Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
vorbeiführte. Der brennende Torf aus ihnen strahlte Wärme nach vorne ab, wo Riva und seine Familie uns erwarteten.
»Es läuft ganz gut, meinst du nicht auch?« fragte mich Mutters Stimme.
»Es ist noch nicht vorbei, Mutter«, entgegnete ich. »Diese Leute da sind schließlich Alorner, und Alorner sind ein unerschöpflicher Hort für unberechenbare Katastrophen.«
»Zynikerin«, schalt sie mich.
Dann bemerkte ich den Orb des Meisters auf dem Knauf des mächtigen Schwerts, das mit der Spitze nach unten über dem Thron hing. Er war schwer zu übersehen, denn er strahlte in einem intensiven blauen Feuer.
Das war das erste Mal, daß ich den Orb sah. Ich war beeindruckt. Seitdem habe ich jenes Leuchten noch viele Male zu Gesicht bekommen, aber das einzige Mal, daß ich ihn ebenso hell habe strahlen sehen, war an dem Tag, als Garion jenes Schwert von der Wand nahm. Auf seine Art spendete so der Orb der Hochzeit von Beldaran und Riva seinen Segen.
Als wir kurz vor dem Thron angelangt waren, übergaben mein Vater und ich Beldaran der Obhut Rivas und traten einen Schritt zurück. Zu diesem Zeitpunkt trat der rivanische Erzpriester vor, und die Zeremonie nahm ihren Lauf.
Meine Schwester war strahlend schön, und Riva konnte seine bewundernden Blicke die ganze Zeit über nicht von ihr lassen. Da es sich um eine Staatshochzeit handelte, hatte der rivanische Erzpriester die sonst übliche Zeremonie erheblich ausgeschmückt und verlängert. Frauen lieben bekanntlich Hochzeiten. Nach der ersten Stunde jedoch wurden selbst die weiblichen Hochzeitsgäste allmählich unruhig. Die Bänke in der Halle des rivanischen Königs sind aus Stein, was für die Damen nicht allzu bequem war. Und die Herren freuten sich schon ausnahmslos auf das ausgiebige Zechgelage, einem unabdingbaren Bestandteil der alornischen Hochzeitsfeierlichkeiten.
Aus Gründen des Respekts gelang es uns allen indes, das Gähnen zu unterdrücken.
Meine Schwester und Riva erduldeten die leiernde Predigt des Kirchenmanns, der sie über die Pflichten der Ehe aufklärte. Alles in allem gewann ich den Eindruck, daß dem Bräutigam alle Rechte zufielen, während Pflicht und Schuldigkeit Sache der Braut waren.
Nach einer weiteren Dreiviertelstunde kündigte der beschleunigte Redefluß des Kirchenmanns an, daß er sich dem Ende seiner Ausführungen näherte. Er war ein tapferer Mann, das will ich ihm zugestehen. Jeder männliche Hochzeitsgast in der Halle trug ein Schwert, und er hatte die Geduld jedes Anwesenden bis zum Äußersten strapaziert.
Längst weilten meine Gedanken nicht mehr bei seinen Worten. Dann schreckte Mutters Stimme in meinem Kopf mich auf. »Polgara«, sagte sie, »behalte jetzt die Nerven.«
»Was?«
»Reg dich nicht auf. Dir wird gleich etwas widerfahren. Es ist symbolisch, aber es ist sehr wichtig.«
Einen Augenblick später wurde ersichtlich, was sie gemeint hatte. Ich verspürte eine sanfte Wärme, und dann begann ich wie der Orb Aldurs in einem hellen Blau zu leuchten. Mutter erläuterte mir später, das Leuchten sei der Segen des Meisters für etwas, das ich zu einem bestimmten Zeitpunkt in ferner, ferner Zukunft tun würde.
»Hör genau zu, Polgara«, sprach da die Stimme meiner Mutter. »Dies ist der bedeutendste Augenblick in der Geschichte des Westens. Beldaran steht im Mittelpunkt der menschlichen Aufmerksamkeit doch die Götter beobachten dich. «
»Mich? Warum um alles auf der Welt Mutter?«
»In eben dem Augenblick, in dem Beldaran und Riva zu Mann und Frau erklärt wurden, wirst du eine Entscheidung treffen müssen. Die Götter haben dich auserwählt das Werkzeug ihres Willens zu sein, aber du mußt es annehmen.«
»Was muß ich annehmen?«
»Eine Aufgabe, Polgara, und du mußt sie hier und jetzt annehmen oder ablehnen.«
»Was für eine Aufgabe?«
»Falls du annimmst wirst du zur Hüterin und Beschützerin des Geschlechts, das von Beldaran und Riva abstammen wird.«
»Ich bin kein Soldat, Mutter.«
»Das erwartet man auch nicht von dir, Polgara. Für diese Aufgabe wirst du kein Schwert benötigen. Bedenke deine Entscheidung wohl, meine Tochter. Wenn die Aufgabe sich dir stellt, wirst du sie sofort erkennen; und nimmst du sie auf dich, wird sie den Rest deines Lebens verzehren.«
Dann erreichte der rivanische Erzpriester endlich den lange aufgeschobenen Höhepunkt seiner Predigt.
Unmittelbar über meinem Kopf vernahm ich das sanfte Rauschen von Flügeln, ich sah hoch. Mutter, ganz in Schneeweiß, schwebte in der unbewegten Luft,

Weitere Kostenlose Bücher