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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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und ihre großen goldenen Augen ruhten auf mir. Dann wandte sie sich ab und glitt auf lautlosen Schwingen zur Rückwand der Halle, um sich dort auf einem Dachbalken niederzulassen.
Dann, als der rivanische Erzpriester die Worte aussprach, die mir meine Schwester für immer entreißen sollten, sagte Mutter: »Nimmst du an, Polgara?«
Die Förmlichkeit ihrer Frage verlangte eine ebenso förmliche Antwort, und so faßte ich die Seitenbahnen meines blauen Gewandes mit den Fingerspitzen, breitete das Gewand um mich und bekundete mein Einverständnis mit einem Hofknicks, genau in dem Augenblick, als Riva seine Königin küßte.
»Vollbracht! Es ist vollbracht!« jubilierte eine noch unvertraute neue Stimme, als das Geschick mich für sich beanspruchte.

TEIL ZWEI VATER

    K APITEL 6
    Das war das erste Mal, daß ich Kontakt hatte mit dem, was Vater immer ›Garions Freund‹ nennt. Außerdem verstand ich nicht so recht, woher dieses ›Vollbracht! Es ist vollbracht‹ stammte, das so frohlockend durch meine Gedanken hallte. Aber vermutlich war es ganz gut daß ich es nicht verstand, denn niemand ist gänzlich vorbereitet auf diese erste Begegnung mit der ABSICHT des Universums, und ein Ohnmachtsanfall meinerseits hätte wahrscheinlich die Hochzeitsfeier meiner Schwester mehr als nur ein wenig gestört.

Im Anschluß an die Zeremonie begaben sich Hochzeitsgesellschaft und Gäste in die große Banketthalle am anderen Ende des Korridors, um das traditionelle Hochzeitsfest zu begehen. Wir nahmen alle auf den Bänken Platz. Die Tische vor uns bogen sich unter der Last der Speisen. Fleisch und Geflügel und alle erdenklichen Köstlichkeiten ließen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. König Cherek Bärenschulter erhob sich. »Meine Herren und meine Damen«, begann er, während er seinen randvollen Bierkrug hob, »ich trinke auf Braut und Bräutigam.«
    Die versammelten Alorner erhoben sich ernst und würdig von ihren Plätzen, hoben ihre Becher und riefen im Chor: »Auf Braut und Bräutigam!«
    Ich hielt das für recht nett.
    Dann brachte Dras Stiernacken einen Trinkspruch auf seinen Vater aus.
Dann trank Algar Flinkfuß auf seinen Bruder Dras, und Stiernacken konterte mit einem Toast auf seinen Bruder Algar.
Die Förmlichkeit der alornischen Gesellschaft lockerte sich zügig, und damit verflog auch die letzte Spur von Nüchternheit. Beinah jeder Gast am Tisch schien den unwiderstehlichen Drang zu verspüren, irgend jemanden mit einem Trinkspruch zu ehren, und es war ein sehr langer Tisch. Wenn ich mich recht entsinne, kamen sie nie ganz am Ende an.
»Das ist widerwärtig«, murmelte ich Onkel Beldin zu, der neben mir saß.
Beldin, der ungewöhnlich sauber war – hauptsächlich auf Beldarans beharrliches Drängen hin –, setzte eine fromme Unschuldsmiene auf. »Du hast doch gewiß nichts dagegen, wenn wir denjenigen, den wir lieben und achten, unsere Wertschätzung erweisen, Pol«, meinte er. »Entschuldige mich für einen Moment«, fügte er hinzu. Dann stand er auf. »Meine Damen und meine Herren!« rief er mit donnernder Stimme. »Auf die Lady Polgara!«
»Lady Polgara!« grölte es wie aus einer Kehle, und alle nahmen einen tiefen Schluck auf mich.
Etwa zur Mitte des Banketts stahlen Riva und Beldaran sich davon. Die Gesellschaft wurde zunehmend rüpelhafter, und Onkel Beldin prostete, was ihm unter die Augen kam, zu.
Ich ertrug es so lange ich konnte, aber dann richtete sich ein bärtiger Alorner am anderen Tischende taumelnd auf, verschüttete die Hälfte seines Ales über die Dame an seiner Seite und hob seinen Humpen. Er rülpste. »Schulligung«, sagte er beiläufig. »Meine Damen und Herrn, auf mein'n Hund, Bowser!«
»Auf Bowser!« grölte es begeistert aus vielen Kehlen, und dann tranken sie.
Das reichte jetzt! Ich erhob mich.
»Wem willsu suprosden, Pol?« fragte Onkel Beldin, dessen Blick so glasig wie seine Zunge schwer war.
Ich weiß, ich hätte es nicht tun dürfen, und am nächsten Morgen entschuldigte ich mich auch überschwenglich, aber in diesem Augenblick war ich etwas gereizt »Dir natürlich, liebster Onkel«, antwortete ich zuckersüß. »Meine Herren, meine Damen«, verkündete ich, »auf meinen lieben, lieben Onkel.«
Und dann leerte ich meinen Bierhumpen über seinem Kopf aus und verließ im Sturmschritt die Banketthalle, gefolgt von den anderen Damen.
Alorner vertragen bemerkenswert viel starkes Ale, und deshalb dauerte ihr Fest drei Tage.
Ich zog es vor, nicht mehr daran teilzunehmen.
Am Morgen

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