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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Achselhöhle kratzte und mich lüstern anglotzte, »und ich tät am liebsten das Fräuleinchen hier hab'n tun, will ich mal sagen.«
    »Das tust du doch immer tun, Ferdish«, merkte Selt an. »Du hast halt'n Blick für die Weiber, das will ich sagen.«
    Ich hätte natürlich alles mögliche tun können, aber mir gefiel ihr besitzergreifendes Gebaren einfach nicht, und so dachte ich mir, ein wenig Zucht könnte ihnen nicht schaden. Außerdem wollte ich etwas ausprobieren – einmal sehen, ob es tatsächlich funktionierte. »Das wäre also geklärt, meine Herren?« fragte ich sie ziemlich beiläufig.
    »Alles klar, Liebchen«, grinste Ferdish mich an. »Wärste wohl so gut und tätst jetzt absteig'n tun, damit der Selt hier sein neues Reittier ausprobier'n kann, derweil ich und du uns amüsier'n tun?«
    »Seid ihr sicher, daß ihr genau das zu tun beabsichtigt?« fragte ich nochmals.
    »Das ist das, was wir krieg'n tun werd'n, Melady«, lachte Selt rauh.
»Oh, gut«, sagte ich. »Mein Untier und ich sind nämlich hungrig, und wir haben uns schon gefragt, wen wir zum Abendessen verspeisen sollen.«
Das zerlumpte Paar starrte mich begriffsstutzig an.
»Ich möchte euch beiden wirklich danken, daß ihr genau in dem Augenblick gekommen seid, wo mein Magen zu knurren anfing.« Ich beäugte sie kritisch. »Ein bißchen dürr vielleicht«, äußerte ich, »aber als Reisende muß man sich an knappe Rationen gewöhnen, schätze ich.«
Dann setzte ich langsam meinen Willen frei, um ihnen Gelegenheit zu geben, jede Einzelheit der Verwandlung zu genießen, die vor ihren Augen stattfand. Baron, der müßig an einem Grasbüschel am Straßenrand geknabbert hatte, hob seinen Kopf, und sein Hals begann zu wachsen, während gleichzeitig Schuppen, Klauen, Flügel und weitere Drachenattribute an ihm auftauchten. Meine eigene Verwandlung ging ebenso gemächlich vonstatten. Meine Schultern wurden breiter, meine Arme länger, zwischen meinen Lippen begannen Fangzähne herauszuwachsen, und mein Gesicht nahm ein eldrakisches Aussehen an. Als die Verwandlung abgeschlossen war, stand mein Räuberpaar gelähmt vor Angst da und gaffte mit offenem Mund eine monströse Ogerin mit funkensprühenden Augen und Klauenhänden an, die neben einem riesigen, qualmenden Drachen saß. »Futterzeit, Baron«, schnarrte ich mit rauher, gutturaler Stimme. »Was meinst du? Sollen wir sie erst töten oder lebendig essen?«
    Ferdish und Selt, immer noch starr vor Entsetzen, klammerten sich kreischend aneinander.
Dann rülpste Baron, und eine große Wolke rußigen Feuers stieg aus seinem Maul auf.
»Wie dumm von mir, warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?« knurrte ich. »Was für eine wunderbare Idee, Baron. Geh und röste sie ein wenig, bevor wir sie essen. Schließlich ist es schon Abend, und wir schlafen beide besser mit einer warmen Mahlzeit im Bauch.«
Ferdish und Selt muß plötzlich eine dringende anderweitige Verabredung eingefallen sein, denn sie verließen uns fluchtartig und ohne ein Wort des Abschieds. Wenn ich mich recht entsinne, gab es bei ihrem Weggang eine Menge Geschrei, Stolpern, DurchdieBüscheKrachen und ähnliches.
»Sollen wir jetzt weiterreiten, Baron?« schlug ich vor, und er und ich setzten unseren gemütlichen Spazierritt durch den düsteren, feuchten Wald fort.

Ach, seid doch nicht so leichtgläubig! Natürlich habe ich Baron und mich nicht tatsächlich in diese Ungeheuer verwandelt. Ferdish und Selt hätten so viel Aufwand kaum verdient, und eine Illusion ist in den meisten Fällen genauso wirkungsvoll wie die Realität. Nebenbei bemerkt, wenn ich vollkommen aufrichtig sein soll, hatte ich zur damaligen Zeit nicht den blassesten Schimmer, wie eine Ogerin und ein Drachen tatsächlich aussahen, ich improvisierte einfach.
    Am nächsten Tag erreichten wir Muros, und ich kaufte Vorräte ein. Dann, bei Tagesanbruch des darauffolgenden Morgens, machten Baron und ich uns auf den Weg in die sendarischen Berge. Wenn ihr unbedingt allein in der Wildnis sein wollt, kann ich das Gebirge wärmstens empfehlen. Mich überkommt im Hochland immer eine Art Frieden, den ich in keiner anderen Umgebung verspüre. Um ganz ehrlich zu sein, ich bummelte und schlug unser Nachtlager viel eher auf, als es nötig war.
    Ich schwamm in eiskalten Gebirgsseen, wobei ich gewiß die örtliche Forellenpopulation erschreckte, und wilderte durch Dickichte von Beerengestrüpp, wenn es sich anbot. Mit Bedauern ließ ich die Berge hinter mir und ritt auf das endlose

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