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Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)

Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)

Titel: Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Hofmann
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ist von den Eindrücken nicht mehr überwältigt, wie es jeder junge Sportler ist, der zum ersten Mal eine große Arena betritt, um sich mit seinen einstigen Idolen zu messen. Mit wachen Augen, aber abgeklärtem Blick nimmt Sebastian Vettel in der schwierigen Phase viel wahr: Wie schnell die Stimmung drehen kann. Wie manche Rivalen die öffentliche Meinung gezielt benutzen, um ihn unter Druck zu setzen und ihre eigenen Ziele zu erreichen. Wie manche Einflüsterer verstummen, sobald der Wind dreht und sich so mancher vermeintliche Freund schnell einen anderen Lieblingsfahrer sucht. Aus all dem zieht er eine Lehre. Es ist keine schöne Lehre, aber eine entscheidende. Die Biographien vieler Sportler zeigen das, die plötzlich vom Talent zum Star reiften und bei denen sich ähnliche Wegmarken finden lassen. Sebastian Vettel beschließt, sich von äußeren Einflüssen weitgehend frei zu machen, ausschließlich denjenigen zu vertrauen, die ihm selbst wichtig sind. In jenem Sommer emanzipiert er sich. Und wie gut das gelingt, wird später noch oft zu erleben sein. Es wird vor allem zu erleben sein, wenn es nicht gut läuft, wenn Sebastian Vettel kämpfen muss. Beim Großen Preis von Malaysia 2012 wird es zu erleben sein, als ihn eine Kollision mit Narain Karthikeyan, der in einem unterlegenen Auto unterwegs ist, wenige Runden vor dem Ziel zwölf WM -Punkte kostet und Sebastian Vettel den Inder anschließend als »Überrundeten, der einfach nur Platz machen soll« bezeichnet, ihn »überfordert« nennt, als »Gurke« und noch Schlimmeres beschimpft. Obwohl die Tirade etlichen Wirbel verursacht, bleibt Sebastian Vettel bei seiner Linie. Er entschuldigt sich nicht, erklärt auch später noch einmal: Er habe sich geärgert und sei enttäuscht. Und er habe keine Lust, das hinter einem aufgesetzten Lächeln zu verstecken. Kein Schauspieler sein, sich den Mund lieber einmal verbrennen, als sich zu verbiegen – dieser Grundsatz wird auch bei einer ganz anderen Gelegenheit deutlich, ebenfalls 2012, als er in New York in die Talkshow des bekannten Entertainers Letterman eingeladen ist. Kariertes Hemd, Jeans: So leger wie das Outfit gerät auch der Auftritt. Als der Talkmaster en detail all die Überholhilfen erklärt haben will, die es in der Formel 1 gibt, rutscht Sebastian Vettel heraus: »Die Hälfte des Publikums denkt sich doch jetzt, fuck, worüber reden die da eigentlich.« Das F-Wort überblendet der Regisseur allerdings flugs mit einem Piep-Ton. Und das bleibt nicht der einzige Ausflug in den Grenzbereich, den Sebastian Vettel sich an dem Abend leistet. Als er gefragt wird, wie er die neue Strecke finde, auf der die Formel 1 bald durch New Jersey brausen soll, bringt Sebastian Vettel beide Hände auf die Höhe des Reißverschlusses seiner Hose und deutet an, dort brauche es schon einiges, um sich der Herausforderung zu stellen. Derlei Rhetorik ist nicht jedermanns Sache.
    Danach, was jedermanns Sache ist, aber richtet Sebastian Vettel sich zunehmend weniger. Als es 2012 Diskussionen gibt, ob es wegen der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen in dem Land richtig sei, dass die Formel 1 in Bahrain antrete, zieht Sebastian Vettel viel Kritik auf sich, als er zu Beginn des Grand-Prix-Wochenendes sagt, er sehne sich danach, endlich in sein Auto zu steigen und sich »mit den Dingen zu befassen, auf die es wirklich ankommt – Reifentemperaturen«. Auch dieses Anecken nimmt er in Kauf. Besser direkt ins Abseits fahren als in Schlangenlinien reden. Vor den Autoritäten seines Sports legt Sebastian Vettel die Ehrfurcht ebenfalls Zug um Zug ab. Als er sich 2012 beim Stadtrennen in Valencia von einer seiner Meinung nach unnötigen Safety-Car-Phase gebremst und um den Sieg gebracht fühlt, sagt er das unumwunden: »Das hätte man sich sparen können.« Als er beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring im selben Jahr nachträglich vom zweiten auf den fünften Platz zurückgestuft wird, weil er bei einem Überholmanöver kurz vor dem Ziel mit allen vier Rädern die Rennstrecke verlassen hatte, übt er ebenfalls Kritik. Nicht spontan, unüberlegt, sondern erst einen Tag nach dem Urteil, schriftlich. Auf seine Homepage schreibt Sebastian Vettel: »Aus meiner Sicht ist eigentlich alles richtig abgelaufen. Aber man kann nichts tun, wenn das die Verantwortlichen anders sehen.« Eine Meinung haben, einen Standpunkt einnehmen und diesen auch verteidigen – im Sommer 2010 geschieht viel, was Sebastian Vettel darin schult. Der

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