Polgara die Zauberin
gebaut Kinder zu gebären, Polgara. Das ist nützlich, aber deine Kleider spannen und sitzen nicht richtig an dieser Stelle.«
»Sagt sie die Wahrheit?« fragte ich Beldaran in ›Zwilling‹, damit Arell mich nicht verstehen konnte.
»Du bist ziemlich rundlich da unten, Pol«, gab Beldaran mir zur Antwort. Dann grinste sie mich gehässig an. »Wenn wir deinen Rückenausschnitt tief genug machen, könnten wir die Grübchen an deinem Hintern zeigen.«
»Dafür wirst du büßen, Beldaran«, drohte ich.
»Aber nein, Pol«, sagte sie und bediente sich des Lieblingsscherzes von Onkel Beldin und Vater. »Das sagst du nur, damit ich mich besser fühle.«
Mein Gewand war blau, und Arells Entwurf ließ meine Schultern und einen großzügigen Teil meines Oberkörpers unbedeckt. Es wurde mit schneeweißer Spitze abgesetzt. Es war wirklich hübsch, dieses Kleid. Trotzdem verschlug es mir den Atem, als ich es zum erstenmal anprobierte und mich darin im Spiel sah. »Das kann ich nicht in der Öffentlichkeit tragen!« rief ich bestürzt aus. »Ich bin ja halb nackt!«
»Sei keine dumme Gans, Polgara«, schalt Arell mich. »Ein gut geschneidertes Kleid soll die Schokoladenseiten einer Frau betonen. Du hast einen stattlichen Busen. Und ich werde nicht zulassen, daß du ihn unter einem Sack versteckst.«
»Es sieht wirklich gut aus, Polgara«, versicherte Beldaran. »Niemand wird auf deine Hüften achten, wenn du das trägst.«
»Ich habe all dieses Gerede über Hüften allmählich satt, Beldaran«, versetzte ich spitz. »Auch du bist nicht gerade mager, weißt du.«
»Das Geheimnis, ein gewagtes Kleid zu tragen, besteht darin, stolz auf das zu sein, was es enthüllt«, belehrte mich Arell. »Du hast eine gute Figur, also gib an damit!«
»Das ist Beldarans Part, Arell«, widersprach ich. » Sie ist diejenige, die Aufmerksamkeit erregen soll, nicht ich.«
»Nicht so bescheiden, Polgara«, neckte sie mich. »Ich habe so einiges über deine Experimente in Selbstdarstellung in jenem großen Saal neben der Halle gehört, also spiel jetzt bitte nicht die Unschuldige!«
»Wenigstens habe ich meine Kleider nicht ausgezogen.«
»Das hättest du vielleicht besser getan. Wer hat diese fürchterlichen Nachthemden gemacht mit denen du dich immer verschandelst?«
»Nun – ich brauchte in Camaar ein Kleid, und Vater hat einen Schneider eins für mich nähen lassen. Als wir hierherkamen, ließ ich einen anderen Schneider nach dem Muster alle anderen anfertigen.«
»Das hätte ich ahnen müssen«, seufzte sie. »Laß nie, nie einen Sendarer deine Kleider nähen. Sie sind die zimperlichsten Menschen der ganzen Welt. Also gut«, sagte sie dann, »laßt uns mit der Arbeit an den Gewändern der restlichen Damen hier anfangen.« Mit zusammengekniffenen Augen ließ sie den Blick über Beldarans Gesellschafterinnen schweifen. »Grün, denke ich«, sinnierte sie. »Schließlich wollen wir nicht, daß die Kleider der übrigen Hochzeitsgesellschaft nicht zu denen der Braut und ihrer Schwester passen, nicht wahr?«
Ich mache mir manchmal noch Gedanken über Arell. Sie war einfach ein bißchen zu befehlsgewohnt für eine reinblütige alornische Dame. Ich glaube, ich muß beizeiten mal ein Wort mit Mutter darüber wechseln. Mutter ist nicht darüber erhaben, hin und wieder heimlich an den Stammbäumen gewisser Leute herumzubasteln.
Beldaran war in der Nacht vor ihrer Hochzeit natürlich nervös. Es mag nicht so erscheinen, aber Bräute sind in jener besagten Nacht fast genauso nervös wie der Bräutigam. Frauen können das allerdings besser verbergen. »Nimm es nicht so ernst Beldaran«, riet Arell meiner Schwester. »Eine Hochzeit ist für die anderen eine Gelegenheit, sich zu amüsieren. Braut und Bräutigam sind nicht viel mehr als schmückendes Beiwerk.«
»Ich fühle mich im Moment nicht sehr schmückend, Arell«, entgegnete Beldaran. »Würdet Ihr mich einen Moment entschuldigen? Ich glaube, ich gehe mich ein bißchen übergeben.«
Die Nacht verging, wie Nächte das so an sich haben, und ein klarer und sonniger Tag zog herauf – eine Seltenheit auf der Insel der Winde. Die Insel ist ja ganz nett, das Wetter jedoch unmöglich.
Die Hochzeit war für den Mittag anberaumt hauptsächlich deshalb, weil alornische Männer in der Nacht vor ihrer Hochzeit zu feiern pflegen und sich daher am nächsten Morgen meist etwas unpäßlich fühlen. Sie brauchen eine gewisse Zeit, wieder zu sich zu finden.
Wir hatten jedoch auch genug zu tun. Beldaran nahm das rituelle
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