Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
brennt vom Himmel, 36 Grad. Ab der 20. Runde schmerzt der Nacken. Die letzten der 73 Runden ziehen sich. Aber als Achter holt Sebastian Vettel einen WM -Zähler – jünger hat vor ihm keiner gepunktet. Im Ziel wartet der Vater mit Geschenken: einem Schnuller, ein Lätzchen mit der Aufschrift »A star is born« und einem Fläschchen Milch, wie sie am selben Ort der Sieger des 500-Meilen-Rennens kredenzt bekommt. »Baby-Schumi« – so hat die Bild-Zeitung Sebastian Vettel schon vor dem Start getauft. »Er hat an diesem Wochenende für uns den Preis geholt, auch wenn es nur der Trostpreis war«, lobt BMW -Sportchef Mario Theissen, nachdem Teamkollege Nick Heidfeld 16 Runden vor dem Ziel als Fünfter mit einem Hydraulikdefekt ausrollt. Und: »Für mich hat er heute den Einstieg in die Formel 1 geschafft.« Damit sollte er recht behalten. Aber doch ganz anders als gedacht. Denn: Sebastian Vettels Zeit bei BMW geht zuende.
Rote Bullen
Mit dem Motorsport war Red Bull bereits verbandelt, bevor die erste Dose abgefüllt wurde, auf der vor einem blau-silbernen Muster zwei rote Bullen aufeinander zustürmen. Der Name lag nahe. »Krating Daeng«, thailändisch für »roter Stier«, so heißt ein Muntermacher, in dem Dietrich Mateschitz Anfang der achtziger Jahre auf einer Asien-Reise das Potenzial erkennt, dass sich damit gegen mehr ankämpfen lässt als gegen Jetlag. Mateschitz, Jahrgang 1944, hatte an der Wiener Wirtschaftsuniversität studiert. Für den Zahnpasta-Hersteller Blendax war er als Marketing-Mann unterwegs. Er fand heraus, wer Krating Daeng herstellte: die Firma T. C. Pharmaceutical Co., die dem Thailänder Chaleo Yoovidhya gehört. Mateschitz freundet sich mit dessen Sohn Chalerm an, schließlich schlägt er den Managern ein Geschäft vor: Er würde gerne die Lizenzrechte an dem Bullen-Trunk erwerben und ihn nach Europa und Amerika bringen, wo er noch nicht bekannt ist. Der Deal kommt zustande. Mateschitz lässt seinen Blendax-Vertrag auslaufen und verbringt seine Zeit damit, das neue Produkt, seine Gestaltung und die Marketing-Strategie zu konzipieren. Außerdem fährt er an den Österreichring, zum Österreich-Grand-Prix, wo er einen jungen österreichischen Rennfahrer trifft: Gerhard Berger. Berger, Jahrgang 1959, stammt aus Tirol. Sein Vater war ursprünglich Fernfahrer gewesen. In den sechziger Jahren hatte er dann mit dem Handeln begonnen. Irgendwann hatten die Bergers einen Fahrzeugladen, Lkw-Werkstätten, eine Spedition. Geld verdienen – das spielte im Familienalltag eine große Rolle, und so ist der Vater auch zunächst wenig angetan, als der Sohn beginnt, seine unerschrockene Art, die er mit allem, was einen Motor hat, auf dem Firmenhof geschult hat, auch auf Rennstrecken auszuleben. Als Gerhard Berger achtzehn ist, schenkt der Vater ihm eine Konkurs-Firma, die er kurz zuvor übernommen hatte. Plötzlich hat Gerhard Berger zehn Lastwagen und zwanzig Mitarbeiter. Die Verantwortung soll ihn vom Rennfahren abhalten, aber das bremst den Sohn nicht lange. Schnell stößt er bis in die Formel 3 vor – und damit bis an die Tür zur Formel 1. Die aber geht nur auf, wenn er Geld auftreibt. Beim deutschen Rennstall ATS ergibt sich 1984 die Chance. Gerhard Berger knüpft Kontakte zu BMW , woher das Team seine Motoren bezieht, und zur Skifirma Atomic, die sich als Sponsor engagiert. Sein Verhandlungsgeschick ist so gut, dass auch für ihn noch etwas herausspringt. Nicht nur der ATS -Chef ist beeindruckt. Auch Bergers Vater. An Weihnachten, meist nach der Bescherung, vergleichen die beiden ihre Jahresbilanzen. Der Ältere erkennt schnell: Bei dem, was sich im Rennsport verdienen lässt, kann er mit seinen Margen nicht mithalten. Von da an unterstützt er die Karriere des Sohnes nach Kräften. Gerhard Berger ist noch kein arrivierter Formel-1-Pilot, als er Dietrich Mateschitz trifft. Er ist ziemlich genau das Gegenteil: einer, der am hinteren Ende des Fahrerlagers darum kämpft, dabeibleiben zu dürfen in dem Wanderzirkus. Was Mateschitz ihm anbietet, kommt ihm deshalb recht: Unterstützung in Form von Sponsorengeld. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Sie sind sich fast schon einig, als herauskommt, dass es da ein Problem gibt. Oder, genauer gesagt: zwei Probleme. Das Produkt, für das Berger werben soll, gibt es noch gar nicht. Und deshalb gibt es auch noch kein Geld. Aber es gibt eine Idee. Und von der ist Mateschitz überzeugt: ein Energy-Drink namens Red Bull, zusammengerührt aus Wasser, Zucker, Taurin,
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