Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
nicht weiter darauf.
Schließlich hielten sie nach Menschen und nicht nach Vögeln Ausschau. Wir duckten uns in den tiefen Schatten am oberen Absatz einer Treppenflucht, und sobald ein Wachtposten vorbeigeschlurft war, nahmen wir unsere natürliche Gestalt an und gingen die Treppe hinunter und geradewegs weiter in den Thronsaal, um dort auf Aldorigen zu warten. »Warum läßt du mich nicht einfach machen, Vater?« sagte ich. »Ich kenne die Arender besser als du und werde sie deshalb nicht vor den Kopf stoßen. Nebenbei bemerkt, hat Aldorigen schon gehörige Angst vor mir, so daß er besser zuhören dürfte, wenn ich diejenige bin, die redet.«
»Gerne, Pol. Wenn ich mich mit Arendern unterhalten muß, könnte ich immer schreien.«
»O Vater! « entgegnete ich müde. »Hier«, sagte ich und erschuf mit meinem Willen eine kleine Schriftrolle, die ich ihm in die Hand drückte. »Versuch einfach, weise auszusehen, und tu so, als ob du das lesen würdest, während ich das Wort führe.«
Er blickte auf die Schriftrolle. »Sie ist leer, Pol«, begehrte er auf.
»Na und? Erwartest du eine Gutenachtgeschichte? Du bist der Schauspieler. Improvisiere. Gib vor, du würdest etwas von welterschütternder Wichtigkeit lesen. Versuch aber trotzdem, deine Ausrufe des Staunens und der abgrundtiefen Verwunderung möglichst in Grenzen zu halten. Wenn du zu erregt wirkst, möchte Aldorigen möglicherweise einen Blick auf diese Schriftrolle werfen.«
»Das macht dir Spaß, Pol, nicht wahr?«
»Ja, in der Tat.« Ich warf ihm einen selbstgefälligen kleinen Blick zu, und er wußte, was das bedeutete.
Die Dämmerung färbte die über dem östlichen Horizont aufgetürmten Wolkenbänke feuerrot, als Aldorigen und sein inzwischen erwachsener Sohn Korodullin den Thronsaal betraten. Sie waren mitten in einem hitzigen Streit begriffen. »Er ist ein Ungläubiger, Sire«, versicherte Korodullin gerade, »ein Gesetzloser. Seine Anwesenheit hier würde den heiligsten Ort ganz Arendiens entweihen!«
»Ich weiß, daß er ein Schurke und Unhold ist Korodullin«, erwiderte Aldorigen in dem Bemühen, seinen heißblütigen Sohn zu besänftigen, »jedoch ich habe einen Schwur geleistet. Du wirst nicht geringschätzig über ihn sprechen, noch ihm Kränkungen oder Beleidigungen zufügen, solange er innerhalb der Mauern von Vo Mimbre weilt. Solltest du nicht in der Lage sein, deinen heißen Zorn zu zügeln, so ziehe dich in deine Gemächer zurück, bis er uns wieder verläßt, oder ich muß dich festsetzen lassen.«
Die archaische Sprache versetzte mich auf der Stelle ins dritte Jahrtausend zurück, und als ich das Wort ergriff, war mir fast, als setzte ich ein Gespräch fort, das sich vor zweitausend Jahren oder mehr, unterbrochen hatte. »Einen guten Morgen entbiete ich Euch, Majestät«, begrüßte ich Aldorigen mit einem Hofknicks. »Mein betagter Herr Vater und ich sind soeben aus Tol Honeth eingetroffen, und obschon noch immer betäubt von der Pracht Eurer auf dem ganzen Erdenkreis gerühmten Stadt, sind wir doch geradewegs hierher geeilt, um uns mit Euch zu beratschlagen und Euch Nachricht von gewissen Geschehnissen zu bringen, welche sich jüngst zugetragen haben und welche Euch und Euer Reich aufs Eindringlichste betreffen.«
Aldorigens Antwort zeichnete sich durch die typische mimbratische Langatmigkeit aus. Wir tauschten die obligatorische halbe Stunde Komplimente aus, um dann zur Sache zu kommen. Meine Botschaft – meine Anweisung, wenn ihr das vorzieht – war simpel. Ich war da, um einen mimbratischen Angriff auf die vor Mimbre lagernden Angarakaner so lange zu verhindern, bis wir Stellung bezogen hatten. Es dauerte eine Weile. Es ist sehr schwer, jemanden, der sich für unbesiegbar hält, davon zu überzeugen, daß etwas überlegte Zurückhaltung nicht schadet.
Während ich ihm das in den Schädel hämmerte, teilte er mir mit, daß sein asturischer Gegenspieler, Eldallan von Asturien, zu einem Kriegsrat nach Vo Mimbre käme. Ich entdeckte ein enormes Katastrophenpotential an diesem Vorhaben, wenn man tausend Jahre oder mehr sinnlosen Gemetzels im asturischen Wald in Rechnung stellte. Ein Mimbrater und ein Asturier zusammen in einem Raum erweisen sich meist als tödlich für die Einrichtung, wenn nicht für das ganze Gebäude. Korodullin hatte sich bereits eine ganze Reihe ungewöhnlicher Begrüßungen ausgedacht. Er ließ dunkle Andeutungen fallen, der schurkische asturische Herzog möchte die Gelegenheit ergreifen, zu den Angarakanern

Weitere Kostenlose Bücher