Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
zweieinhalb Millionen Schilling überwies. Als der Sponsor kurzfristig ausfiel, wollte Lauda auf die Gelegenheit trotzdem nicht verzichten. Er verhandelte mit einer Bank, die ihm die Summe als Kredit geben wollte. Der Vertrag war eingefädelt. Was Lauda nicht bedacht hatte: Sein Großvater war Aufsichtsratsvorsitzender bei der Bank. Als ihm das Vertragswerk zur Unterschrift vorgelegt wurde, beschied er: Nein! Daraufhin brach Lauda mit ihm – und besorgte sich das Geld bei einer anderen Bank. Bei Michael Schumacher ging es 1991 noch abenteuerlicher zu. Die Möglichkeit dafür, dass er einen Platz im Team des Iren Eddie Jordan erhielt, tat sich auf, als Bertrand Gachot verhaftet wurde. Der Franzose, der mit einer belgischen Lizenz startete, hatte sich in London im Berufsverkehr mit einem Taxifahrer angelegt. Aus Ärger darüber, dass er sich im Stau vor ihm in die Spur gedrängt hatte, war Gachot gegen die Stoßstange gefahren. Beide stiegen aus, es kam zu einem Handgemenge, bei dem Gachot eine Dose Reizgas zückte. Das zog einen Prozess nach sich, bei dem Gachot in eine Falle tappte. Die Anwälte, die ihm Jordan besorgt hatte, sagten ihm nicht, dass er als Ausländer ohne Wohnsitz in England nach dem Urteil sofort verhaftet werden könnte. So kam es. Bis zur Revisionsverhandlung, bei der er freigesprochen wurde, saß Gachot im Gefängnis, wo er nicht mitbekam, wie es mit seinem Auto weitergeht.
Für das elfte Saisonrennen am 25. August 1991 in Spa-Francorchamps sucht Jordan kurzfristig einen Fahrer. Am liebsten einen, der eine Sponsoren-Mitgift mitbringt. Jordan kennt Michael Schumachers Manager Willi Weber, und als er ihn anruft, preist Weber Schumacher in den höchsten Tönen an. Jordan kennt Schumacher nicht. »Ist er denn schon mal in Spa gefahren?«, will er wissen. Weber antwortet: »Schon hundertmal.« Eine Lüge. Schumacher ist noch nie in Spa gefahren. Obwohl der Kurs weniger als 100 Kilometer von seiner Heimatstadt Kerpen entfernt liegt, kennt er nicht einmal den Weg zur Strecke. Auf der Anreise zu seinem ersten Formel-1-Auftritt muss er einen Freund anrufen, um sich nicht zu verfahren. In Spa beichtet Weber Jordan seine Lüge. Wobei: Beichten ist eigentlich das falsche Wort. Weber bereut nichts, er behauptet frech: Er habe sich vertan. Nicht Spa kenne Schumacher, sondern Zolder – eine andere belgische Rennstrecke. Jordan tobt. Trotzdem darf Schumacher bleiben. Als er am Abend mit Weber ins Hotel kommt, stellt sich heraus: Die Buchung der beiden ist verloren gegangen, sie stehen ohne Zimmer da. Sie müssen sich auf Hotelsuche begeben. Sie finden eine Jugendherberge etwas außerhalb. Zwei Betten, eine Toilette, mehr bietet das Zimmer nicht.
Damit Schumacher die Kurven und Schaltpunkte kennenlernt, soll ihn sein erfahrener Teamkollege Andrea de Cesaris die Strecke zeigen. Doch der Italiener hat keine Lust und stiehlt sich mit Ausreden davon. Schumacher fährt die sieben Kilometer zweimal mit einem geliehenen Fahrrad ab. Beim Training am Freitagnachmittag fällt sein Name auf dem Zeitenmonitor nie aus den besten Zehn. Als am Samstag die Startaufstellung ausgefahren wird, schafft Schumacher die achtschnellste Zeit, de Cesaris mit dem gleichen Auto lediglich Rang dreizehn. Weil ein Rivale strafversetzt wird, rückt Schumacher noch einen Platz auf. Beim Start zum Rennen zwängt sich der Debütant schon vor der ersten Kurve am Ferrari von Jean Alesi und dem Benetton von Nelson Piquet vorbei. In der Pressekonferenz wird Piquet später sagen: »Dieser Schumacher war schon an mir vorbei, noch ehe die Startampel richtig an war.« Nach nur fünfhundert Metern rollt Schumacher dann aber mit einer defekten Kupplung aus. Beim nächsten Rennen startet er bereits für das wesentlich stärkere Benetton-Team.
Gerangel ums Cockpit
BMW ist stark im Sommer 2007. Nick Heidfeld wird Zweiter beim Großen Preis von Kanada. Das nächste Rennen steht bereits acht Tage später auf dem berühmten Speedway in Indianapolis an. Robert Kubica will dort unbedingt fahren. Am Montag schon verlässt er das Krankenhaus, wobei er betont: »Ich habe keine Schmerzen, und es geht mir gut.« Demonstrativ klettert er in den wartenden Geländewagen – und lässt sich auf dem Fahrersitz nieder: »Dank der Erfahrung, dass man nach so einem Unfall unverletzt aussteigen kann, ist das Geschehene für mich eher ermutigend als besorgniserregend.« Mit aller Vehemenz versichert er auch in den nächsten Tagen, fit zu sein. »Wenn ich 15 Zentimeter
Weitere Kostenlose Bücher