Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
DDR auf. Er wird Kfz -Mechaniker, später Meister. Aber die Kfz , die es ihm wirklich angetan haben, sind die schnellen: In der Lehrlingszeit schraubt er nachts an seinem Rennmotorrad. Später verdingt er sich als Mechaniker für Rennfahrer. 1973 bestreitet er selbst sein erstes Rennen. In einem Wartburg. Schnell steigt er auf Zastava um. Mit der jugoslawischen Marke lassen sich die Werk-Wartburgs ärgern. 1977 wird Mücke erstmals DDR -Meister. Zehn weitere Titel sollten noch folgen, sieben davon im Auto-Cross, der richtig schmutzigen Variante des Sports, bei der sich Buggys durch den Sand wühlen, dass der Dreck von den grobstolligen Reifen spritzt. Improvisieren, sich durchwursteln – das lernt Mücke früh: Frohburger Dreieck, Schleizer Dreieck. Das sind seine Domänen. Der Zuschauer-Zuspruch ist gewaltig. Felgen, Sitze, Getriebe, aber auch Kolben und Zylinderköpfe – vieles wird selbst gebaut. Aus welchem Material? Es findet sich schon immer was. Einmal, Mücke hat in mühevoller Kleinarbeit gerade einen neuen Rennwagen aufgebaut, kommt der Transporter auf dem Weg nach Schleiz von der Autobahn ab. Der Rennwagen bleibt heil. Mit einem anderen Auto zerrt Mücke ihn an einem Abschleppseil zur Rennstrecke. Er kommt gerade noch pünktlich und gewinnt. Die Entscheidung, Sebastian Vettel in seinen Stall zu geben, hat auch strategische Gründe: Mücke unterhält ein Team in der nächsthöheren Kategorie, der Formel-3-Euroserie. 2003 hat es mit den Fahrern Markus Winkelhock und Christian Klien dort den zweiten Platz in der Teamwertung geholt. 2004 treten der Pole Robert Kubica und der Kanadier Bruno Spengler für Mücke in der Formel 3 an. 2005 könnte Sebastian Vettel folgen. Wenn der Karrierefahrplan aufgeht. Aufstiege im Motorsport lassen sich nicht planen wie im Fußball, wo die Hierarchien klar sind: Regionalliga, dritte Liga, zweite Liga, Bundesliga.
Im Nachwuchs-Formelsport gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Serien. Und es gibt noch nicht einmal eine exakte Vorgabe, wann ein Fahrer die Formel-1-Starterlaubnis bekommt, die so genannte Superlizenz. Zwar wird in Appendix L des Regelwerkes des internationalen Automobilweltverbandes recht genau geregelt, wem eine Formel-1-Fahrerlaubnis zugesprochen werden kann: Unter anderem vorgeschrieben sind mindestens 300 einigermaßen unfallfreie Kilometer in einem Formel-1-Auto. Aber es gibt Ausnahmen. Die bekannteste heißt Kimi Räikkönen. Der Finne, der in Espoo in einem Elternhaus aufwuchs, dessen Toilette lange noch auf der anderen Hofseite lag, sorgte bereits in Kart-Tagen für Furore. Sein erstes Rennen außerhalb seines Heimatlandes bestritt er aber erst mit fünfzehn in Monaco. Bei der Gelegenheit brach sein Lenkrad – was Räikkönen allerdings nicht vom Weiterfahren abhielt. Bei seinem zweiten Auftritt im Fürstentum wurde er bei einem Unfall in der ersten Runde über den Sicherheitszaun geschleudert – auch das hielt Räikkönen nicht vom Weiterfahren ab. Er kletterte zurück auf die Bahn, nahm die Verfolgung auf und schaffte es noch aufs Siegertreppchen. Räikkönens Karriere folgte keinem Plan. Sie entwickelte sich so, wie er fuhr: wild, unberechenbar. In der britischen Formel Renault, einer Serie, die jenseits der Insel nicht wirklich Beachtung fand und auf ihr auch nicht viel, glückte ihm in den Jahren 1999/2000 allerdings Bemerkenswertes: 13 Siege in 23 Rennen. So unerfahren und doch so gut – mit dieser Referenz wurde Räikkönen bei Peter Sauber vorstellig. Der Chef des Schweizer Formel-1-Teams war zunächst skeptisch. Aber er ließ Räikkönen testen. Erst in Mugello in Italien. Dann in Jerez und in Barcelona. Danach richtete Sauber einen Antrag an den Automobilweltverband: Er würde Räikkönen in der Saison 2001 gerne in der Formel 1 einsetzten. Dafür benötigte er aber eine Superlizenz. Da er lediglich 23 nennenswerte Autorennen bestritten hatte, war das alles andere als eine Formsache. Max Mosley, zu jener Zeit Präsident des Automobilweltverbandes, war skeptisch. Am Ende gab Saubers guter Leumund den Ausschlag: Er verbürgte sich für Räikkönen – und sollte das nicht bereuen. Gleich beim Debüt holte Räikkönen einen WM -Punkt. In seinem ersten Formel-1-Jahr fuhr er viermal in die Punkteränge, womit er sich für Größeres empfahl. McLaren-Mercedes verpflichtete den damals 22-Jährigen für 2002 als Nachfolger für Mika Häkkinen. Für Sauber war das ein lukratives Geschäft: Weil sein Kontrakt mit Räikkönen noch lief, wurde ein
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