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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Grasmeer hinaus – auf die algarische Ebene.
    Das Wetter hielt sich, und wir kamen wenige Tage später im Tal an. Vater und die Zwillinge begrüßten mich herzlich, aber Onkel Beldin hielt sich wie üblich in Mallorea auf, wo er ein Auge auf den Feind hatte und einen Weg zu finden versuchte, Urvon aus Mal Yaska herauszulocken.
    Nach all den Jahren, die ich auf der Insel der Winde verbracht hatte, war es ein seltsames Gefühl, wieder im Tal zu sein. Auf der Zitadelle hatte ich im Mittelpunkt des Geschehens gestanden, und immer gab es irgend etwas, das meine sofortige Aufmerksamkeit verlangte. Um offen zu sein, ich vermißte die Staatsangelegenheiten, und die Abgeschiedenheit des Tals machte es mir unmöglich, auf dem laufenden zu bleiben, geschweige denn, die Dinge zu beeinflussen. Mein Vater, der viel aufmerksamer ist, als er manchmal erscheint, bemerkte die Anzeichen meiner Unzufriedenheit. »Bist du beschäftigt Pol?« fragte er mich eines Abends nach dem Essen.
    »Eigentlich nicht«, antwortete ich und legte einen medizinischen Text beiseite, den ich gelesen hatte.
»Du hast Probleme, nicht wahr?« erkundigte er sich. Sein weißes Haar und der Bart wirkten im Schein des Kaminfeuers rötlich.
»Ich kann mich scheinbar nicht mehr an das ruhige Leben gewöhnen«, gab ich zu.
    Er zuckte die Schultern. »Das kommt vor. Ich brauche für gewöhnlich mindestens ein Jahr, um wieder zur Ruhe zu kommen, nachdem ich eine Zeitlang in der Welt draußen war. Das Studium ist etwas, was man jeden Tag tun muß. Wenn du es einmal aufgibst, mußt du es wieder ganz von vorne lernen. Gedulde dich, Pol. Nach einer Weile kommt es zurück.« Er lehnte sich zurück und schaute nachdenklich ins Feuer. »Wir sind nicht wie andere Menschen, Pol, und es hat keinen Sinn, zu tun, als seien wir es doch. Wir sind nicht hier, um uns in die Regierungsgeschäfte dieser Welt verwickeln zu lassen. Dafür sind Könige da, und was mich betrifft, beneide ich sie nicht um ihr Amt. Unsere Aufgabe liegt hier, und was da draußen vor sich geht bedeutet uns eigentlich nichts – zumindest sollte es das nicht.«
    »Wir leben auch in der Welt, Vater.«
»Nein, Pol, das tun wir nicht – zumindest nicht in derselben Welt, in der die Menschen da draußen leben. Unsere Welt ist die Welt der Urgründe und der unabänderlichen Kette von EREIGNISSEN, die von dem Augenblick an, als die ABSICHT des Universums geteilt wurde, aus diesen Urgründen entstanden sind. Unsere einzige Aufgabe besteht darin, gewisse EREIGNISSE zu erkennen – und zu beeinflussen –, die so winzig und unbedeutend sind, daß gewöhnliche Menschen sie nicht einmal wahrnehmen.« Er legte eine Pause ein. »Was liest du gerade?«
»Medizinische Texte.«
»Warum? Die Menschen sterben sowieso, ganz gleich, wie sehr du es zu verhindern suchst. Wenn sie nicht das eine Leiden umbringt sterben sie an einem anderem.« »Wir reden hier über Freunde und Verwandte, Vater.«
Er seufzte. »Ja, ich weiß. Aber das ändert nichts an den Tatsachen. Sie sind sterblich; wir sind es nicht – wenigstens noch nicht. Leg deine Liebhaberei beiseite, Pol, und mach dich an deine Arbeit. Hier.« Er drückte mir eine dicke, schwere Schriftrolle in die Hand. »Das ist deine Abschrift des Mrinkodex. Du fängst besser sofort damit an. Es wird später vermutlich Prüfungen geben.«
»O Vater«, seufzte ich, »sei endlich ernst.«
»Ich bin ernst. Die Prüfungen, die aus diesen Studien hervorgehen, werden aller Voraussicht nach weitreichende Konsequenzen haben.«
»Zum Beispiel?«
»Oh, das weiß ich noch nicht – das Ende der Welt möglicherweise – oder das Kommen von jemandem, der sie retten wird.« Er warf mir einen unergründlichen Blick zu. »Sei glücklich bei deiner Arbeit, Pol«, wünschte er mir, als er sich wieder seiner eigenen Abschrift des Gestammels jenes Schwachsinnigen vom Ufer des Mrin zuwandte.
Am nächsten Morgen legte ich meinen grauen rivanischen Umhang um, sattelte Baron und ritt in den stürmischen Herbsttag hinaus. Der Baum, tief in der Ewigkeit verwurzelt, hatte sein herbstliches Prunkgewand anzulegen begonnen. Er sah umwerfend aus. Die Vögel, vermutlich Abkömmlinge meines frechen Spatzen und der lyrischen Schwalbe, flogen zu meiner Begrüßung herbei, als ich mich näherte. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich habe nie einen Vogel getroffen, der mich nicht beim Namen genannt hätte, wenn er mich zum erstenmal sah.
Mutter antwortete nicht, als ich meine Gedanken zu ihr ausschickte, aber ich

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