Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
Formel- BMW -Saison 2004 beginnt Mitte März mit Testfahrten auf dem Lausitzring. Sebastian Vettel ist von Anfang an vorne dabei. Beim Saisonstart auf dem Hockenheimring gewinnt er die ersten zwei Rennen. Das erste, weil er sich nach einem verpatzten Start von der Pole Position aus das Rennen gut einteilt; es gelingt ihm, sich in der vorletzten Runde an die Spitze zu schieben. Im zweiten Rennen fährt er vom besten Startplatz aus auf die höchste Stufe des Siegertreppchens. Vettels Auto trägt die Startnummer elf. Neben sie klebt Sebastian Vettel für jeden Sieg einen Smiley an die Nase. Bis zum Ende der Saison wird der Platz knapp. Es ist ein Jahr, in dem sich die Rituale einschleifen: Vor den Rennen joggt er um die Strecke. Auch wenn das, wegen der frühen Startzeiten, heißt, dass er um fünf Uhr loslaufen muss. Und nach den Wochenenden fertigt er penible Berichte. Was lief gut? Was lief schlecht? Dabei wirkt der Fahrschüler alles andere als angestrengt. Unverkrampft bewegt er sich mit seinem Zahnspangenlächeln durchs Jahr. Auf dem Nürburgring trägt er zur Siegerehrung eine Afro-Perücke und Sonnenbrille. Sebastian Vettel gewinnt beide Rennen auf dem Lausitzring, er gewinnt beide Rennen in Oschersleben, beide Rennen in Brünn in der Tschechischen Republik und in Zandvoort in den Niederlanden. Er gewinnt in Hockenheim und auf dem Norisring. Nur zweimal gewinnt er nicht: Im ersten Rennen auf dem Adria Raceway wird er Zweiter, weil er auf Regenreifen unterwegs ist, als die Strecke abtrocknet. Auf dem Nürburgring beharkt er sich leidenschaftlich mit seinem Teamkollegen Dominik Jackson und wird am Ende Dritter. Die Bilanz ist am Ende trotzdem eindrucksvoll: 18 Siege in 20 Rennen. 14-mal auf der Pole Position, 16-mal glückte ihm die schnellste Rennrunde. So etwas hatte es noch nie gegeben, nicht in einer Serie, in der alle mit dem gleichen Auto antreten, in der sich jedem die gleichen Chancen bieten. Das Jahr ist der Durchbruch. Sein Meisterstück ist es noch nicht, sein Gesellenstück aber, das schon. BMW reagiert und bindet den 17-Jährigen langfristig an sich. »Seine Leistung hat Spuren hinterlassen, mit ihm haben wir noch viel vor«, sagt Sportdirektor Theissen.
Antriebskräfte
Motivation. Wo immer es um Höchstleistungen geht, ist das ein Schlüsselwort. Im Sport aber spielt der innere Antrieb noch einmal eine besondere Rolle, weil der Sport im Grunde wie eine Seifenoper funktioniert: Es gibt immer eine nächste Folge, eine nächste Staffel. In der Wiederholung liegt einer seiner Reize. Und für die Hauptdarsteller eine Herausforderung: Auf ein Hoch folgt nicht selbstverständlich das nächste. Champagner trocknet schnell. Triumphe garantieren nur eines: dass die Konkurrenz beim nächsten Versuch noch stärker wird. Es gibt unterschiedliche Arten, dem zu begegnen.
Viele Dinge können einen antreiben. Bei Ayrton Senna war es ein Gegner. Senna, der aus einer wohlhabenden Familie stammte, nahm sich stets das Beste zum Maßstab. In der Formel 1 hieß der Beste damals Alain Prost. Der Franzose war fünf Jahre älter als der Brasilianer. Er fuhr schon vier Jahre in der Formel 1, als Senna dort 1984 den Einstieg schaffte. Prost wurde »der Professor« genannt. Wegen seiner Akribie, seiner Intelligenz, aber auch wegen seiner Zurückhaltung. Wenn ihm ein zweiter Platz genügte, um etwas zu erreichen, dann fuhr er nicht auf Sieg. Senna war anders, ganz anders. Aber das alleine spielte nicht die große Rolle. Was ihn antrieb: Er wollte einfach besser sein als der Professor. 1988 trafen Prost und Senna bei McLaren aufeinander. Die zwei besten Fahrer in den zwei besten Autos. Was daraus wurde? Ein Duell, wie es die Sportwelt zuvor kaum erlebt hatte. Außergewöhnlicher Ehrgeiz, außergewöhnlicher Mut, außergewöhnliche Rücksichtslosigkeit. Voller Wucht prallten die beiden Charaktere aufeinander. Auch auf der Strecke. Zweimal krachte es beim Großen Preis von Japan. 1988 ging der Titel an Senna – sein erster. 1989 ging der Titel an Prost – sein dritter. Anschließend flüchtete er entnervt zu Ferrari, woraufhin Senna 1990 und 1991 erneut triumphierte. 1993 sicherte sich Prost listig einen Williams, in dem Jahr das schnellste Auto – und beharrte darauf: Ich fahre nur, wenn Senna nicht mein Teamkollege wird! Als sich abzeichnete, dass das 1994 doch so kommen würde, ließ er sich seinen Vertrag ausbezahlen und beendete entnervt seine Karriere. »Er wollte mich nicht nur besiegen, er wollte mich in jedem Rennen
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