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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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richtig?«
»Natürlich ist es das. Die Leute schenken umherzie henden Landstreichern keine besondere Beachtung.
Wenn ich das hier trage, kann ich durch eine Stadt oder ein Dorf gehen, und einen Tag später wird sich niemand mehr an mich erinnern.«
»Verläßt du eigentlich je die Bühne?«
»Es macht mich noch interessanter.« Er ließ die Bemer kung mit der für ihn typischen Großspurigkeit fallen.
»Mein wahrer Charakter ist ziemlich langweilig. Ich könnte aber auch einen Herzog mimen, wenn Euch das besser gefallen würde, Euer Gnaden.«
»Verschone mich bitte damit.«
»Warum hast du sie so genannt, Großvater?« fragte Gelane. »›Euer Gnaden‹, meine ich.«
»Schon wieder Geheimnisse, Pol?« seufzte Vater. »Du und deine Geheimnisse!« Dann maß er Gelane, offenbar eingedenk der selbstbeweihräuchernden Ansprache des jungen Mannes am Lagerfeuer, mit einem taxierenden Blick. »Euer Majestät«, sprach er mit pompöser Feierlichkeit, »darf ich Euch Ihro Gnaden, die Herzogin von Erat, vorstellen?«
Gelane blinzelte und starrte mich dann an. »Das bist du nicht! « rief er aus.
»Doch, Liebes, ich war es. Aber das ist schon lange her.«
»Du bist die berühmteste Gestalt der sendarischen Ge schichte!«
»Das hört man gerne.«
»Warum hast du mir das nicht erzählt? Meine Manie ren waren schrecklich, Tante Pol. Du hättest es mir erzäh len sollen!«
»Damit du mich in aller Öffentlichkeit mit Kratzfüßen und Verbeugungen belästigt hättest? Du hast noch einen langen Weg vor dir, Gelane. Wir möchten nichts Besonde res sein, erinnerst du dich noch? Das ist der Grund, wa rum du ein Küfer und kein Landgraf oder Ratsvorsitzen der bist.« Ich erspähte eine Gelegenheit und ergriff sie, ohne zu zögern. »Der Adel hat zwei Seiten, Gelane. Die meisten Menschen sehen nur die prächtigen Häuser, die schönen Kleider und all die Verbeugungen und Kratzfü ße des niederen Adels. Die andere Seite ist aber ungleich wichtiger und viel einfacher. Pflicht, Gelane, Pflicht.
Vergiß das nie. Du bist der rivanische König – oder du könntest es sein. Mit diesem Amt wären vielfältige Pflichten verbunden, aber so, wie die Dinge jetzt stehen, ist deine einzige Pflicht die Fortsetzung der Blutslinie. Diese Pflicht erfüllst du, indem du am Leben bleibst, obwohl es eine Menge Leute auf der Welt gibt, die dich umbringen wollen, ehe du einen Sohn gezeugt hast.« »Ich fürchte, das habe ich aus den Augen verloren, Tante Pol«, gestand er. »Als dieser Chamdar mich König von Riva nannte, stieg mir das zu Kopf. Ich dachte, ich wäre wichtig.«
»Du bist wichtig, Gelane«, eröffnete ich ihm mit großer Bestimmtheit. »Du und deine Frau seid vermutlich im Augenblick die wichtigsten Menschen auf der Welt. Das bedeutet, daß auf deinen Schultern auch die schwerste Bürde der ganzen Welt lastet. Man kann es in einem einzigen Wort zusammenfassen: verstecken. Wo immer du hingehst, versteck dich. Bleib unauffällig. Und die beste Art, das zu erreichen, ist gewöhnlich zu sein.« »Du solltest auf sie hören, Gelane«, riet Vater ihm.
»Oh, noch ein Wort von einem alten Fuchs. Laß dich nicht von dieser ›IchhabeeinGeheimnisMasche‹ hin reißen. Tu so, als wärst du dumm, wenn es sein muß.«
Dann warf der alte Gauner mir einen verschlagenen Blick zu. »Hättest du gerne, daß ich ihm ein bißchen Schau spielunterricht erteile, Pol?«
»Nun, wo du es erwähnst … Ja, ich denke, das kann nicht schaden, Vater.«
Sein konsternierter Blick war der Höhepunkt meines Abends.
Vater führte jede Menge fadenscheiniger Argumente ins Feld für seine vermutlich aus dem Stegreif getroffene Entscheidung, uns nach Cherek zu bringen. Das ist ein weiterer Beweis für die Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen. Ein Mann verspürt stets das Bedürfnis, seine Entscheidungen mit logischen Argumenten zu begründen, dabei hat Logik, rein äußerlich betrachtet, nicht das geringste mit wichtigen Entscheidungen zu tun. Unser Geist ist viel zu vielschichtig, als daß wir auf diese Weise unsere Wahl treffen würden. Frauen wissen das, aber die Männer scheinen an dem Tag, als dieses Thema in der Schule behandelt wurde, alle geschwänzt zu haben. Enalla und ich setzten das bereits bekannte Märchen vom ›familiären Notfall‹ in Umlauf, wobei wir diesmal Muros als unseren Herkunftsort angaben. Dann veräu ßerte Gelane sein Geschäft, packte sein Werkzeug zu sammen und kaufte einen Wagen und ein Pferdege spann.
Wir reisten ungefähr dreißig Meilen

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