Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
Rivalität im Laufe des Jahres 2010 dramatisch zu. Nach der Kollision in der Türkei führt Webber die WM -Wertung mit 93 Punkten an, Sebastian Vettel ist 15 Zähler zurück. Nach dem verpatzten Großen Preis von Kanada, bei dem Sebastian Vettel Vierter wird und Webber Fünfter, trennen die beiden noch 13 Punkte. Das nächste Rennen, den Großen Preis von Europa auf dem Stadtkurs in Valencia, beendet Webber nicht. In der neunten Runde fährt er beim Überholen auf ein langsameres Auto auf, überschlägt sich spektakulär, kommt aber mit dem Schrecken davon. Sebastian Vettel eilt unbeeindruckt weiter zum Sieg, der ihn in der WM -Wertung wieder zum besten Red-Bull-Fahrer aufsteigen lässt. Er hat 113 Punkte, Webber 103 – das ist die Ausgangslage für den Großbritannien-Grand-Prix.
Nummernspiele
Zu dem Rennen in Silverstone hat Adrian Newey etwas Neues entwickelt: einen neuen Frontflügel. Das Teil ist allerdings eine Rarität. Bis zum Samstag gibt es lediglich zwei Exemplare. Das Team entscheidet, Sebastian Vettel und Mark Webber, je einen zukommen zu lassen. Das Training lässt sich gut an. Im ersten glückt Sebastian Vettel die schnellste Zeit, im zweiten Mark Webber. Im dritten am Samstagvormittag stehen beide Red-Bull-Piloten an der Spitze der Zeitenliste – in der Reihenfolge: Vettel vor Webber. Unmittelbar vor dem Ende der letzten Übungsrunde aber passiert am Auto von Sebastian Vettel etwas. Weil einer der Schnellverschlüsse hakt, die den Frontflügel am Auto halten, löst sich das exklusive Teil, als Sebastian Vettel vor der Abbey-Kurve hart bremst. Der Flügel knickt ab und geht kaputt. Sebastian Vettel trifft keine Schuld. Weil er mit dem neuen Flügel ein gutes Gefühl hatte, weil er in zwei der drei Trainingssitzungen der Schnellste war und weil er in der WM -Wertung vor Webber steht, treffen Teamchef Christian Horner und Technikchef Adrian Newey eine Entscheidung, die Sprengstoff birgt: 25 Minuten vor Beginn der Qualifikation weisen sie an, dass der einzig verbliebene neue Frontflügel von Webbers Auto abgeschraubt wird. Sebastian Vettel bekommt ihn. Webber muss sich mit einer älteren Version begnügen. Was der Routinier von dieser Maßnahme hält, lässt sich leicht denken. Das Erstaunliche aber ist, dass er seinen Frust auch noch ganz offen zeigt. Nachdem Sebastian Vettel ihm mit einem Vorsprung von 0,143 Sekunden die Pole Position weggeschnappt hat, knallt Webber in der Pressekonferenz sein Wasserglas auf den Tisch und gurgelt: »Ich glaube, das Team hat das Resultat bekommen, das es wollte.« Sebastian Vettel wird vom Groll des Kollegen kalt erwischt. Unerwartet muss er sich gegen den Eindruck wehren, vor dem Teamkollegen zu stehen, weil er vom Rennstall bevorzugt wird. Vor allem in England, wo das Fairplay in jedem Sport besonders hochgehalten wird, ist das ein schwerer Vorwurf. Webber weiß: Das Thema ist heiß. Mit ihm kann er im Gerangel um die Vorherrschaft im Team Wirkungstreffer setzen. Auch deshalb kostet er seinen Triumph im Rennen am Sonntag nicht still aus. Weil Sebastian Vettel einen schlechten Start erwischt, nach einer Berührung mit Lewis Hamilton von einem Plattfuß zurückgeworfen und letztlich nur Siebter wird, ist der Weg für Webber frei. Als er als Sieger ins Ziel braust, setzt er einen sarkastischen Funkspruch ab: »Nicht schlecht für eine Nummer zwei.« Damit aber ist das Nachbeben noch nicht vorbei. Auf der Pressekonferenz verkündet Webber offensiv, wenn er geahnt hätte, dass er bei Red Bull nur die zweite Geige spielen darf, hätte er seinen Kontrakt nie verlängert. Außerdem fordert er forsch: Die Regel, dass der im WM -Klassement besser Platzierte bevorzugt werde, müsse nun auch für ihn gelten, schließlich stehe es im Duell gegen Sebastian Vettel nun ja 128:121 für ihn. Es ist ein Auftritt, mit dem er zweierlei erreicht. Zum einen wirbt er massiv für sich. Zum anderen beschädigt er Sebastian Vettel. Zum ersten Mal steht dieser nicht als Everybody’s Darling da. Ein Stimmungsumschwung, mit dem Sebastian Vettel nicht so schnell klarkommt.
Gegenwind im Sommer
Der Sommer 2010 ist keine leichte Zeit für Sebastian Vettel. Aber es ist eine Spanne, die ihn prägen wird, die seine Karriere, aber auch seiner Persönlichkeitsentwicklung in eine neue Richtung leitet. Er ist noch jung genug, um Anregungen wahrzunehmen, auf sie zu reagieren. Aber er ist jetzt auch schon drei Jahre lang Formel-1-Stammfahrer, er kennt die Abläufe, hat etliche Erfahrungen gesammelt. Er
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