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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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muß sich dabei nicht sehr anstrengen. Eldrig hat mir erzählt, die meisten Einheimischen hier wären ganz versessen dar auf. Es ist also eine Gelegenheit für Gelane, Zugang zu den hiesigen Kreisen zu erlangen. Die Gegend ist be rühmt für ihre Forellen, und ein richtiger Angler würde von überallher anreisen, um seiner Liebhaberei zu frönen. Das würde erklären, warum er aus Sendarien weggezogen ist. Von einem Fanatiker erwartet niemand ver nünftiges Benehmen.«
Meine Bedenken waren noch nicht ganz ausgeräumt.
»Du hast doch gehört, was er auf der Reise gesagt hat, Vater. So brennend interessiert ihn die Angelei nicht.« Vater grinste mich an. » Das kann ich ändern, Pol«, versicherte er mir. »Gelane hat kein Interesse, weil er noch nie einen richtig Großen gefangen hat. Ich sorge dafür, daß er heute nachmittag eine Riesenforelle fängt, und dann zappelt er genauso am Haken wie der Fisch.
Vom heutigen Tag an wird er so versessen aufs Forellen angeln sein, daß er von nichts anderem mehr redet – und an nichts anderes mehr denkt. Er wird an den Bärenkult oder seinen ererbten Thron keinen Gedanken mehr ver schwenden. Hast du viel Geld?«
»Genug.« Ich habe die Erfahrung gemacht daß es kei ne gute Idee ist, exakte Zahlen zu nennen, wenn man sich mit meinem Vater über Geld unterhält.
»Dann kannst du ihm ja einen Laden kaufen – außer dem wirst du ein Haus brauchen, wo ihr leben könnt.
Aber erwarte nicht von ihm, daß er sich besonders emsig ums Geschäft kümmert.«
»Ein einziger Fisch wird über Nacht auch keinen völ lig neuen Menschen aus ihm machen.«
»Es wird zwei Fische geben, Pol – den großen, den er fängt, und den viel, viel größeren, der ihm entwischt. Ich gebe dir Brief und Siegel darauf, daß er diesem Fisch den Rest seines Lebens hinterherjagen wird. Ich könnte mir vorstellen, daß er vor Ablauf eines Jahres alles, was in Seline geschehen ist, vollständig vergessen hat« »Du bist klüger, als du aussiehst Vater.«
»Ich weiß«, antwortete er mit einem gemeinen Grin sen. »Das ist nur eine meiner zahllosen Begabungen.« Dem Ausdruck enttäuschter Sehnsucht auf Gelanes Gesicht an jenem Abend entnahm ich, daß ›der, der ihm entwischt war‹, gigantische Ausmaße gehabt haben muß te. Das schloß ich auch aus der Tatsache, daß ›der, den er gefangen hatte‹ – von ihm abwertend als Elritze tituliert – die gesamte Gästeschar unserer Herberge zwei Tage lang ernährte.
»Er zappelt am Haken«, raunte Vater mir selbstgefällig ins Ohr, während Gelane seinen Fang im Gastraum her umzeigte.
»Das ist mir nicht entgangen«, entgegnete ich. »War der andere Fisch wirklich so groß?«
»Der größte, den ich in jenem Abschnitt des Bachs fin den konnte. Ich bin nicht in sein Bewußtsein eingedrun gen, aber ich gewann den Eindruck, daß ihm dieser gro ße Tümpel am Fuße eines Wasserfalls gehörte. Fische sind schon seltsam. Sie essen nicht, weil sie Hunger ha ben, sondern weil sie verhindern wollen, daß andere Fische die ganze Nahrung bekommen. Das war der Grund, warum dieser Riese nach Gelanes Köder gebissen hat«
»Hast du Gelanes Angelschnur zerrissen?«
»Nein. Das hat der Fisch ganz ohne meine Hilfe be sorgt. Er war ein gerissener alter Bursche, und er hat schon viele Male am Haken gehangen. Er wußte genau, was er tun mußte. Er sprang nur ein einziges Mal, und er ist länger als Gelanes Bein. Mach dich auf etwas gefaßt Pol. Über diesen Fisch wirst du noch eine Menge zu hören kriegen.«
»Du bist dir doch darüber im klaren, daß deine Hand lungsweise schrecklich unaufrichtig ist Vater, oder?« »Wann hat mich das je gestört, Pol? Aufrichtigkeit ist eine nette Sache, vermute ich, aber wenn ich mit etwas Wichtigem beschäftigt war, habe ich nie zugelassen, daß sie mir in die Quere kommt. Dieser kapitale Bursche am anderen Ende von Gelanes Leine und der Anblick jenes Ungeheuers, das aus den Tiefen des Tümpels emporstieg, wird Gelane für den Rest seines Lebens davon abhalten, noch einmal Dummheiten zu machen. Und darum ging es mir. Ich bleibe noch ein paar Monate in der Gegend, obwohl ich nicht glaube, daß es nötig ist. Kauf ihm den Laden, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdienen kann, aber erwarte nicht allzu viel Einsatz von ihm, wenn die Fische beißen.«
Ich hegte meine Zweifel bezüglich Vaters kleinem Komplott, aber die Jahre bewiesen, daß er recht gehabt hatte. Sonderbarerweise habe ich einen Mann geheiratet, der in puncto Angeln nicht minder besessen

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