Polarsturm
noch einmal um.
»Was Ihren Maulwurf in dem Forschungslabor angeht, diesen Bob Hamilton – vielleicht sollten Sie ihm eine ordentliche Prämie für die Hinweise zahlen, die er Ihnen geliefert hat. Sie könnten damit irgendwann gutes Geld verdienen.«
»Vermutlich«, schnaubte Goyette, dann schloss er die Augen und verzog das Gesicht. »Könnten Sie das nächste Mal bitte anklopfen?«, sagte er.
Als er die Augen wieder aufschlug, war Zak schon längst weg.
33
Die wahrhaft unverwüstlichen Mitglieder des Potomac Yacht Clubs hatten das strahlend schöne Wetter an diesem Sonntagmorgen bereits genutzt und waren mit ihren Booten auf den Fluss hinausgesegelt, als Pitt um neun Uhr den Hauptanlegesteg betrat. Ein übergewichtiger Mann, der eine leere Gasflasche schleppte und in der schwülen Morgenluft heftig schwitzte, kam auf Pitt zugetrottet.
»Entschuldigen Sie«, sagte Pitt, »können Sie mir sagen, wo die
Roberta Ann
liegt?«
Der Fette strahlte, als er den Namen hörte. »Das ist Dan Martins Boot. Sie finden ihn am hintersten Anleger, der dritte oder vierte Liegeplatz. Bestellen Sie ihm, dass Tony seinen Elektrobohrer zurückhaben will.«
Pitt dankte dem Mann und ging zum letzten Anlegesteg, wo er die
Roberta Ann
sofort entdeckte. Sie war ein prachtvolles Segelboot, knapp zwölf Meter lang, in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts aus gefirnisstem Teak und Mahagoni gebaut, das mit einer Unmasse von Messingbeschlägen prunkte, die in der Sonne funkelten. Sie befand sich in tadellosem Zustand und kündete von der Romantik eines anderen Zeitalters. Während er die schnittigen Linien bewunderte, konnte sich Pitt bildlich vorstellen, wie Clark Gable und Carole Lombard darauf im Sternenlicht und mit einer Kiste Champagner an Bord nach Santa Catalina segelten. Der Eindruck wurde von einer Reihe von Flüchen zerstört, die vom Heck her zu ihm drangen. Pitt ging hin und sah einen Mann, der über die Luke gebeugt war, unter der sich der Hilfsmotor befand.
»Darf ich an Bord kommen?«, rief er.
Der Mann fuhr hoch, und seine unwirsche Miene wurde freundlicher, als er Pitt sah.
»Dirk Pitt. Was für eine freudige Überraschung. Willst du dich über meine Segelkünste lustig machen?«
»Ganz im Gegenteil. Deine
Roberta Ann
ist doch in tadellosem Zustand«, sagte Pitt, stieg an Bord und schüttelte Dan Martin die Hand. Martin, ein tougher Bostoner mit dichten braunen Haaren, schaute Pitt aus elfenblauen Augen an, die vor Heiterkeit funkelten.
»Ich versuche, sie für die Regatta um den Präsidentencup am nächsten Wochenende fertig zu machen, aber der Hilfsmotor treibt mich zum Wahnsinn. Neuer Vergaser, neue Kabel, neue Benzinpumpe, aber trotzdem will er nicht anspringen.«
Pitt beugte sich über die Luke und musterte den Vierzylindermotor.
»Sieht aus wie der Motor eines alten American Austin«, sagte er und meinte damit einen Kleinwagen, der in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts gebaut wurde.
»Nicht schlecht. Genau genommen ist es der Motor eines American Bantam. Der zweite Besitzer war Autohändler und hat American Bantams verkauft. Offenbar hat er den ursprünglichen Motor rausgerissen und den Bantam eingebaut. Er ist gut gelaufen, bis ich auf die Idee kam, ihn überholen zu lassen.«
»Ist doch immer so.«
»Darf ich dir ein Bier bringen«, bot Martin an und wischte sich die ölverschmierten Hände an einem Lappen ab.
»Ein bisschen zu früh für mich«, erwiderte Pitt kopfschüttelnd.
Martin öffnete eine in der Nähe stehende Kühlbox und kramte darin herum, bis er eine Flasche Sam Adams fand. Er hebelte den Kronkorken ab, lehnte sich an die Reling und gönnte sich einen tiefen Zug.
»Ich nehme aber an, du bist nicht nur hergekommen, um über Boote zu reden«, sagte er.
»Nein, das ist einfach eine Zugabe«, sagte Pitt grinsend. »Genau genommen, Dan, habe ich mich gefragt, was du über die Explosion im Forschungslabor der George Washington University weißt.«
»Da mich der Direktor der NUMA nicht in meinem Büro anruft, nehme ich an, es handelt sich um eine inoffizielle Anfrage?«
»Völlig inoffiziell«, erwiderte Pitt nickend.
»Weshalb interessiert dich das?« Martin blickte auf seine Bierdose und musterte das Etikett.
»Lisa Lane, die Wissenschaftlerin, deren Labor explodiert ist, ist eine gute Freundin meiner Frau. Ich wollte gerade ins Gebäude gehen und ihr einen Bericht bringen, als der Laden hochgegangen ist.«
»Erstaunlich, dass niemand getötet wurde«,
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