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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Stimmengewirr in dem Raum zum Verstummen brachte. Instinktiv wußte ich, daß es eine solche Gesprächspause geben würde. Und das wäre der Zeitpunkt für meinen Auftritt. Unter solchen Umständen ist der erste Eindruck sehr wichtig.
Am Ende wurde ich es müde, zu warten. »Mach, daß sie still sind, Mutter«, flehte ich die unsichtbare Präsenz an, die seit der Zeit vor meiner Geburt in meinen Gedanken weilte.
»Du liebe Güte«, seufzte Mutter.
Dann senkte sich Schweigen über die bunt gekleidete Menge.
Ich erwog die Möglichkeit eines Fanfarenstoßes, verwarf sie aber als zu auffällig. Statt dessen stellte ich mich genau in die Türmitte und blieb dort stehen, bis alle mich bemerkt hatten. Mein blaues Gewand war recht hübsch, ich war mir sicher, Aufmerksamkeit zu erregen.
Ich glaube, Mutter – oder vielleicht sogar Aldur – müssen sich meiner kleinen Verschwörung angeschlossen haben. In der Wand gegenüber der Tür gab es hoch oben ein ziemlich großes Fenster, und nachdem ich einen kurzen Moment in der Türmitte gestanden hatte, brach die Sonne durch die Wolken, welche die Insel der Winde fast unablässig verhüllen, und Licht fiel durch das Fenster direkt auf mich.
Das übertraf jeden Fanfarenstoß. Königlich stand ich inmitten des sonnendurchfluteten Portals, während alle Augen in der Halle sich an meinem Anblick weideten.
Gütige Götter, das war ein Spaß!

Schon gut, es war eitel und ein wenig dumm. Aber was wollt ihr? Ich war jung.

Am anderen Ende der Halle spielte eine Musikantengruppe – man konnte sie schwerlich ein Orchester nennen –, und sie stimmten just in dem Augenblick, als ich hoheitsvoll in die Halle schritt, eine Melodie an. Wie ich es gehofft hatte, begannen sich die meisten jungen Männer in meine Richtung zu bewegen, wobei jeder von ihnen sich eine geistvolle Bemerkung zurechtlegte, mit deren Hilfe er meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen gedachte. Ihr habt ja keine Vorstellung davon, wie gezwungen und albern einige dieser Bemerkungen waren! Nach etwa dem vierten Mal, als irgend jemand meine Augen mit dem Frühlingshimmel verglich, begann ich einzusehen, daß ungehemmter Einfallsreichtum in der Jungmännerwelt nicht gerade weit verbreitet ist. Irgendwie schien es, als schwimme ich in einem Meer von Platitüden. Ich wurde mit Sommertagen, Sternennächten und dunklen, schneebedeckten Gipfeln verglichen – ein ziemlich grober Hinweis auf meine weiße Locke. Wie ein Spatzenschwarm flatterten sie um mich herum, während jeder den anderen mit dem Ellbogen beiseitezuschieben versuchte. Die Laune der rivanischen Mädchen verschlechterte sich.
Ein junger blonder Bursche in grünem Wams – recht gutaussehend, wirklich – drängelte sich in die erste Reihe meines Verehrerschwarms vor und vollführte eine extravagante Verbeugung. »Ah«, sagte er, »Lady Polgara, nehme ich an?« Das war neu. Er warf mir ein ziemlich verschlagenes Lächeln zu. »Lästig, nicht wahr? All die hohle Konversation, meine ich. Wieviel Zeit kann man tatsächlich damit verbringen, über das Wetter zu reden?«
Er erntete etliche finstere Blicke einiger meiner Verehrer, die in aller Eile ihre einleitenden Bemerkungen neu überdachten.
»Ich bin sicher, wir beide könnten ein angenehmeres Gesprächsthema finden«, fuhr er glattzüngig fort, »Politik, Theologie oder die jüngste Mode, wie es Euch genehm ist.« Er schien tatsächlich so etwas wie Verstand zu besitzen.
»Wir könnten das möglicherweise in Betracht ziehen«, konterte ich. »Wie lautet Euer Name?«
In gespieltem Verdruß schlug er sich gegen die Stirn. »Wie dumm von mir«, sagte er. »Wie konnte ich nur so vergeßlich sein?« Er seufzte theatralisch. »Ich bekenne mich schuldig. Manchmal denke ich, ich brauche jemanden, der auf mich aufpaßt.« Er warf mir einen schlauen Blick zu. » Ihr hättet nicht zufällig Lust, diesen Posten zu übernehmen?« schlug er vor.
»Ihr habt mir noch immer nicht Euren Namen genannt«, erinnerte ich ihn. Sein Angebot überging ich einfach.
»Ihr solltet mich wirklich nicht so ablenken, Lady Polgara«, schalt er mich sachte. »Bevor ich es wieder vergesse, ich bin Kamion, zukünftiger Baron – sobald mein kinderloser Oheim das Zeitliche segnet. Wo waren wir stehengeblieben?«
Ich gebe zu, ich mochte ihn. Die Art wie er mich angesprochen hatte, zeugte von einiger Originalität, und seine KleinerJungeMasche war äußerst anziehend. An diesem Punkt wurde mir klar, daß die ganze Angelegenheit unter Umständen doch mehr

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