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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Verstand noch beisammen hatte, ihm widerstehen könne.
Ich verspürte einen beinah unüberwindlichen Drang, in lautes Gelächter auszubrechen. Die Sorge meines Vaters hinsichtlich meiner gefährdeten Keuschheit – so wird er es wohl gesehen haben –, war völlig unangebracht. Nie würde ich mich einem Jüngling hingeben, dessen purer Anblick Lachkrämpfe bei mir auslöste.
Nachdem die Seemänner das Schiff vertäut hatten, gingen wir von Bord und machten uns daran, die Treppe emporzusteigen, die vom Hafen zur Zitadelle von Riva führte. Die Abfolge all dieser in die Wälle eingelassenen Stufen, die zur Stadtbefestigung gehörten, erwies sich als Bestandteil der Häuser, in denen die Rivaner wohnten. Von außen wirkten diese Häuser kahl und abweisend, aber später habe ich entdeckt, daß sie im Innern Horte der Schönheit waren. In vielerlei Hinsicht glichen sie den Rivanern selbst. Alle Schönheit liegt im Innern. Die Straßen von Riva sind eng und gleichförmig gerade. Ich vermute stark, daß Riva bei der Erbauung der Stadt von Belar angeleitet wurde, denn alles dient zum Zweck der Verteidigung.
Am oberen Absatz der Treppen gab es einen flachen, von einer massiven Mauer umgebenen Hof. Die Größe der roh behauenen Steine dieser Mauer überraschte mich. Der ungeheure Aufwand körperlicher Arbeit, den der Bau der Stadt erfordert haben mußte, war schwindelerregend. Wir betraten die Zitadelle durch eine große, eisenbeschlagene Tür, und mir kam das Innere des neuen Zuhause meiner Schwester bedrückend leer vor. Es dauerte eine Weile, bis wir unsere Gemächer erreichten. Beldaran und ich machten es uns vorübergehend in einer ziemlich gemütlichen Zimmerflucht bequem. Ich schreibe vorübergehend, weil Beldaran bald in die königlichen Gemächer umziehen würde.
»Du hast eine Menge Spaß, nicht wahr, Pol?« fragte mich meine Schwester, als wir alleine waren. Ihre Stimme klang ein klein wenig wehmütig, und sie sprach ›Zwilling‹.
»Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst«, versetzte ich.
»Jetzt, wo du einmal entdeckt hast, daß du hübsch bist, mußt du wohl jeden jungen Mann dazu bringen, dich anzuhimmeln.«
»Du bist immer hübsch gewesen, Beldaran«, rief ich ihr in Erinnerung.
Sie stieß einen charmanten kleinen Seufzer aus. »Ich weiß«, sagte sie, »aber ich hatte nie Gelegenheit damit zu spielen. Wie ist es, wenn alle Männer im Umkreis von einer Meile dich stumm vor Entzücken anhimmeln?«
»Mir gefällt es ganz gut.« Ich lachte. »Aber sie sind ja alle so dumm. Wenn du angehimmelt werden möchtest, besorg dir doch ein Schoßhündchen.«
Sie lachte auch. »Ich frage mich, ob alle jungen Männer so töricht wie die Rivaner sind. Ich wäre nicht gerne die Königin eines Volks von Narren.«
»Mutter behauptet, es sei mehr oder weniger überall so«, ließ ich sie wissen, »und es beträfe nicht nur die Menschen. Wölfe und sogar Kaninchen wären in dieser Hinsicht ganz genauso. Sie sagt, alle Jungmännchen hätten etwas, was sie ›drängende Bedürfnisse‹ nennt. Ich schätze, die Götter haben es so hingebogen – damit es immer eine Menge Welpen gibt.«
»Das ist eine abstoßende Ausdrucksweise, Pol. Es hört sich so an, als sei ich nur hier, um Nachwuchs zu produzieren.«
»Mutter meint es ließe mit der Zeit nach. Ich nehme an, es soll Spaß machen, also genieß es, solange es dauert.«
Sie errötete.
»Und jetzt entschuldige mich bitte, ich glaube, ich werde ein paar Herzen brechen gehen.«
Nahe am Mittelpunkt der Zitadelle gab es eine große Halle; sie schien den Mitgliedern des Hofs von Riva als Treffpunkt für Kurzweil und Gesellschaftsspiele zu dienen. Der Thronsaal war für förmlichere Gelegenheiten reserviert und anders als in Val Alorn, wo die Chereker im lärmenden Thronsaal Geschäft und Vergnügen vermischten, besaß Rivas Zitadelle unterschiedliche Räumlichkeiten für unterschiedliche Gelegenheiten. Die Tür zur Halle stand offen, und ich lugte um den Türrahmen, um meine Konkurrentinnen in Augenschein zu nehmen.
Rivanische Mädchen pflegen wie alle Alorner blond zu sein, und darin erkannte ich fast unverzüglich meinen Vorteil. Mein dunkles Haar würde mich so deutlich, wie ich es mir nur wünschen konnte, von dem Weizenfeld um mich herum abheben. Die jungen Leute in jener großen Halle befaßten sich mit JungeLeuteSachen wie Flirten, Angeben und ähnlichem. Ich wartete den passenden Augenblick ab, bis eine jener hin und wieder eintretenden Gesprächspausen das allgemeine

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