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Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)

Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)

Titel: Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Hofmann
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Ablöse fällig. Anders als bei Fußballprofis war derlei in der Formel 1 bis dahin nicht üblich gewesen. Räikkönen war das erste Beispiel, dass sich auch mit kluger Förderung Geld verdienen lässt. Er löste einen Jugendtrend aus. Zu jung, zu unerfahren – die Kategorien gibt es seitdem nicht mehr.
    Die Rundum-Fabrik
    Mit der Aufnahme ins Red-Bull-Juniorteam nimmt Sebastian Vettel die nächste Stufe auf dem Weg zum Motorsportprofi. Wie schon bei der Förderung durch BMW gehört aber mehr zum Paket als bloß Technik und Geld. Rund ein Drittel seines Umsatzes gibt der Energy-Drink-Hersteller für Marketing aus – ungefähr die Hälfte davon wird in Sport investiert. Hunderte Athleten werden unterstützt. Extremsportler, Individualsportler, Teams. Erfolg lässt sich nicht kalkulieren, die Leistungsfähigkeit aber lässt sich kontrollieren, weshalb in Thalgau, 20 Kilometer östlich von Salzburg, in einer ehemaligen Zinnoxid-Fabrik das Red Bull DTC entstanden ist: das Diagnostics & Training Center. Laufbänder, Fahrräder, Ergometer. Physiotherapeuten, Psychologen, Sportmediziner. Es ist eine Rundum-Fabrik, in der Leistungen vor-und nachbereitet werden. Und die einen Makel hat: Eine maßgebliche Rolle am DTC spielt Bernd Pansold, am 7. Dezember 1998 von der 34. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin wegen Beihilfe zur vorsätzlichen Körperverletzung in neun Fällen zu einer Geldstrafe von 14400 Mark verurteilt. Pansold war eine Figur des DDR -Sports. Als leitender Sportarzt des SC Dynamo Berlin kontrollierte er, so befand es das Gericht, im Auftrag der Sportführung die Vergabe von Dopingpräparaten an Trainer und Sektionsärzte. Minderjährigen Mädchen wurden zur Leistungssteigerung männliche Sexualhormone verabreicht. In dem Prozess ging es um neun Betroffene. Bei einer von ihnen, einer ehemaligen Weltklasseschwimmerin, war 1993 ein Lebertumor entdeckt worden, der nach Meinung von Experten mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen war, dass ihr als junger Sportlerin anabole Steroide und die Antibabypille verabreicht worden waren. Pansold hatte sich an den 41 Prozesstagen nicht zu den Vorwürfen geäußert. Er habe »keinen Funken zur Aufklärung beigetragen«, hielt ihm der Richter vor. Pansold hatte 18 Jahre lang auch als Inoffizieller Mitarbeiter für das Ministerium für Staatssicherheit gespitzelt. Als wichtigstes Indiz zu seiner Verurteilung diente ein Treffbericht, in dem er seinem Führungsoffizier detailliert über die Vergabe von Dopingmitteln berichtet hatte. Schon 1976 hatte er mitgeteilt: »Unter einem Teil der Sportmediziner gibt es Äußerungen dahingehend, dass die durchgeführten Maßnahmen, speziell hinsichtlich der Sportlerinnen in gewissem Maße kriminellen Vergehen gleichkommen.« Welche Folgen das haben könnte, war ihm offenbar auch bewusst – wie ein anderer Bericht belegt: »Die bisher angedeuteten Schädigungen (z. B. Krebs) sind gegenwärtig nicht schlüssig zu beweisen. Die grundsätzliche Möglichkeit einer längerfristigen Wirkung und Spätwirkung bleibt bestehen (Prostatacarcinom, Lebercarcinom usw.).« Ein Revisionsantrag gegen das Urteil wurde vom Bundesgerichtshof im Februar 2000 als unbegründet verworfen.
    Trotz der Vorgeschichte konnte Pansold in Österreich weiter den Leistungsdiagnostiker geben. Zunächst am privat betriebenen, aber von Bund und Land geförderten Olympiastützpunkt Obertauern, wo er unter anderen den Skirennläufer Hermann Maier betreute. Als das Urteil im Dopingprozess heraufdämmerte und der Österreichische Skiverband den Olympiastützpunkt übernahm, wurde Pansold dort nicht mehr beschäftigt. Lange musste er nicht suchen, bevor er eine neue Beschäftigung fand. Für Red Bull durfte er das Diagnostics & Training Center aufbauen, weil Firmenchef Dietrich Mateschitz der Meinung ist: »Was soll ich mich darum kümmern, was Pansold vor 20 Jahren irgendwo in Berlin gemacht hat.« Jeder Mensch habe das Recht, umzudenken. Zu dem Thema sagte Pansold selbst 2006 dem österreichischen WirtschaftsBlatt: »Ich kann den Verdacht in Bezug auf meine Person nicht verhindern, doch das ist alter Käse aus der Zeit des Kalten Krieges.« Als Red-Bull-Junior kommt Sebastian Vettel zum ersten Mal in Pansolds Rundum-Fabrik. Seine Werte werden wie die von seinen Mitstreitern penibel notiert. Und schnell zeigt sich: Er ist nicht nur gut. Von Mal zu Mal wird er besser. Er ist denn anderen überlegen, lässt es sie aber nicht spüren.

20 Rennen, 18 Siege
    Die

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