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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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stirnrunzelnd an einer Stelle, wo ihn jedermann sehen konnte. Es war natürlich wirklich nicht nötig, aber ich konnte Vater keinesfalls wissen lassen, daß Mutter bereits ein Auge auf mich hatte. Seine Anwesenheit setzte der Begeisterung meiner Verehrer Schranken. Meine Einstellung dazu war ambivalent. Keiner meiner Verehrer würde es in seiner Anwesenheit wagen, zu weit zu gehen, aber andererseits war ich mir ziemlich sicher, auf mich selbst aufpassen zu können. Vaters Beharren darauf, ständig in meiner Nähe zu sein, beraubte mich der Gelegenheit, es herauszufinden.
Aus irgendeinem Grund machte Kamion Vater besonders nervös, obwohl ich mir partout nicht vorstellen konnte, warum. Kamion hatte ausgezeichnete Manieren, und nie tat er irgend etwas Unschickliches. Warum also verabscheute mein betagter Erzeuger ihn so?

Jetzt habe ich dich erwischt, alter Wolf, nicht wahr?

Dann trafen König Cherek und seine Söhne, Dras Stiernacken und Algar Flinkfuß, zur Hochzeit ein, und alles wurde ein bißchen ernster. Einmal abgesehen von den Gefühlen Rivas und Beldarans füreinander, hatte meine Schwester sich nicht getäuscht. Ihre Ehe war arrangiert. Die Möglichkeit, mein Vater könne auch für mich eine Heirat arrangieren – und sei es nur, um mich vor all diesen verliebten Trotteln zu schützen –, erhob ihr häßliches Haupt. In jenen Tagen herrschte die Vorstellung – wahrscheinlich hat sich daran bis heute wenig geändert –, Frauen seien Männern intellektuell unterlegen. Männer nahmen – und viele nehmen – zwangsläufig an, Frauen seien hohlköpfige Püppchen, die sich von dem ersten zungenfertigen Jüngling, der ihnen mit gewissen Absichten über den Weg läuft, erbeuten lassen. Die Folge solchen Denkens ist natürlich, daß man jede Frau von Rang geradezu einkerkert. Was mein Vater und all diese Primitivlinge nicht zu begreifen scheinen, ist die Tatsache, daß wir diese Kerkerhaft hassen und beinah alles unternehmen würden, um sie zu umgehen. Dies mag zur Erklärung beitragen, warum so viele junge Mädchen sich mit nicht standesgemäßen jungen Männern einlassen. In den meisten Fällen spielt der Charakter des Jünglings nicht die geringste Rolle. Das in Frage stehende Mädchen wird eher von dem Verlangen getrieben, ihnen zu zeigen, daß sie es tun kann, und weniger von hohlköpfiger fleischlicher Begierde.
Das ist häufig der Grund für viele arrangierte Ehen. Der Vater verheiratet die Tochter so früh wie möglich, um sie zu ›schützen‹. Nach ihrer Vermählung sind alle Liebeleien, die sie eingeht um sich die Zeit zu vertreiben, nicht mehr seine, sondern des Ehemanns Sache.
Die Möglichkeit, Vater könne mich an Dras oder Algar verkuppeln, bereitete mir eine Weile beträchtliches Unbehagen.

K APITEL 5
    Aus irgendeinem Grund war Mutter in Bezug auf Vaters heute so berühmten Zug nach Mallorea immer recht wortkarg geblieben, und ich empfand das Bedürfnis nach mehr Informationen, um etwaigen absurden Ideen, die ihm in den Sinn kommen könnten, zuvorkommen zu können. Ich hielt also nach Onkel Beldin Ausschau.
    Ich fand ihn hoch oben auf einem der Türme der Zitadelle. Er tätschelte einen Bierhumpen und schaute auf die finsteren schwarzen Wogen hinaus, die sich unter einem drohenden Himmel aufbäumten. Ich ging mein Ziel ohne Umschweife an. »Was alles kannst du mir über Vaters Expedition nach Mallorea sagen?« fragte ich ihn.
    »Nicht sehr viel«, gab er zurück. »Ich war nicht im Tal, als Cherek und seine Söhne ihn abholten.«
»Aber du weißt doch, was passiert ist, oder?«
    »Die Zwillinge haben es mir berichtet«, sagte er achselzuckend. »Wenn ich es recht verstanden habe, kamen Cherek und die Jungs im tiefsten Winter durch den Schnee gestapft; im Reisegepäck hatten sie eine Art von schwachsinniger Idee, die die Priester Belars aus dem, was die Alorner ›Augurien‹ nennen, entwickelt hatten. Die Chereker können äußerst leichtgläubig sein.«
    »Was sind Augurien?« wollte ich wissen.
»Vermutlich eine Art, die Zukunft vorauszusagen. Die Priester von Belar besaufen sich, bis sie sturztrunken sind, und dann schlitzen sie einem Schaf den Wanst auf und wühlen in seinen Eingeweiden herum. Die Alorner glauben seltsamerweise, daß Schafskutteln verraten können, was nächste Woche passiert. Ich vermute stark, daß das Ale in dieser Zeremonie eine zentrale Rolle spielt. Die Alorner sind ganz verrückt darauf. Ich glaube allerdings nicht, daß die Schafe dem Ganzen viel abgewinnen

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