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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Platz. Er war groß. Er war stark. Er war von Kopf bis Fuß in ein Kettenhemd gehüllt. Er hatte einen gewaltigen blonden Bart. Er trug ein Schwert. »Lady Polgara!« sprach er mich mit dröhnender Stimme an. »Ich habe Euch gesucht!«
Das klang schicksalsschwanger. »Ich bin Taygon der Krieger. Ich bin sicher, Ihr habt von mir gehört. Meine Taten sind in ganz Alorien berühmt«
»Ich bedaure zutiefst, Lord Taygon«, entschuldigte ich mich mit gespielter Verwirrung. »Ich bin in fast völliger Abgeschiedenheit aufgewachsen und weiß, deshalb wirklich nicht, was in der Welt vor sich geht – außerdem bin ich nur ein törichtes Mädchen.«
»Ich werde jeden Mann töten, der das behauptet!« Drohend funkelte er die anderen an.
Wie um alles in der Welt sollte ich mit diesem Barbaren fertig werden? Dann beging ich einen Fehler – einen von mehreren an jenem Tag. »Äh«, verhaspelte ich mich liebreizend, »da ich so schlecht informiert bin, würde ich liebend gern einige Eurer Heldentaten vernehmen.«

Bitte geht nicht zu hart mit mir ins Gericht. Es war schließlich mein Debütantentag bei Hof.

»Es ist mir ein Vergnügen, Lady Polgara.« Sein Vergnügen mag es gewesen sein, meines gewiß nicht. Mußte er denn alles so plastisch schildern? Während er sprach, war mir, als treibe ich in einem Meer von Blut und blicke auf einen ganzen Gebirgszug angehäufter Hirnmasse. Farbenprächtige Eingeweide schlangen sich um meine Füße, und abgetrennte Glieder schwammen vorbei und zwickten mich.
Nur mit enormer Willensanstrengung vermied ich es, ihm mein gesamtes Frühstück aufs Kettenhemd zu speien.
Dann erlöste mich der liebe, liebe Kamion. »Verzeiht, Sir Taygon, aber Lady Polgaras Schwester, unsere zukünftige Königin, verlangt nach ihrer Anwesenheit. Ich weiß, wir werden alle untröstlich sein, daß sie uns verläßt, aber ein königlicher Befehl muß befolgt werden. Ich bin sicher, ein Krieger von Eurer Erfahrung weiß die Bedeutung von Gehorsam zu würdigen.«
»Oh, selbstverständlich, Kamion«, entgegnete Taygon automatisch. Steif verbeugte er sich vor mir. »Ihr müßt Euch beeilen, Lady Polgara. Wir dürfen die Königin nicht warten lassen.«
Ich machte einen Knicks vor ihm, traute mich aber nicht, ihm eine Antwort zu geben. Dann nahm Kamion mich am Ellbogen und führte mich fort.
»Wenn Ihr zurückkommt«, rief Taygon mir hinterher, »erzähle ich Euch, wie ich einem forschen Arenderbuben den Bauch aufgeschlitzt habe.«
»Ich kann es kaum erwarten«, sagte ich mit schwacher Stimme über meine Schulter.
»Möchtet Ihr das wirklich hören, Mylady?« raunte Kamion mir zu.
»Um offen zu sein, mein lieber Kamion, würde ich lieber Gift nehmen.«
Er lachte. »Ich dachte mir, daß Ihr das so sehen würdet. Gegen Ende hatte Euer Gesicht einen leicht grünlichen Teint angenommen.«
Oh, Kamion war subtil. Ich begann ihn fast wider Willen zu bewundern.

»Nun?« fragte meine Schwester, als ich mich zu ihr gesellte. »Wie war's?«
»Wunderbar!« antwortete ich überschwenglich. »Alle waren von mir hingerissen. Ich stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.«
»Du hast eine grausame Ader, Polgara.«
»Was soll denn das schon wieder heißen?«
»Ich bin hier den ganzen Nachmittag eingepfercht, und dann kommst du zurück und reibst mir deine zahllosen Eroberungen unter die Nase!«
»Das würde ich doch niemals tun!« rief ich scheinheilig aus.
»Natürlich würdest du. Ich sehe dich vor mir, wie du durch die Gänge hierher rennst, um dich vor mir zu brüsten.« Dann lachte sie. »Tut mir leid, Pol. Ich konnte einfach nicht widerstehen.«
»Du solltest jetzt über solche Kindereien erhaben sein«, beschied ich sie. »Du hast bereits den Mann gekapert, den du haben willst. Ich angle noch.«
»Ich weiß nicht genau, ob ich diejenige war, die ihn geangelt hat. An diesem Angelausflug waren noch eine Menge mehr Leute beteiligt: Aldur, Vater – wahrscheinlich auch Mutter. Die Vorstellung einer arrangierten Heirat ist ein ganz klein wenig demütigend.«
»Aber du liebst Riva doch, oder?«
»Natürlich. Es bleibt trotzdem demütigend. Schon gut erzähl mir, was passiert ist. Ich will jede kleine Einzelheit hören.«
Ich beschrieb also meinen Nachmittag, und meine Schwester und ich hatten viel zu lachen. Genau wie ich delektierte Beldaran sich besonders an der Reaktion der rivanischen Mädchen.
Dieser Nachmittag war mein letzter unbeaufsichtigter Ausflug in den wilden Dschungel jugendlicher Balzrituale. Von nun an saß Vater stets

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