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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sollte er?«
»Er will angeln gehen, Alara. Dieses kleine Gebirgsbächlein verführt ihn nach allen Regeln der Kunst, aber sein Widerstand ist auch nicht allzu heftig.«
»Er kann doch nicht an einem einzigen Nachmittag genügend Fische fangen, daß wir alle satt werden.«
»Nun, die Möglichkeit besteht, und außerdem ist morgen ja auch noch ein Tag.«
»Morgen?« Ihr Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an. »Das ist doch absurd! Wir kommen nie nach Annath, wenn er an jedem kleinen Bach halt macht!«
»Du solltest dich lieber daran gewöhnen, Alara. Ich denke, es liegt in der Familie. Morgen früh wird eins der Pferde lahmen, oder vielleicht muß auch ein Wagenrad geschmiert werden – und natürlich wird es zu spät zum Aufbruch sein, wenn er damit fertig ist.«
»Wie lange wird das anhalten?«
»Das hängt ganz davon ab, wie die Fische beißen. Ich gehe fürs erste von drei Tagen aus – es sei denn, der alte Wickler hat Verwandte hier in den Bergen.«
»Wer ist der alte Wickler?«
Derweil also Darral wie wild Feuerholz hackte, erzählte ich ihr von Gelanes jahrelangem Kreuzzug gegen jenen arglistigen Forellenveteran in dem Flüßchen außerhalb von Emgaard. Es vertrieb uns die Zeit und besserte Alaras Laune erheblich. Alara war eine ernsthafte junge Dame, die Lachen bitter nötig hatte. Darral war mit dem Holzhacken fertig, schnitt sich und seinem Sohn in Ermangelung einer Angel ein paar Weidenruten ab und verschwand, um die Fische zu unterhalten. »Oh, eins noch«, riet ich Alara. »Greif nie, ich wiederhole, nie nach einem Messer, wenn sie wider Erwarten doch einen Fisch heimbringen sollten.«
»Warum sollte ich denn nach einem Messer greifen, Tante Pol?«
»Du sagst es. Das ist die fundamentale Regel, die du nie aus dem Auge verlieren darfst. Du mußt es von Anfang an klarstellen.«
»Ich verstehe immer noch nicht.«
»Sieh ihnen unverwandt in die Augen, verschränke deine Arme vor der Brust und sprich wie folgt: ›Du hast sie gefangen, deshalb nimmst du sie auch aus.‹ Davon weichst du keinen Deut ab, selbst wenn er sich den Arm gebrochen haben sollte. Er nimmt den Fisch aus. Nicht du. Vielleicht schmollt er, aber werde nie schwach. Wenn du auch nur ein einziges Mal nachgibst, verrätst du all deine Geschlechtsgenossinnen.«
Sie lachte. »Du machst Scherze, Tante Pol, nicht wahr?«
»Nicht im geringsten. Nimm nie einen Fisch aus. Erzähl ihm, es verstoße gegen deine religiösen Überzeugungen oder so etwas. Glaub mir, Liebes, wenn du auch nur einen einzigen Fisch ausnimmst, tust du es für den Rest deines Lebens.«
Darral und sein kleiner Sohn Geran fingen tatsächlich Fische in jenem kleinen Bächlein – genug jedenfalls, um jenes Verlangen fürs erste zu stillen, das beinahe jeden Mann überkommt, wenn er über rasch dahinschießendes Wasser stolpert. Sie brauchten zwei Tage, was eine verhältnismäßig normale Zeitspanne dafür ist. Dann brachen wir wieder auf und zogen weiter durch die Berge zu unserem Bestimmungsort.

Die Gebirgsschlucht, in der Annath lag, verlief von Norden nach Süden. Am Spätnachmittag eines prachtvollen Sommertages langten wir dort an. Ich staunte über die Ähnlichkeit mit Emgaard. Gebirgsdörfer ziehen sich meist an den Ufern eines Flüßchens entlang, was bedeutet, daß sie im Talgrund liegen. Ich vermute, man könnte ein Dorf auch auf einem Berggipfel erbauen. Die Erbauer wären aber wahrscheinlich nicht sehr beliebt bei den Frauen des Dorfes, da die mühselige Aufgabe des Wasserholens stets den Frauen zufällt. Frauen wohnen gerne nah an einem Flüßchen, ja die meisten Frauen wären froh, wenn das Flüßchen mitten durch ihre Küche fließen würde.
Das Dorf gefiel mir, und trotzdem überlief mich ein ahnungsvoller kalter Schauer, als unser Blick zum erstenmal auf die Ansiedlung fiel. Etwas Schreckliches würde hier in Annath geschehen.
Fast niemand blieb in den Häusern, als unsere Wagen über die einzige Dorfstraße rumpelten. So ist das nun mal in kleinen Dörfern.
»Wohin soll's denn geh'n, Fremd'r?« wollte ein grauhaariger alter Kauz mit einem hinterwäldlerischen Akzent von Darral wissen.
»Genau hierher, Freund«, antwortete Darral, »und das ›Fremder‹ laßt Ihr mal besser sein. Meine Familie und ich wollen uns hier dauerhaft niederlassen. Wir werden also Gelegenheit haben, uns gut kennenzulernen.«
»Un' wie is' Eu'r Name?«
Darral grinste ihn an. »Na ja, er könnte ›Belgarath‹ oder ›Kal Torak‹ lauten. Würdet Ihr mir glauben, wenn ich Euch das

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