Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
Auto heißt, das Button und Barrichello 2009 bewegen, birgt ein Geheimnis. Und das steckt im Heck: ein so genannter Doppeldiffusor. Bei jedem Formel-1-Auto wird die Luft gelenkt. An der Oberfläche übernehmen das Flügel, Winglets und Bargeboards – schwer zu verstehende, aber gut sichtbare Aerodynamik-Teile. Wichtiger aber ist, was an der Unterseite der Autos passiert. Auch dort befinden sich Luftleitbleche und Strömungskanäle. Die versteckten Helfer können viel bringen, vor allem am Heck, wo es darum geht, das Auto möglichst fest auf den Asphalt zu drücken, um möglichst viel der gewaltigen Motorleistung auf die Straße zu bringen. Einen Diffusor, der die Luft dort lenkt, hat jeder. Der Doppeldiffusor aber ist ein Trick. Er teilt den Luftstrom, lässt ihn über zwei Ebenen strömen – und sorgt so für wesentlich mehr Anpressdruck. Toyota und Williams sind auch auf den Trichter gekommen, aber später als Ross Brawn. Ihre Doppeldiffusoren sind längst nicht so ausgereift. BMW und Renault durchschauen die Nummer, als sie zufällig Fotos im Internet entdecken, auf denen ein Auto von Brawn von unten zu sehen ist, nachdem es bei den Testfahrten liegenblieb und von einem Kran angehoben wurde. Es gibt Proteste und eine Klage gegen die Technik. Doch der Automobilweltverband entscheidet: Der Kniff ist legal. Wer keinen Doppeldiffusor hat, muss einen bauen. Das aber dauert. Der Trick entscheidet die Weltmeisterschaft: Von den ersten sieben Rennen gewinnt Jenson Button sechs. Anschließend wird die Konkurrenz zwar stärker, aber Buttons Vorsprung ist groß genug: Er kann ihn gelassen zum Titel verwalten. Bis zum vorletzten Saisonrennen in Brasilien hat Sebastian Vettel die Chance, ihm gefährlich zu werden. Als sie sich auflöst, feiert Button – und Sebastian Vettel ist bitter, bitter enttäuscht. Als er in São Paulo als Vierter das Ziel erreicht, bleibt er einige Zeit im Auto sitzen. Als er aussteigt, kämpft er mit den Tränen. Sein Glückwünsche an Button wirken gequält: »Er hat mehr Punkte. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.« Als Zeichen der Entschlossenheit hat Sebastian Vettel sich zwei Wochen lang nicht rasiert und seine Mechaniker angestachelt, das Gleiche zu tun. Nun aber sehen die wilden Kerle nur noch traurig aus. Für Sebastian Vettel ist es eine neue Situation: Zum ersten Mal in seiner Karriere verpasst er einen Titel, den er hätte gewinnen können. Mit 84 Punkten wird er Zweiter der Fahrerwertung, Jenson Button kommt auf 95. Rubens Barrichello sammelt 77 Zähler, Mark Webber 69,5. Trotz Doppeldiffusor-Vorteil: Es hätte auch anders kommen können.
Fehlersuche
Sebastian Vettel stolpert 2009 zehnmal. Mal über die Technik. Mal über die Taktik. Mal über eigene Fehler. Am Anfang der Saison hat er schlechte Starts. In Barcelona, in Budapest und auf dem Nürburgring kosten die ihn Plätze. In Valencia explodiert der Motor. Um auf Nummer sicher zu gehen, darf Sebastian Vettel bei den Rennen danach nicht mehr so viele Übungsrunden drehen. In Singapur wirft ihn eine Durchfahrtsstrafe zurück, die er erhält, weil sein Tempomat falsch kalibriert ist. Statt mit den erlaubten 100 km/h wird Sebastian Vettel in der Boxengasse mit 101,4 km/h erwischt. In Istanbul vergibt er mit einem Ausrutscher in der ersten Runde einen möglichen Sieg. In Melbourne schenkt er kurz vor dem Ziel den sicheren dritten Platz her, weil er sich gegen den im BMW auf frischen Reifen heranstürmenden Robert Kubica zu heftig wehrt, beide kollidieren und ausscheiden. Seinen Funkspruch »Ich bin ein Idiot« werten die Rennkommissare als Schuldeingeständnis und stufen ihn beim nächsten Rennen am Start zehn Plätze zurück. Das bringt ihn in Malaysia um viele Chancen. Beim Großen Preis von Monaco setzt Sebastian Vettel sein Auto nach 15 Runden vor der Kapelle Sainte-Devote in die Leitplanken. Das sind die Tiefpunkte, denen vier Glanzlichter gegenüberstehen: In Shanghai jagt Sebastian Vettel auf die Pole Position – obwohl er das Material schonen muss und in den finalen zwei Qualifikationsdurchgängen lediglich einen Versuch hat; die gute Ausgangsposition münzt er im Rennen im Regen zum ersten Sieg mit Red Bull um, vor Teamkollege Mark Webber. Die gleiche Reihenfolge gibt es in Silverstone im Trockenen. Zudem wird für Sebastian Vettel dort notiert: Pole Position, Start-Ziel-Sieg, schnellste Runde und Bestzeiten in allen Sektoren. Er ist so überlegen, dass er schon in der letzten Kurve die Hand vom Lenkrad nehmen und die Fans
Weitere Kostenlose Bücher