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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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töten?«
»Nennt mich nie wieder so!« wies Gelane ihn an. »Ich bin nicht der Göttertöter! Ich habe meinen Namen ent ehrt!« Er riß sich das Bärenfell vom Leib und schleuderte es in die Flammen. »Der Bärenkult ist eine Lüge und ein Schwindel!«
»Ich weiß nicht, was ihr anderen macht«, erklärte der erste Alorner, »aber ich werde mir diesen Priester schnappen und ihm die Eingeweide herausreißen!« Und dann stürzten sie alle ins Gebüsch.
»Das war sehr geschickt, Pol«, beglückwünschte mich Vater, nachdem er sein Federkleid abgelegt hatte. »Wo hast du das gelernt?«
»In Vo Wacune«, gab ich zur Antwort. »Ich mußte ei nem asturischen Spion ein Geständnis entlocken und hatte keine Lust, die herkömmlichen Methoden anzu wenden. Es ist eigentlich ziemlich einfach. Eines Tages, wenn wir mehr Zeit haben, zeige ich es dir.« Ich legte meinen Kopf auf die Seite, um besser hören zu können, wie die Alorner durch die Büsche brachen. »Laß uns warten, bis Gelanes Spielgefährten heimgegangen sind, bevor wir ihn uns greifen und wieder in die Küferwerk statt schleifen. Ich halte es für überflüssig, daß die ande ren Kultanhänger von unserer Anwesenheit hier erfah ren.«
»Ganz meine Meinung«, pflichtete Vater mir bei. Die abtrünnigen Kultanhänger streiften noch eine Weile ziellos durchs Unterholz. Chamdar war zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon auf halbem Weg nach Camaar. »Was sollen wir nun tun, Euer Majestät?« wollte einer von ihnen von Gelane wissen, als sie langsam zu rück zum Feuer strömten.
»Zunächst einmal möchte ich nicht mehr mit Euer Ma jestät angeredet werden«, teilte Gelane ihnen mit »Das war nur eine Täuschung der Grolims. Ich glaube, wir sollten alle schwören, dieses Vorkommnis geheim zu halten. Unsere Nachbarn sind Sendarer, und wir würden alle wie Narren aussehen, wenn wir über den Bärenkult redeten, als bedeute er wirklich etwas.«
Eilfertig erklärten sich alle dazu bereit. Niemandem macht es Spaß, ein Narr zu sein. Sie schworen auf das Grab ihrer Mütter, ihre Schwerter – obwohl sie eigentlich gar keine hatten – und ihre fragwürdige Ehre, daß ihnen kein einziges Wort über ihre Treffen mehr über die Lip pen kommen werde. Dann schickte Gelane sie nach Hau se.
Als wir allein waren, begann Gelane zu weinen. In diesem Augenblick traten Vater und ich aus dem Wald. »Das war nicht sehr klug, Gelane, nicht wahr?« sagte Vater trocken. »Es ist ja sehr edel, zu glauben, deine Mitmenschen sagten stets die Wahrheit, aber ist dir nie der Gedanke gekommen, daß dein Verhalten eine Spur leichtgläubig sein könnte?«
Gelane wunderte sich offenbar nicht über unser Auf tauchen. Trotz des mangelnden Urteilsvermögens, das er soeben bewiesen hatte, war er doch ein recht gescheiter junger Mann. »Wer war dieser Bursche, der sich als Be larpriester ausgab, wirklich, Großvater?«
»Er heißt Chamdar, und du hast richtig vermutet, daß er ein Grolim ist. Wo hast du nur deinen Kopf gehabt, Gelane? Hast du denn nicht an seiner Hautfarbe und seiner Augenform erkannt, daß er Angarakaner ist?« »Das hätte hier auch keine Rolle gespielt, Vater«, er läuterte ich. »Wir sind in Sendarien, und es hat mich viele Jahrhunderte harter Arbeit gekostet, daß heute niemand mehr auf äußerliche Rassemerkmale achtet.« »Brüderlichkeit ist ja eine nette Sache, Pol«, versetzte er, »aber wenn da draußen jemand herumläuft, der zufäl lig grün ist, ist Farbblindheit keine besonders nützliche Eigenschaft. Laß uns in die Stadt zurückkehren. Wir müssen packen.«
»Wohin gehen wir denn, Großvater?« wollte Gelane von ihm wissen.
»Das habe ich noch nicht entschieden. Aber wir müs sen Sendarien verlassen.«
Mir sank das Herz. Ich wußte, was das bedeutete. »Warum kaufst du dir nicht ein paar neue Sachen zum Anziehen, Vater?« riet ich ihm, als wir die Stadt erreich ten.
»Die hier sind neu, Pol.«
»Oh! Auf welchem Abfallhaufen hast du sie gefun den?«
»Sieh ein bißchen genauer hin, Pol!« forderte er mich auf. »Ich habe einem Schneider in Tol Honeth viel Geld dafür bezahlt. Die Flicken und ausgefransten Aufschläge sind nur Blendwerk. Die Kleider sind ausgezeichnet verarbeitet und werden Jahrhunderte halten.«
»Konntest du dir keine passenden Schuhe leisten?« »Ich wollte keine passenden Schuhe haben. Ich will wie ein abgerissener Vagabund aussehen.«
»Meiner unmaßgeblichen Meinung nach übertrifft das Ergebnis deine kühnsten Träume. Es ist also eine Ver kleidung,

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