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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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des vierten Tages nach der Hochzeit stattete mir Vater einen Besuch in meinem Quartier ab. Wir plauderten eine Weile, und dann wurde Cherek Bärenschulter gemeldet. Cherek wirkte etwas unpäßlich, aber er schien einigermaßen nüchtern zu sein. »Ich habe heute morgen mit Dras und Algar gesprochen«, begann er, »und Algar meinte, wir sollten uns zusammensetzen und ein paar Informationen austauschen. Wir haben nicht oft Gelegenheit, uns zu treffen und miteinander zu reden, und es geschieht viel in der Welt.«
»Vermutlich keine schlechte Idee«, pflichtete Vater ihm bei. »Warum gehst du nicht Riva holen, und ich sehe, ob ich Beldin finden kann.« Er zwinkerte mir verschwörerisch zu. »Warum schließt du dich uns nicht an, Pol?« schlug er vor.
»Warum um alles auf der Welt sollte ich das tun?«
»Für meinen Seelenfrieden, geliebte Tochter«, sagte er nicht ohne eine gewisse Schärfe in der Stimme.
»Wie mein Vater befiehlt«, entgegnete ich mit gespielter Unterwürfigkeit.
»Sie hat ganz wundervolle Manieren, nicht wahr?« bemerkte Cherek.
»Urteile nicht vorschnell, Cherek«, warnte ihn mein Vater.
Und so kam es, daß ich an den ersten Sitzungen jener Veranstaltung teilnahm, die man später den ›Alornischen Rat‹ nennen sollte. Zu Beginn hielt ich mich im Hintergrund und hörte nur zu. Man sprach hauptsächlich über Angarakaner, die sich auf dieser Seite des Meeres des Ostens aufhielten, und ich wußte wirklich nicht viel über Angarakaner.
Ich war etwas besorgt gewesen darüber, Dras und Algar wieder so nahe zu sein und hatte die Befürchtung gehegt, einer von ihnen – oder gar beide – mochten die Gelegenheit ergreifen, ihre abgewiesenen Anträge zu erneuern. Dann jedoch machte ich die Entdeckung, daß Könige vermutlich keine besonders leidenschaftlichen Ehemänner waren, denn sobald es um Politik geht, tritt alles andere in den Hintergrund. Dras und Algar sahen mich offensichtlich nicht mehr als Frau. Für sie war ich nun ein weiteres Ratsmitglied.
Meine abgeschirmte Kindheit hatte mich nicht gelehrt, über Rassenunterschiede nachzudenken, ich meine jetzt nicht die rein körperlichen Unterschiede. Alorner sind für gewöhnlich groß und blond, Tolnedrer eher klein und dunkelhaarig. Alle anderen Unterschiede sind überwiegend kultureller Natur. Alorner werden von Kindesbeinen an erzogen, einen guten Kampf zu genießen, während Tolnedrer angehalten werden, Geld zu verdienen. Schon sehr früh im Verlauf der Debatten entdeckte ich, daß man kleinen Angarakanern offenbar Angst vor Torak machte – und vor seinem verlängerten Arm, der Priesterschaft der Grolims. Trotz einiger eher oberflächlicher Unterschiede lauert auf dem Grund jeder angarakanischen Seele ein Thull.
Solange Toraks Leute in Mallorea lebten, hatten sie keine wirkliche Bedrohung dargestellt. Nun aber, da die Murgos, Nadraks und Thulls die Landbrücke überquert hatten, gewannen die Alorner die Überzeugung, man müsse nun nicht nur über die Angarakaner reden, sondern vielmehr etwas gegen sie unternehmen.
Trotzdem wollte es mir scheinen, als übersehe jeder in dem Raum etwas Wichtiges. Sie haßten offenbar unterschiedslos alle Angarakaner und legten dabei den kulturellen Unterschieden zu wenig Gewicht bei, welche die angarakanische Gesellschaft weniger monolithisch machten, als sie bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht erscheinen mochte. Alorner gehen Probleme damit an, daß sie ihre Streitaxt schärfen. Mir jedoch war von Anfang an klar, daß jede direkte Konfrontation nur dazu führen würde, die Angarakaner enger zusammenzuschweißen, und das war das letzte, was wir beabsichtigten.
Ich stand kurz davor, triumphierend auf diese Tatsache hinzuweisen, als Mutter mir Einhalt gebot. »Das ist kaum die richtige Vorgehensweise, Pol«, belehrte mich ihre Stimme. »Männer fürchten intelligente Frauen, also leg es ihnen nahe, anstatt es zu verkünden. Pflanze ihnen den Keim einer Idee in den Kopf und laß ihn dort Wurzeln schlagen. Sie lassen sich viel besser zu deiner Ansicht bekehren, wenn sie glauben, sie wären selbst daraufgekommen.«
    »Aber –«, protestierte ich.
    »Versuch es auf meine Weise, Pol«, riet sie. »Zeig ihnen die Richtung, und wenn sie es dann richtig machen, sagst du ihnen, wie wundervoll sie sind.«
    »Es ist idiotisch, Mutter, aber ich werde es versuchen.«
    Mein erster zurückhaltender Vorschlag beschäftigte sich mit der Aufnahme von Handelsbeziehungen zu den Nadraks, und zu meiner großen Überraschung

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