Polgara die Zauberin
besser weg.«
»Warum?«
»Weil es grün ist Vater. Ich glaube, du hast es ein bißchen zu lange aufbewahrt. Geh in die Vorratskammer und hol uns einen Schinken. Ich mache uns etwas zu essen und erzähle dir derweil, was Salmissra und ich dem armen alten Chammiechen angetan haben.«
Vater lachte dröhnend, als ich ihm einen nur ganz leicht ausgeschmückten Bericht meines Abenteuers im Lande des Schlangenvolks gab.
»Ausgezeichnete Arbeit, Pol«, drückte er mir sein Lob aus, nachdem ich geendet hatte. »Aber hast du Salmissra wirklich so liebgewonnen?«
»Sie war überhaupt nicht so wie die meisten anderen, Vater«, erzählte ich ihm ein wenig betrübt. »Ich glaube, sie ist ein wenig so wie diejenige, die Gorek ermorden ließ. Ich glaube, ich empfand für sie etwa dasselbe wie du damals für die andere. Sie ist sehr verletzlich, und nachdem ich ihr meine Freundschaft einmal bewiesen hatte, war sie sehr lieb. Sie hat sogar beim Abschied geweint.«
»Ich wußte nicht, daß jemand mit dem Namen Salmissra überhaupt weinen kann.«
»Da irrst du dich, Vater. Sie können es alle. Sie haben nur gelernt, es nicht zu zeigen. Oh, eh ich's vergesse, ich habe auf dem Rückweg Bewegungen auf der südlichen Karawanenstraße beobachtet.«
»Ja. Die Murgos haben den Handel mit Tolnedra wieder aufgenommen. Für uns bedeutet das, daß wir wieder jedesmal, wenn wir uns umdrehen, Spione zu sehen bekommen. Du gehst am besten nach Cherek und schickst die Zwillinge heim, damit sie sich erneut im Mrin vergraben können. Wenn irgend jemand dem Kodex etwas Sinnvolles entnehmen kann, dann sie.«
»Sofort morgen früh, Vater«, versprach ich. »Ach übrigens, dieses undefinierbare Zeug in deinem Kochtopf befindet sich jetzt in dem Mülleimer auf dem oberen Treppenabsatz. Wenn ich du wäre, würde ich es rausbringen und begraben. Es war nahe dran, lebendig zu werden. Ich glaube nicht, daß es dir gefallen würde, wenn es in dein Bett gekrochen käme.«
Und so kehrte ich nach Emgaard zurück, um meine Aufgabe weiter zu erfüllen, und die Zwillinge flogen ins Tal zurück, um dasselbe mit der ihren zu tun. Mein Aufenthalt in Nyissa war fast ein Urlaub gewesen, aber schließlich geht jeder Urlaub zu Ende. Es tat gut, wieder an die Arbeit zu gehen.
Dann, im Jahre 5300, gelang den Zwillingen ein weiterer Durchbruch, und sie verkündeten zuversichtlich, daß wir uns im Jahrhundert des Göttertöters befanden. Ich führte ein langes Gespräch mit Geran, der schon in die Jahre gekommen war, und mit seinem Sohn Darion, einem Steinmetz. Geran war, wie ich schon erwähnte, alt geworden, und wirkte ein bißchen geistesabwesend. Ich glaube nicht, daß er richtig begriffen hat daß wir nach Sendarien umziehen mußten.
»Ich denke, es wäre gnädiger, ihn hier zu lassen, Tante Pol«, meinte Darion zu mir. »Er wird Mutters Grab sowieso nicht verlassen, und ich glaube nicht, daß er die Notwendigkeit dieses Umzugs einsehen würde. Warum sagen wir nicht einfach, wir gingen auf eine Reise, und belassen es dabei? Nach einem Monat oder so wird er sich vermutlich nicht mehr an uns erinnern. Ich werde mich um jemanden kümmern, der hier bei ihm bleibt und ihn versorgt. Es wird ihm an nichts mangeln.«
Die Idee gefiel mir nicht, aber Darion hatte wohl recht. Geran hatte die Grenze zur Senilität erreicht, und es hätte sicher keinen schnelleren Weg gegeben, ihn umzubringen, als ihn in diesem Alter noch einmal zu verpflanzen.
Darion, seine Frau Esena und ihr zehnjähriger Sohn Darral zogen mit mir nach Val Alorn, wo wir ein Schiff nach Darine bestiegen und dann weiter nach Medalia gingen, wo ich uns ein Haus kaufte und Darion ein Geschäft als Steinmetz einrichtete. Die Erzeugnisse seiner Hände Arbeit waren fast ausschließlich Grabsteine, und das ist ein ziemlich trübseliges Gewerbe. Darral lernte das Handwerk von seinem Vater, und im Alter von ungefähr sechzehn Jahren heiratete er Alara, die Tochter des hiesigen Stoffhändlers.
Vater belästigte uns fast ständig, bis Alara 5329 endlich einem Sohn das Leben schenkte. Vaters Gesichtszüge entgleisten, als er den Kleinen, Geran, das erstemal sah. »Er ist nicht derjenige, Pol«, erklärte er.
»Das ist nicht meine Schuld, Vater«, gab ich zurück.
»Oh, nebenbei bemerkt, in wenigen Jahren werde ich mit Darral und seiner Familie umziehen.«
»So?«
»Medalia liegt mitten an der Hauptverbindungsstraße von Darine nach Muros, und für mein Empfinden sind in letzter Zeit ein paar Fremde zuviel durch die Stadt gekommen.
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