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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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einen oder anderen Ulgoners und einiger weniger Boten von König Algar war Anrak vermutlich der erste Fremde, dem ich je begegnete, und mit Sicherheit der erste, der Interesse an mir zeigte. Ich mochte ihn auch ziemlich gut leiden. Natürlich hielt er um meine Hand an, und ein junges Mädchen behält immer eine Schwäche für den jungen Mann, der ihr den ersten Antrag macht. Anrak war Alorner, mit allem, was das mit sich brachte. Er war groß, stattlich und bärtig, und er hatte eine gutmütige Einfalt an sich, die mir recht gut gefiel. Aber die Art und Weise, wie er nach Bier stank, mochte ich nicht.
Bei seiner Ankunft war ich vollauf mit Schmollen beschäftigt und hockte in meinem Baum, so daß wir nicht einmal Zeit hatten, uns näher kennenzulernen, bevor er mir seinen Antrag machte. Eines wunderschönen Morgens im frühen Frühling kam er in unser Tal stolziert. Meine Vögel verrieten mir sein Kommen, so daß er mich nicht sonderlich überraschte, als er unter die Zweige meines Baums trat.
»Hallo, Ihr da oben«, rief er mir entgegen.
Von meinem Ausguck blickte ich auf ihn herab. »Was wollt Ihr?« Kein besonders gnädiger Empfang.
»Ich bin Anrak – Rivas Vetter – und gekommen, um Eure Schwester auf die Insel zu geleiten, damit Riva sie heiraten kann.«
Das versetzte ihn sofort ins feindliche Lager. »Geht weg«, befahl ich ihm schroff.
»Zuerst muß ich Euch etwas fragen.«
»Was?«
»Na ja, wie ich bereits sagte, bin ich Rivas Vetter, und er und ich machen für gewöhnlich alles zusammen. Wir haben uns das erste Mal zusammen betrunken, wir haben zum erstenmal zusammen ein Bordell besucht, und wir haben sogar unseren ersten Mann in derselben Schlacht getötet, woran Ihr sehen könnt, daß wir uns ziemlich nahestehen.«
»Ach?«
»Na ja, Riva wird Eure Schwester zur Gattin nehmen, und da dachte ich, es wäre doch nett, wenn wir auch heiraten würden. Was sagt Ihr dazu?«
»Macht Ihr mir etwa einen Heiratsantrag?«
»Ich dache, das hätte ich gesagt. Es ist das erstemal daß ich jemandem einen Heiratsantrag mache, deshalb habe ich es wohl nicht besonders gut gemacht. Was denkt Ihr?«
»Ich denke, daß Ihr verrückt seid. Wir kennen uns doch gar nicht.«
»Nach der Zeremonie werden wir jede Menge Zeit haben, uns kennenzulernen. Also, wie ist es, ja oder nein?«
Mangelnde Direktheit konnte man Anrak nicht vorwerfen. Das war ein Mann, der ohne Umschweife auf den Punkt kam. Ich lachte ihn aus, woraufhin er ein wenig beleidigt aussah. »Was ist daran so komisch?« verlangte er in gekränktem Tonfall zu wissen.
»Ihr. Glaubt Ihr wirklich, ich würde einen mir völlig fremden Mann heiraten? Einen, der wie eine Ratte aussieht, die sich in einem Gebüsch versteckt?«
»Was soll das schon wieder heißen?«
»Euer ganzes Gesicht ist voll von Haaren!«
»Das ist mein Bart. Alle Alorner tragen Bärte.«
»Ist das möglicherweise auf die Tatsache zurückzuführen, daß die Alorner das Rasiermesser noch nicht erfunden haben? Sagt mir, Anrak, hat Euer Volk eigentlich schon das Rad erfunden? Oder das Feuer, wo wir schon einmal dabei sind?«
»Es ist nicht nötig, mich zu beleidigen. Sagt einfach ja oder nein.«
»Also schön. Nein! Gibt es irgendeinen Teil in Euch, der das noch nicht verstanden hat?« Langsam erwärmte ich mich für das Thema. »Die Idee ist doch völlig abwegig«, teilte ich ihm mit. »Ich kenne Euch nicht, und ich mag Euch nicht. Ich kenne Euren Vetter nicht, und ich mag ihn auch nicht. Um die Wahrheit zu sagen, ich hasse Eure ganze stinkende Brut. Alles Elend in meinem Leben ist von Alornern verursacht worden. Habt Ihr wirklich geglaubt, ich würde Euch heiraten? Ihr laßt mich jetzt besser allein, Anrak, oder ich verwandele Euch in eine Kröte.«
»Ihr müßt nicht so gemein werden. Wißt Ihr, Ihr seid kein großer Verlust.«
Ich möchte nicht wiederholen, was ich darauf erwiderte – dieses Dokument könnte schließlich Kindern in die Hände fallen. Ich ließ mich ausführlich über seine Familie, seine Sippe, sein Volk, seine Ahnen und, wenn ich mich recht entsinne, seine Nachkommen aus. Im Verlauf meiner Ausführungen bediente ich mich weiter Bereiche von Onkel Beldins Wortschatz, und Anrak zeigte sich wiederholt verwundert über meinen gekonnten Umgang mit der abwechslungsreichen Seite unserer Sprache.
»Also dann«, erklärte er, »wenn das Eure Meinung zu der Angelegenheit ist, hat es wohl wenig Sinn, daß wir Unser Gespräch fortsetzen, nicht?« Und dann machte er ziemlich gekränkt kehrt und

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