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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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übliche Reaktion auf eine solche Bitte hätte in gutgemeintem, aber törichtem Spott wie ›Du wirst noch lange keine Gruft brauchen‹ oder etwas ähnlichem bestanden, aber ich liebte und achtete Eisenfaust zu sehr, um ihn auf diese Weise zu beleidigen. »Ich werde mich darum kümmern«, versprach ich ihm.
»Danke, Pol«, sagte er. »So, und jetzt, wenn du nichts dagegen hast, werde ich wohl zu Bett gehen. Es war ein aufregender Tag, und ich bin sehr, sehr müde.« Dann erhob er sich und verließ still und mit hängenden Schultern die Banketthalle.

Alles verlief glatt auf der Insel in den Jahren nach der Hochzeit. Es gab gewisse Sorgen angesichts der Tatsache, daß Larana nicht augenblicklich zur Mutterschaft erblühte, aber ich beruhigte die erregten Gemüter, so gut ich es vermochte. »Diese Dinge brauchen ihre Zeit«, sagte ich.
Ich sagte es so oft, daß ich es langsam selbst nicht mehr hören konnte.
Dann, im Jahre 2044 des alornischen Kalenders, starb Cherek Bärenschulter und versetzte ganz Alorien in tiefe Trauer. Cherek war ein Titane gewesen, und sein Tod hinterließ eine gewaltige Lücke.
In jenem Winter teilte Larana uns in aller Stille mit daß sie guter Hoffnung sei, und wir zeigten uns alle gebührend entzückt über die Neuigkeit. Ihr Sohn kam im folgenden Sommer auf die Welt, und Daran nannte ihn zu Ehren seines verblichenen Großvaters väterlicherseits Cherek. Nach der Zeremonie, in deren Verlauf die Hand des kleinen Kindes auf den Orb gelegt wurde und dieser auf die gewohnte Art antwortete, brachten wir ihn in die königlichen Gemächer, damit Riva seinen Enkelsohn sehen konnte.
»Du bist doch einverstanden, Vater, oder?« fragte Daran. »Daß ich ihn nach deinem Vater benannt habe, meine ich.«
»Vater hätte sich gefreut«, sagte Riva, und seine Stimme klang schrecklich müde. Er breitete die Arme aus, und ich gab ihm seinen Enkel. Er hielt den Kleinen eine Weile in den Armen, ein sanftes Lächeln auf dem gealterten Gesicht. Dann schlief er leise ein.
Er wachte nie mehr auf.
Die Beisetzung war würdevoll, wurde aber nicht von übermäßiger Trauer verdorben. Rivas stiller Rückzug hatte ihn aus dem Blick der Öffentlichkeit entfernt, und viele auf der Insel staunten vermutlich ein wenig, als sie erfuhren, daß er noch am Leben gewesen war.
Nach der Beerdigung begab ich mich in Klausur und dachte nach. Daran und Kamion hatten alles fest im Griff. Für mich gab es keinen Grund mehr zu bleiben.
Und so packte ich im Frühling des Jahres 2046 all meine Sachen zusammen und bereitete meine Rückkehr ins Tal vor.

TEIL DREI VO WACUNE

    K APITEL 12
    Wie der Zufall es wollte – obwohl es vermutlich alles andere als Zufall war –, legte Anrak auf einer von seinen ziellosen Fahrten an der Insel an, gerade als ich meine Vorbereitungen zur Abreise traf. Er erbot sich, mich nach Camaar mitzunehmen. Ich habe Anrak nie richtig verstanden. Meist hatte er nicht einmal Fracht an Bord, wenn er in See stach. Sein Eintreffen bot mir eine willkommene Gelegenheit, die lästigen Abschiedsszenen abzukürzen. Warum müssen die Leute ein Lebewohl nur immer so hinauszögern? Nachdem man ein paarmal ›Auf Wiedersehen‹ gesagt hat, hat man es gesagt, oder?
    Es war leicht bewölkt, als Anraks Besatzung die Leinen kappte und die Segel aufzog, und ich stand auf dem Achterdeck und sah zu, wie die Insel der Winde langsam unseren Blicken entschwand. Ich hatte dort glückliche Zeiten erlebt und Zeiten, die mir fast unerträglichen Schmerz und Kummer gebracht hatten, aber so ist das Leben nun einmal, nicht wahr?
    Die felsige Insel war immer noch ganz klein achtern am Horizont zu sehen, als mich eine sonderbare Gewißheit überkam. Als ich an Deck von Anraks Schiff gegangen war, hatte ich nicht nur Freunden und Verwandten, sondern auch dem, was die meisten Menschen ein normales Leben nennen würden, Lebewohl gesagt. Ich war jetzt sechsundvierzig Jahre alt, und wenn die Lebensspannen meines Vaters und meiner Onkel irgendeinen Anhaltspunkt für mein künftiges Leben bieten sollten, betrat ich nun Neuland. Ich würde Menschen kennen und lieben lernen, um dann mitansehen zu müssen, wie sie einer nach dem anderen zurückblieben, während ich weiter und weiter schritt. In dieser Erkenntnis lag eine furchtbare Form von Einsamkeit. Andere würden dahinscheiden, aber ich würde immer weiter leben, all jene Ungewissen, endlosen Jahre über, die noch vor mir lagen.
    »Warum so traurig, Pol?« fragte mich Anrak, der amSteuerruder nicht weit

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