Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
werden, das ist ein Jahr später Sebastian Vettels Ziel. Und nicht nur das. An jedem Wochenende gibt es zwei Rennen. Eines am Samstag, eines am Sonntag. Am ersten Samstag hat Sebastian Vettel Pech. Ein Getriebedefekt zwingt ihn zur Aufgabe. In dem Moment aber hat er schon angedeutet, dass auf Anhieb mit ihm zu rechnen ist: Bis zum Ausfall war er Zweiter. Am Sonntag kommt er auf eben der Position ins Ziel – hinter Götz, nach einem spannenden Kampf um die Spitze. »Ich wollte keinen Abflug riskieren, deshalb habe ich mich am Ende mit Platz zwei zufriedengegeben«, erklärt Sebastian Vettel abgeklärt. Der Platz auf dem Siegertreppchen gefällt ihm. Dort möchte er auch in den nächsten Rennen gerne stehen: »Aber am liebsten ganz oben.« Die nächsten Rennen finden zwei Wochen später statt, auf dem Adria International Raceway, rund 60 Kilometer südlich von Venedig.
Es gibt viele Strecken mit sehr unterschiedlichen Charakteren. Nicht nur, was die Kurvenfolge betrifft, nicht nur, was das Rechts und Links und Auf und Ab angeht. Auch die Atmosphäre im Fahrerlager ist überall anders. Stadtrennen wie Montreal, Singapur oder Monte Carlo haben etwas Wuseliges, Unübersichtliches, Belebtes. Auf den Klassikern wie am Nürburgring, in Spa-Francorchamps oder in Monza schwingt dagegen viel Historie mit. Es gibt alte Streckenteile, überwucherte Kurven – und auch der Zuspruch hat etwas Gewachsenes. Und dann gibt es Strecken, denen all das fehlt. Die neu sind, technisch oft perfekt, aber aseptisch wirken, unbelebt. Der Adria International Raceway ist so eine Strecke. Die Atmosphäre hat oft großen Einfluss auf den Sport. Sich beim Nachtslalom in Schladming zu konzentrieren, wenn 50000 Fans die Strecke säumen, Fahnen schwenken, jubeln, sich die Seele aus dem Leib schreien, ist für Skirennläufer nicht leicht. Aber nach den ersten Toren kann aus dem Lauf ein Rausch werden. Am Centre Court in Wimbledon ist es ähnlich. Dort ist es so ruhig wie in einer Kathedrale, auch im Match. Das Auftropfen des Balles vor dem Aufschlag ist zu hören. Der Applaus am Ende des Ballwechsels klingt dann umso intensiver, weil er die Stille zerreißt. Es ist kein Zufall, dass herausragende Leistungen oft bei den großen Ereignissen herauskommen: bei Olympischen Spielen, bei Welt-und Europameisterschaften. Die Spannung verdichtet sich – und überträgt sich auf die Protagonisten. Die Rennen in Italien sind keine Höhepunkte der Formel- BMW -Saison. Sie sind Ausflüge in die Ödnis. Und in wechselhaftes Wetter. Am Samstag ist die Strecke beim Start noch feucht, danach trocknet sie langsam ab. Am Sonntag regnet es während des gesamten Rennens. Der Sieger aber heißt an beiden Tagen Sebastian Vettel. Er ist nicht allein im Auto: Ein Glücksschweinchen fährt mit. Am Sonntag gewinnen Sebastian Vettel und sein Schweinchen vor Maximilian Götz. In der Gesamtwertung liegt der noch in Führung – allerdings nur noch einen Punkt vor Sebastian Vettel. Es ist ein gelungener Einstand.
Bester Neuling
26 Fahrer werden in der Formel- BMW -Saison 2003 Punkte sammeln. Unter ihnen auch ein Finne und ein Brasilianer. Die Entschlossenheit, mit der viele Talente ihr Glück suchen, mag auf manch einen irritierend wirken. Der Pole Robert Kubica zog mit vierzehn alleine nach Italien, weil er sich in der dortigen Kart-Meisterschaft bessere Chancen aufs Fortkommen ausrechnete. Beim Frauentennis gibt es eine Regel, die jungen Spielerinnen erlaubt, pro Saison lediglich eine gewisse Anzahl an Turnieren zu bestreiten. Es ist eine Regel, für die es einen guten Grund gibt: Andrea Jaeger, Tracy Austin, Jennifer Capriati – die Liste der Wunderkinder, die früh blühten und dann schnell Probleme bekamen, ist lang. Die Einsatzmöglichkeiten zu beschneiden, soll verhindern, dass den Kindern zu früh zu viel zugemutet wird. Dass überambitionierte Eltern ihren Ehrgeiz ungehemmt ausleben. Leistungssport für Kinder ist ein heikles Thema: Fördern und fordern, motivieren und trösten. Es ist ein Jonglieren mit vielen Bällen. Stefanie Graf bekam zu ihrem vierten Geburtstag einen Tennisschläger – und wenig später bekam sie für 20 Schläge über zwei Sessel im Keller ihres Elternhauses »Flambage«: Eis mit heißen Himbeeren. Was sie bekam, wenn es nicht klappte, ist weniger bekannt. Auch im Motorsport gibt es Stellvertreter-Kinder: Jugendliche, die das werden sollen, was zumeist ihren Vätern nicht vergönnt war. Auf ihrer Reise über die Rennstrecken machen die Vettels
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