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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Gastwirts, eine dicke, mütterliche kleine Frau, schien darüber hinaus fest entschlossen, mich zu ›zivilisieren‹. Zum einen hielt sie mir immer wieder die Vorzüge des Badehauses vor Augen. Auf überaus feinfühlige Art deutete sie an, daß ich nicht sehr gut roch.
Ich hatte für ihre Vorschläge nur Achselzucken übrig. »Zeitverschwendung«, lautete mein Urteil. »Ich mache mich ja ohnehin wieder schmutzig. Wenn es das nächste Mal regnet, gehe ich nach draußen. Das sollte den Geruch und das meiste vom Schmutz wegspülen.«
Sie bot mir auch Kamm und Bürste an – was ich ebenfalls zurückwies. Der Alorner, der mir meine Schwester gestohlen hatte, sollte sich nicht einbilden, ich würde mir auch nur die geringste Mühe geben, mich für ihn präsentabel zu machen.
Die vorlaute Frau des Gastwirts verstieg sich sogar zu dem Vorschlag, ich solle einen Schneider aufsuchen. Ich war von der Tatsache, daß wir in Kürze Besuch von einem König bekommen würden, nicht sehr beeindruckt, sie um so mehr.
»Was ist an dem auszusetzen, was ich trage?« fragte ich streitlustig.
»Unterschiedliche Anlässe erfordern unterschiedliche Kleidung, meine Liebe«, versetzte sie.
»Blödsinn«, sagte ich. »Ich besorge mir ein neues Kleid, wenn dies hier verschlissen ist.«
Ich glaube, an diesem Punkt gab sie auf. Sie muß mich wohl als unrettbar ›hinterwäldlerisch‹ eingestuft haben, als eine jener Unglücklichen, die nie die Wohltaten der Zivilisation erfahren haben.
Und dann führte Anrak Riva in unsere Gaststube. Ich räume ein, daß er rein körperlich betrachtet beeindruckend war. Ich wüßte nicht, daß ich jemals – mit Ausnahme der anderen Männer aus seiner Familie – jemand so Hochgewachsenen gesehen hätte. Er hatte blaue Augen und einen schwarzen Bart, und ich haßte ihn. Er murmelte eine kurze Begrüßung in Richtung meines Vaters, und dann setzte er sich, um Beldaran zu begutachten.
Beldaran erwiderte seinen Blick.
Es war vermutlich der schmerzlichste Nachmittag, den ich bis dahin erlebt hatte. Ich hatte gehofft, Riva wäre mehr wie sein Vetter Anrak und würde mit irgend etwas herausplatzen, was meine Schwester kränken würde, aber der Idiot sagte überhaupt nichts! Er konnte nichts anderes tun, als sie mit diesem Ausdruck der Anbetung auf seinem Gesicht ansehen, und Beldaran war fast genauso schlimm mit ihrer offensichtlichen Bewunderung für ihn.
Ich stand auf verlorenem Posten, soviel war sicher.
Wir alle saßen in völligem Schweigen da und sahen uns an, wie sie einander anbeteten, und jeder Moment war, als drehe man mir ein Messer im Herzen um. Ich hatte meine Schwester verloren, daran war nicht mehr zu rütteln. Aber keinem von beiden sollte die Genugtuung zuteil werden, zu sehen, wie mein Herz blutete.
Also blutete ich still vor mich hin. Es war ziemlich offensichtlich, daß die Trennung von mir und meiner Schwester, die bei unserer Geburt begonnen hatte, nun zum Abschluß gekommen war, und ich wollte sterben.
Schließlich, als es fast Abend geworden war, starb auch meine letzte Hoffnung, und ich spürte Tränen in meinen Augen brennen.
Erstaunlicherweise – schließlich war ich nicht sonderlich nett zu ihm gewesen – war es Vater, der mich erlöste. Er trat an meine Seite und nahm meine Hand. »Warum machen wir nicht einen kleinen Spaziergang, Pol?« schlug er freundlich vor. Trotz meines Kummers überraschte mich sein Mitleid. Er war der letzte Mensch in der Welt, von dem ich das erwartet hätte. Von Zeit zu Zeit überrascht mich mein Vater tatsächlich.
Er führte mich aus dem Raum, und als wir hinausgingen, bemerkte ich, daß Beldaran auch bei meinem Weggang ihre Augen nicht von Riva nahm. Ich glaube, das war der Todesstoß.
Vater führte mich durch den Flur zu einem kleinen Balkon am anderen Ende, und wir gingen nach draußen und schlossen die Tür hinter uns.
Ich gab mein Bestes, um meinen Verlust zu überspielen. »Nun«, sagte ich so sachlich wie möglich, »ich schätze, das klärt alles, nicht wahr?«
Vater murmelte ein paar Platitüden über das Schicksal, aber ich hörte ihm nicht richtig zu. Zum Teufel mit dem Schicksal! Ich hatte gerade meine Schwester verloren! Schließlich konnte ich es nicht länger zurückhalten. Mit einem Aufschluchzen schlang ich ihm die Arme um den Hals, vergrub mein Gesicht an seiner Brust und weinte unbeherrscht.
Es dauerte noch eine Weile, bis ich mich endlich ausgeweint hatte. Dann fand ich meine Fassung wieder. Ich faßte den Entschluß, daß weder Beldaran

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