkte Aufmerksamkeit zuteil. Sein Thema: ein Zustandsbericht über neue Technologien, mit deren Hilfe die globale Erwärmung bekämpft werden sollte.
Die versammelte Pressemeute und die Zuschauer verstummten, als sich eine Vorzimmertür öffnete und die achtzehn Kongressmitglieder zu ihren Plätzen auf dem Podium gingen. Die letzte Abgeordnete, die hereinkam, war eine attraktive Frau mit zimtroten
Weitere Kostenlose Bücher