Polarsturm
sporadisch. Leider liegen uns über einen Zeitraum von zwölf Stunden vor und nach dem Zwischenfall keinerlei Aufnahmen vor.«
»Wissen wir mit absoluter Sicherheit, dass es nicht die
Ford
war? Könnte das Schiff einen Fehler begangen haben?«, hakte der Präsident nach.
»Nein, Sir«, erwiderte der Verteidigungsminister. »Ich habe vom Pazifikkommando die Positionsmeldungen überprüfen lassen. Die
Ford
befand sich nicht einmal in der Nähe des Eiscamps.«
»Haben wir die entsprechende Auskunft an die Kanadier weitergeleitet?«
»Der Generalstabschef der kanadischen Streitkräfte hat die Unterlagen eingesehen und räumt unter der Hand ein, dass die
Ford
höchstwahrscheinlich nicht verantwortlich war«, erwiderte der Verteidigungsminister. »Aber offen gestanden trauen die Politiker unseren Auskünften nicht. Und angesichts des Nutzens, den sie aus diesem Zwischenfall schlagen konnten, haben sie keinen Grund, jetzt zurückzurudern.«
»Finden Sie diese Schiffe, dann finden wir auch eine Möglichkeit, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen«, stellte der Präsident fest.
Seine Berater schwiegen, wussten sie doch ganz genau, dass die Gelegenheit dazu bereits verstrichen war. Ohne einen direkten Zugang zur kanadischen Arktis bestand nicht einmal die Hoffnung, dass man irgendetwas unternehmen konnte.
»Wir werden tun, was wir können«, versprach der Verteidigungsminister.
Der Stabschef notierte sich die Zeit, dann geleitete er alle Anwesenden aus dem Oval Office, um die nächste Besprechung des Präsidenten vorzubereiten. Als die anderen gegangen waren, trat Ward ans Fenster und blickte auf den Rosengarten.
»Krieg mit Kanada«, murmelte er vor sich hin. »Na, das wäre ja mal ganz was Neues.«
32
Mitchell Goyette blickte aus dem rundum verglasten Büro auf dem Oberdeck seiner Yacht und betrachtete ein Wasserflugzeug, das im Hafen zum Start ansetzte. Die kleine Maschine schwang sich rasch in die Luft, drehte in Richtung Süden ab und umflog die hohen Gebäude, die den Hafen von Vancouver säumten. Der Magnat trank einen Schluck Martini, dann wandte er sich dem dicken Vertragswerk zu, das auf seinem Schreibtisch lag.
»Sind die Bedingungen akzeptabel?«, fragte er.
Der kleine Mann mit den schwarzen Haaren und der dicken Brille, der Goyette gegenübersaß, nickte.
»Die Rechtsabteilung hat alles überprüft und keine Beanstandungen gegen die Änderungen vorgebracht. Die Chinesen waren mit der ersten Probefracht sehr zufrieden und wollen unbedingt weiter beliefert werden.«
»Ohne Preisänderungen und Mengenbeschränkungen?«
»Nein, Sir. Sie haben sich bereiterklärt, pro Jahr fünf Millionen Tonnen Athabasca-Rohbitumen und so viel Erdgas vom Melvillesund abzunehmen, wie wir liefern können, beides zu Preisen, die zehn Prozent über dem Spotmarkt liegen, vorausgesetzt wir sind mit der langfristigen Laufzeit einverstanden.« Goyette lehnte sich zurück und lächelte. »Unsere hochseetüchtigen Leichter haben bewiesen, dass sie beides in großem Umfang transportieren können. Nächste Woche trifft die fünfte Lieferung unserer Flüssiggastransporter ein. Die ständigen Einnahmen, die wir von den Chinesen beziehen werden, bringen uns ein gutes Stück weiter.«
»Die Gasfunde am Melvillesund versprechen, ziemlich große Gewinne zu bringen. Laut unseren Prognosen können wir mit jeder Fracht nach China Nettoeinnahmen von nahezu fünf Millionen Dollar erzielen. Wenn die Regierung den Verkauf von Erdgas an China nicht einschränkt, sind wir gut positioniert und können deren zunehmenden Energiebedarf nutzen.«
»Durch den Unfalltod der Abgeordneten Finlay müssen wir uns darum allem Anschein nach keine Sorgen mehr machen«, erwiderte Goyette mit einem wissenden Grinsen.
»Da in Folge der Auflagen zur Verminderung des Kohlendioxidausstoßes die Raffinierung der Athabasca-Ölsande zurückgefahren wird, ist der Handel mit den Chinesen auch für Ihre Unternehmen in Alberta lukrativ. Sie werden natürlich mit den Lieferungen von Melville-Erdgas an die Amerikaner in Verzug geraten, zu denen Sie sich gerade vertraglich verpflichtet haben.«
»Die Chinesen zahlen mir zehn Prozent mehr.«
»Der Präsident hat sich darauf verlassen, dass er mit dem von uns gelieferten Erdgas die Energiekrise überwinden kann«, sagte der Anwalt mit warnendem Unterton.
»Ja, und ich soll ihnen mit meinen Vorkommen am Melvillesund helfen«, sagte Goyette lachend. »Aber wir werden den Druck ein bisschen erhöhen.« Seine Augen
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