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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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hämmern mich Generationen harter Arbeit gekostet hatten.
»Kurzum, Mylady, mir will es scheinen, als ruhte Euer Reich noch immer auf den Rücken jener einstigen Leibeigenen – in diesem Falle nicht auf ihrer unbelohnten Form, sondern vielmehr auf ihren Löhnen. Fürwahr, solche Güter mögen sie nunmehr erwerben, die ihnen zuvor vollends unerreichbar waren. Der Stand der Händler gedeihet, und ihr Anteil an der Steuerlast erleichtert die Bürde, welche die Landbesitzer, Eure Vasallen, zu tragen haben. Das Wohlergehen der ehemaligen Leibeigenen ist das Fundament, auf dem die Wirtschaft Eures gesamten Reiches ruhet.«
»Ontrose«, ließ ich ihn wissen, »Ihr seid ein Schatz. Ihr habt im Handumdrehen begriffen, was meine Vasallen in sechshundert Jahren nicht verstanden haben.«
Er zuckte die Schultern. »Das ist doch nicht mehr als simple Mathematik, Euer Gnaden«, entgegnete er. »Eine Unze pro Kopf von vielen ergibt weitaus mehr als ein Pfund pro Kopf von wenigen.«
»Nett ausgedrückt, Ontrose.«
»Mir gefiel es auch recht gut«, antwortete er bescheiden.
Auf unserer Reise in den Norden unterhielten wir uns über viele Dinge, und ich entdeckte, daß mein junger – vergleichsweise junger – Kämpe einen schnellen und wachen Verstand hatte. Darüber hinaus war er außerordentlich weltgewandt, was mich sehr an meinen lieben alten Freund Kamion auf der Insel der Winde erinnerte.
Er zeigte sich gebührend von meinem Landsitz beeindruckt und hatte genügend gesunden Menschenverstand, sich mit meinem Vogt aus dem Geschlecht Killanes um gutes Einvernehmen zu bemühen. Zudem kam seine Leidenschaft für Rosen der meinen zumindest gleich. Die Unterhaltung mit ihm war ein Vergnügen, seine improvisierten Lautenkonzerte – oft von seinem wohlklingenden Bariton begleitet – rührten mein Herz, und seine Fähigkeit, obskure philosophische Themen zu begreifen – und in Frage zu stellen – erstaunte mich des öfteren.
Ich fand mich Gedanken nachhängen, die ich vermutlich besser nicht gehabt hätte. In Gedanken wurde mir Ontrose zu mehr als einem Freund. Mutter schien das nicht zu behagen. »Polgara«, erklang ihre Stimme eines Nachts in meinem Kopf, »das schickt sich nicht weißt du.«
»Was?« Meine Antwort klang nicht sehr freundlich.
»Deine wachsende Vernarrtheit. Das ist nicht der Mann, der dir bestimmt ist. Dieser Abschnitt deines Lebens liegt noch in ferner Zukunft«
»Nein, Mutter, da irrst du. Was du ›diesen Abschnitt deines Lebens‹ nennst wird eintreten, wann immer ich es für richtig halte, und es gibt nichts, was du oder irgend jemand sonst unternehmen könnte, um meine Meinung zu ändern. Ich habe es satt an Fäden zu hängen wie eine Marionette. Es ist mein Leben, und ich werde es so leben, wie ich es will.« »Ich versuche, dir eine Menge Herzeleid zu ersparen, Pol.«
»Mach dir keine Sorgen, Mutter. Und jetzt würde ich gerne schlafen, wenn es dir nichts ausmacht«
»Wie du willst Pol.« Und dann war das Gefühl ihrer Gegenwart verschwunden.
Nun, natürlich war es ein bißchen grob. Das war mir bereits klar, bevor ich es ganz ausgesprochen hatte. Diese spezielle Konfrontation kommt einmal in jedermanns Leben. Aber für gewöhnlich geschieht das in jüngeren Jahren.
Am Morgen schämte ich mich mehr als nur ein bißchen, und im Laufe der Zeit bereute ich meine kindische Reaktion mehr und mehr. Mutters Gegenwart war immer der Mittelpunkt meines Lebens gewesen, und mein kleiner Ausbruch hatte eine Mauer zwischen uns beiden aufgerichtet, die erst nach Jahren wieder fallen sollte.
Ich will das, was ich für Ontrose empfand, nicht herabwürdigen, indem ich es ›Vernarrtheit‹ nenne. Ich gebe indes zu, daß die Vorgänge in meinem Privatleben meine Aufmerksamkeit von etwas ablenkten, das ich genauer hätte beobachten sollen. Dem zweiten Garteon war in Asturien noch ein dritter gefolgt. Garteon III. war ein noch üblerer Halunke als sein Vater oder sein Großvater, und der Großteil seiner Feindseligkeiten schien sich gegen Wacune zu richten. Es war offenkundig, daß zwischen Wacune und Erat enge Bande bestanden, und die Orimanfamilie war anscheinend zu dem Schluß gelangt, mein Herzogtum könne ohne wacitische Unterstützung nicht bestehen. Die asturische Feindschaft gegen meine Person war nicht schwer zu verstehen und reichte vermutlich in die Zeiten Herzog Nerasins zurück. Schließlich hatte ich im Verlauf der Jahrhunderte mit einer erklecklichen Anzahl asturischer Herzöge ein Exempel beziehungsweise

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