Polgara die Zauberin
seid mir schon was Cleveres! Habt Euch was einfall'n lass'n, wie Ihr an zwei Orten gleichzeitig sein könn'n tut!«
»Nun, nicht ganz. Es ist eine recht umständliche Art, unsere Arbeit zu erledigen, aber uns bleibt keine Wahl. Wenn wir Muros erst einmal fest unter Kontrolle haben, lassen wir Halbren das Hauptquartier in einem der dortigen Gebäude aufschlagen. Dann spreche ich einen Zauber über einen der Räume, so daß wir beide uns auch dort austauschen können. Auf diese Weise mußt du nicht deine ganze Zeit auf dem Pferderücken verbringen, um Botschaften zu übermitteln. Schärfe Halbren ein, daß es bei der Einnahme von Muros zu keinerlei Plünderungen oder Greueltaten kommen darf. Die Menschen in Muros sind nicht unsere Feinde.«
»'ch sorg dafür, Melady. Ihr könnt Euch auf mich verlass'n tun, das will ich mal sagen.«
Ich schrieb ihm eine offiziell klingende Ermächtigung, und dann begab ich mich in meinen Garten und legte wieder Federn an. Wie es sich herausstellte, kam ich gerade rechtzeitig zu Mutters Hütte zurück. Während ich noch einflog, sah ich Vater auch schon durch das hohe Gras im Rücken der Ruine kriechen. Ich hatte kaum noch Zeit, meine eigene Gestalt wieder anzunehmen, aber im letzten Augenblick drehte ich noch einmal ab. Mir war soeben eine Idee gekommen, die sich später als nützlich erweisen mochte. Ich landete auf einem einsam stehenden Baum mehrere hundert Stocklängen von der Hütte entfernt und verschwamm vom Falken in eine SchneeEule. Ich wußte, daß diese Gestalt Vater zunächst aufbringen würde, aber ich wußte auch, daß sie meine gelegentliche Abwesenheit erklären würde. Er würde annehmen, daß ich irgend etwas aufspüren müßte oder etwas ähnliches. Ich ließ etwa eine Viertelstunde verstreichen, damit er richtig nervös werden konnte, und dann flog ich herbei, nahm meine eigene Gestalt an und gab mir große Mühe, den Eindruck zu erwecken, ich wolle für den Rest des Tages Trübsal blasen.
Meine Eroberung von Muros ging in aller Stille vonstatten. Meine Armee, alltäglich gekleidet und in unauffällige Zweier und Dreiergrüppchen aufgeteilt, mischte sich unter den stetigen Strom von Flüchtlingen aus Wacune. Wir wollten verhindern, daß die Asturier von unserer Anwesenheit erfuhren, bevor wir die Stadt vollständig in der Hand hatten. Die knappen Befehle, die Malon meinen Generälen überbrachte, hatten sie mit großer Entschlossenheit erfüllt, und das hob die Moral der gesamten Truppe. Darüber hinaus schien die verbesserte Moral der Truppe ansteckend zu sein. Auch die gewöhnlichen Bürger erkannten, daß die Welt nicht mit dem Fall von Vo Wacune untergegangen war und daß die Asturier möglicherweise doch nicht unbesiegbar waren. Ich konzentrierte mich auf Muros, weil es offensichtlich Garteons nächstes Angriffsziel war, mehr aber noch, weil ich einen Sieg in der ersten größeren Feldschlacht brauchte, um meinen eingeschüchterten Untertanen wieder ein wenig Mut einzuflößen.
Der nächste Teil meines Plans war meinen Soldaten schon schwieriger zu vermitteln. Meine Südarmee war größtenteils wacitischer Herkunft, und ein gewaltiges Murren der Unzufriedenheit – das an offene Befehlsverweigerung grenzte – erhob sich in ihren Reihen, als Malon Halbren und den anderen Generälen den Befehl übermittelte, daß jede Patrouille, die auf Asturier stieß, weglaufen sollte. Weglaufen ist, wie ich annehme, ein Wort, das im wacitischen Sprachschatz nicht vorkommt. »Wir versuchen die Asturier in eine größere Schlacht zu verwickeln, Malon«, erläuterte ich meinem Freund geduldig, als er mir die Einwände Halbrens und meiner anderen Generäle darlegte. »Ich will, daß Garteons Armee glaubt, wir hier oben in Erat seien völlig eingeschüchtert und hätten Angst vor unserem eigenen Schatten. Dann werden sie, wenn sie den Camaar überqueren, mit keinem ernsthaften Widerstand rechnen. Und das wird der Zeitpunkt sein, wenn wir wie hungrige Tiger über sie herfallen. Ich will, daß sie so laut schreien, daß Garteon sie tief unten in seinem Rattenloch hört, wo immer er sich auch verkrochen hat«
»Ihr tut diesen Garteon so richtig hass'n tun, Melady, nicht wahr?«
»Haß ist eine sehr milde Umschreibung für die Gefühle, die ich für ihn hege. Ich würde ihn mit Freuden fünf Wochen lang auf kleiner Flamme brutzeln.«
»Ich werd ab jetzt immer Zunder in meiner Tasche steck'n hab'n, Euer Gnaden.«
»Wie aufmerksam du doch bist Malon!«
»Ich werd Euern Generäl'n
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