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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Strebt mit aller Kraft danach, unseren würdigen Freund zu rächen, Baron Athan, wie auch ich es tun will. Ist das Schicksal uns gnädig, so werden wir später eingehender über diese Tragödie sprechen.«
Dann verließ ich das Dorf und begab mich wieder in den Schutz der Dunkelheit zwischen den Bäumen. Ich weinte eine Weile, aber schlichtes Weinen schien zu leichtfertig und harmlos für den überwältigenden Kummer, der mir das Herz zerriß. Meine Verzweiflung bedurfte stärkeren Ventils. Ich verwandelte mich in einen Falken und schwang mich blindlings in die Lüfte empor. Raubvögel schreien selten nachts, aber in diesem speziellen Fall hatte ich mehr als genug Grund zum Schreien. Und so hallten meine Schmerzens und Verzweiflungsschreie hinter mir her über den finsteren Forst Nordarendiens und die Flanken der sendarischen Berge empor, wo das Echo meines Leides von den ewigen Felsen abprallte und die Oberfläche eines jeden Gletschers versengte, der sich vom Gebirge zu Tale schob.
Der wacitische Widerstand hatte ausgedehnte Kontakte über die Grenze nach Asturien, und alle Informationen, die auf diesem Umweg beschafft wurden, kamen zu guter Letzt Malon zu Ohren. Eines Abends, nicht lange nach dem Geheimtreffen in jenem zerstörten Dorf, berichtete er mir, daß Herzog Garteon und ein angarakanischer Berater ihr Versteck verlassen hätten und wieder in den Palast in Vo Astur zurückgekehrt wären. Malons Nachricht bestätigte, was ich von Anfang an vermutet hatte. Ctuchik pfuschte wieder in der arendischen Politik herum. Der schmerzliche Verlust, den ich angesichts der Bestätigung vom Tod meines geliebten Ontrose erlitt, führte mich in einige sehr finstere Winkel meines Geistes, als ich mir all das ausmalte, was meinen verzweifelten Rachehunger wenigstens teilweise befriedigen könnte. Meine Erfahrung als Ärztin legte eine Reihe von Vorgehensweisen nahe, die sich Wochen – wenn nicht Monate – hinziehen würden. Die Vorstellung eines sich jahrelang in unerträglichen Qualen windenden Ctuchik war überaus tröstlich.

Im Spätherbst überquerten die Asturier den Camaarfluß, um in mein Herrschaftsgebiet einzufallen. In der festen Überzeugung, auf keinen oder nur geringen Widerstand zu treffen, zogen sie gen Muros. General Halbren war so klug, nicht sogleich zu reagieren, sondern wartete vielmehr, bis die asturische Armee einen Tagesmarsch vom Nordufer des Flusses entfernt stand, bis er zum Gegenangriff ausholte. Wie er sich später mir gegenüber ausdrückte: »Ich hielt es für keine gute Idee, eine so perfekt aufgestellte Falle zu vergeuden, indem ich sie zuschnappen ließ, bevor alle Mäuse drin waren, Euer Gnaden. Ich wollte nicht, daß sie sich zum anderen Flußufer zurücksehnten, sondern sich voll und ganz darauf konzentrierten, ausgelöscht zu werden. Alles in allem ist es mir recht gelungen, würde ich meinen.« Halbren war ein Meister der Untertreibung, wenn er es darauf anlegte.
Mein Heer hatte sich an dem Kampfverbot gerieben, das ich ihm auferlegt hatte, und als Halbren dieses Verbot aufhob, kamen sie aus Muros angestürmt wie ein Rudel hungriger Wölfe.
Die Schlacht von Muros war kurz und schmerzhaft. Die asturischen Generäle waren infolge der vorgeblichen Feigheit meiner Armee eine Spur zu überheblich geworden. Sie rechneten lediglich mit einem gemütlichen Spaziergang ohne nennenswerten Widerstand vom Camaarfluß bis vor die Tore der Stadt. So kam es, daß sie vergnügt und munter in das Feuer marschierten, das ich zu ihrem Empfang bereitet hatte. Um ihre Lage noch zu verschlimmern, waren ihre Soldaten nicht an offene Feldschlachten gewöhnt. Asturien ist ein einziger großer Wald, und Muros liegt auf einer unbewaldeten Ebene. Meine Generäle waren von Ontrose ausgebildet worden, so daß sie nicht nur im Wald, sondern auch in offenem Gelände zu kämpfen verstanden. Erst als sie aus allen Richtungen angegriffen wurden, wurde den Asturiern bewußt, daß sie umzingelt waren. Es war weniger eine Schlacht als ein Gemetzel. Die wenigen Asturier, die es überlebten, flohen nach Süden, zurück über den Camaarfluß – wo die wacitischen Patrioten bereits auf sie warteten.
Ich schöpfte eine gewisse Befriedigung aus dem Wissen, daß die Armee, die Vo Wacune dem Erdboden gleichgemacht und meinen geliebten Ontrose getötet hatte, an jenem frostigen Herbstnachmittag bis auf den letzten Mann aufgerieben wurde. Das war der erste Teil meiner Rache.
Der zweite folgte ein Weilchen später.
Nach unserem Sieg

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