Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
Werbeflächen auf dem Helm und dem Overall die Einsätze in der jeweiligen Nachwuchskategorie. Der größte Batzen des Budgets ist damit gesichert. Bleiben noch die Reisekosten. Um die einzuspielen, darf sich jeder der Junioren noch drei andere Sponsoren anlachen. Oder die Eltern springen ein. Stimmt der Erfolg, hilft Red Bull beim Aufstieg und führt die Förderung weiter. Stockt der Fortschritt, ist Schluss. Nur wer eine Leistung bringt, die langfristig in die Formel 1 führen könnte, hat eine Zukunft. Survival of the fittest. Eins oder Null. Es ist ein digitales Prinzip.
Richtig viel Geld
Als Marko Sebastian und Norbert Vettel beim Finale der Formel BMW Anfang Oktober 2003 zum ersten Mal am Verhandlungstisch gegenübersitzt, ist er zunächst wenig angetan. Red Bull Deutschland hatte Sebastian Vettel schon vorher unterstützt, aber es gab keinen langfristigen Vertrag. Dafür existierten etliche Verabredungen mit anderen Firmen. Auch BMW hat sich einige Rechte an dem Talent gesichert. Sebastian Vettel ist damals nicht anzusehen, was einmal aus ihm werden könnte: Er wirkt noch etwas kindlich, konturlos. In den Verhandlungen hält er sich zurück. Aber wenn er eine Frage stellt oder einen Einwand bringt, lässt das Marko aufhorchen. Er spürt: Da weiß jemand, wohin er will. Was Red Bull zu bieten hat, muss für jeden Teenager, der es auf der Rennstrecke zu etwas bringen will, wie der Jackpot klingen. Als Mitglied des Junior Teams ist ihm ein Platz im besten Team der Formel BMW für die kommende Saison sicher – mit der Perspektive zum Aufstieg in die nächste Kategorie, die Formel 3. In Zahlen ausgedrückt heißt das: 200000 Euro für 2004, 600000 bis 700000 Euro für 2005. Dafür, dass ein noch nicht Volljähriger Auto fährt, wohlgemerkt. An den Rennwochenenden ist Sebastian Vettel zu jener Zeit schon eine heiß gehandelte Ware. BMW , Red Bull – das sind große Firmen. Und wenn er Quatsch baut, geht es um richtig hohe Beträge.
Dazwischen kehrt er in Heppenheim in den Alltag eines deutschen Gymnasiasten zurück: Schulstunden, Pausen, Prüfungen. Sebastian Vettel besucht kein Sport-Gymnasium, eine jener seltenen Schulen, in denen die Unterrichtsstunden so angelegt werden, dass Kinder ein professionelles Athletiktraining absolvieren können und in denen der Stoff so flexibel verteilt wird, dass er auch auf Reisen zu bewältigen ist. Sebastian Vettel muss vorarbeiten und nachholen. Zu Beginn der elften Klasse steht er am ersten Schultag mit drei Urlaubsanträgen vor seinem Klassenlehrer. Der zögert, sie zu unterschreiben. Aber die Vettels haben sich früh rückversichert. Verständnis für den Motorsport gehört nicht zu den Kernkompetenzen, die an einem deutschen Gymnasium vermittelt werden. Also hat Sebastian Vettel Lehrer an die Rennstrecke eingeladen. Und die Familie hat mit dem Schulamt gesprochen. So lange es keine Probleme gibt, hat es angedeutet, werde es die Ambitionen unterstützen. Dabei geht es nicht nur um die Noten. Auch das Verhalten des anstehenden Motorsportprofis wird beäugt: Fügt er sich weiter in die Klasse ein? Prahlt er mit dem, was er den anderen voraushat? Gibt er sich gelangweilt von der Welt, der er allmählich entwächst? Die Befürchtungen sind unbegründet. Sebastian Vettel hat schon früh eine Lektion gelernt, beim ersten Mal, als er in die Schule einen Pokal mitbrachte: Der war schnell kaputt gewesen, und die Mitschüler hatten gespottet – Angeber, Angeber. Von da an betrieb er seinen Sport weiter entschlossen, aber etwas verschlossener. Als es auf Klassenfahrt nach Rimini geht, fährt er mit. Aber abends, wenn es die anderen laufen lassen, hält er sich zurück. Am nächsten Morgen steht er früh auf und joggt am Strand. Das beeindruckt den Klassenlehrer. Als Leistungsfächer fürs Abitur wählt Sebastian Vettel Mathematik und Physik. Thema seiner Hausarbeit: »Reibung, Bremsen, Beschleunigung«. Er erhält die Bestnote.
Jugendbewegung
Helmut Marko und die Vettels einigen sich. Gerhard Noack scheidet als Mentor aus. Auch 2004 wird Sebastian Vettel in der Formel BMW an den Start gehen. Das Ziel: der Titel. Bereits im November 2003 ist klar, dass er dafür das Team wechseln wird. Weg von Albert Hamper und Eifelland Racing. Seine neue Mannschaft heißt Mücke und hat ihre Zentrale in Berlin. Peter Mücke, Jahrgang 1946, hat eine besondere Motorsport-Vita. Er stammt aus Altglienicke, einem Berliner Stadtteil, zwischen Schönefeld und Adlershof gelegen. Mücke wächst in der
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