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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ich die Aufgabe des Kochens übernommen hatte, nicht selbst herabgesetzt hatte. Nach etwa einer Woche – oder drei – nahm alles seinen gewohnten Gang, und unsere Rollen innerhalb der Familie standen fest. Hin und wieder beklagte ich mich, aber in Wirklichkeit war ich nicht allzu unzufrieden mit meiner Situation.
Es gab allerdings etwas, das mir überhaupt nicht zusagte. Bald entdeckte ich, daß ich nicht in der Lage war, das Schloß an dem Amulett zu öffnen, das Vater für mich gefertigt hatte. Aber ich war ja so etwas wie eine Expertin für Schnappschlösser, und bald bekam ich es heraus. Das Geheimnis hatte mit Zeit zu tun, und es war so komplex, daß ich mir ziemlich sicher war, Vater habe es sich nicht allein ausgedacht. Schließlich hatte er das Amulett nach Aldurs Anweisung entworfen, und nur ein Gott konnte ein Amulett erdenken, das in zwei verschiedenen Zeiten gleichzeitig existierte.
Warum lassen wir es nicht einfach dabei bewenden? Die ganze Konzeption bereitet mir noch heute Kopfzerbrechen, so daß ich denke, ich werde das Thema hier nicht weiter verfolgen.

Meine Pflichten in der Küche füllten meine Tage nicht wirklich aus. Ich brachte Beldaran bald dazu, nach dem Frühstück das Geschirr abzuwaschen, während ich das Mittagessen – für gewöhnlich irgend etwas Kaltes – vorbereitete. Ein kaltes Mittagessen hat noch niemandem geschadet, und wenn das einmal geschafft war, stand es mir frei, zu meinem Baum und meinen Vögeln zurückzukehren. Weder Vater noch meine Schwester hatten etwas gegen meine täglichen Ausflüge einzuwenden, da ich so weniger Gelegenheit erhielt, meinem Vater gescheite Bemerkungen an den Kopf zu werfen.
Und so gingen die Jahreszeiten ins Land, wie sie es eben zu tun pflegen.
Nach dem ersten Jahr kamen wir gut miteinander zurecht, und Vater hatte seine Brüder zum Abendessen eingeladen. Ich erinnere mich noch genau an jenenAbend, da er mir die Augen für etwas öffnete, das zu akzeptieren ich damals noch nicht völlig bereit war. Ich hatte es immer für gegeben erachtet daß meine Onkel vernünftige Männer waren, aber meinen ungehörigen Vater behandelten sie, als sei er eine Art minderer Gottheit. Ich war gerade vollauf damit beschäftigt, ein ziemlich aufwendiges Mahl vorzubereiten, als ich zu guter Letzt begriff, wie weit sie sich seinen Urteilen und Wünschen fügten.
Ich weiß nicht mehr genau, worüber sie sprachen – Ctuchik möglicherweise, vielleicht war es auch Zedar –, aber Onkel Beldin fragte meinen Vater ganz beiläufig: »Was hältst du davon, Belgarath? Schließlich bist du der erste Jünger, und du kennst die Absichten des Meisters besser als wir.«
Vater knurrte verdrießlich. »Und wenn sich das, was ich denke, als falsch herausstellt wirfst du es mir umgehend vor, nicht wahr?«
»Selbstverständlich«, grinste Beldin ihn an. »Das ist eine der Freuden des Untergebenen, oder?«
»Ich hasse dich!« sagte Vater.
»Nein, das stimmt doch gar nicht, Belgarath«, widersprach Beldin, dessen Grinsen womöglich noch breiter geworden war. »Das sagst du nur, damit ich mich besser fühle.«
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie oft ich diesen speziellen Schlagabtausch zwischen den beiden gehört habe. Aus mir unerfindlichen Gründen halten sie ihn für komisch.
Am folgenden Morgen brach ich wieder zum Baum auf, um über dieses eigenartige Verhalten von Seiten meiner Onkel nachzusinnen. Im Dunkel der Vergangenheit hatte Vater offenbar einige ziemlich aufsehenerregende Taten vollbracht. Meine Gefühle ihm gegenüber waren wenig schmeichelhaft, um es höflich auszudrücken. In meinen Augen war er faul, mehr als nur ein bißchen töricht und höchst unzuverlässig. Vage begann ich zu begreifen, daß mein Vater ein äußerst vielschichtiges Wesen ist. Auf der einen Seite ist er ein Lügner, ein Dieb, ein Wüstling und Trunkenbold. Andererseits indes ist er Aldurs erster Jünger, und vermutlich könnte er den Lauf der Sonne übers Firmament anhalten, wenn ihm der Sinn danach stünde. Aufgrund meiner Eifersucht hatte ich ganz bewußt nur seine schlechte Seite gesehen. Jetzt hatte ich mich erstmalig ernsthaft mit seiner anderen Seite befassen müssen, und ich verabscheute es zutiefst, daß mir all meine Illusionen in Bezug auf ihn geraubt wurden.
Als ich an jenem Tag heimkehrte, begann ich ihn in der Hoffnung, mehr Hinweise auf diese Zwiespältigkeit zu erhalten, genauer zu beobachten – noch mehr jedoch in der Hoffnung, keine solchen Hinweise zu entdecken. Es ist immer

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