Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
Hinsicht den Höhepunkt jener Stufe meiner Ausbildung dar, denn in gewisser Weise greift dieser Vorgang in die Domäne der Götter ein. Ich fing mit dem Blumenerschaffen an. Vermutlich fangen wir alle damit an. Schöpfung ist eng verwandt mit Schönheit.
Vielleicht kann das als Erklärung dienen, abgesehen davon sind Blumen auch einfach zu machen und somit ein guter Beginn. Natürlich mogelte ich anfangs ein bißchen. Ich pflegte Gras um Zweige zu wickeln und den so geschaffenen Gegenstand anschließend in eine Blume zu verwandeln. Transmutation ist aber eigentlich keine Schöpfung, und so machte ich schließlich Fortschritte und Blumen aus nichts als Luft. Da mit der Schöpfung eine Art Glücksgefühl einhergeht, übertrieb ich es vermutlich. Ich bedeckte das flache Tal, die Heimstatt des Baumes, mit wahren Teppichen aus leuchtend bunten Blumen. Ich redete mir ein, daß ich ja nur übe, aber ich schätze, das war nicht die ganze Wahrheit.

An einem Morgen im Spätfrühling meines achtzehnten Jahres sagte Mutter »Heute sollten wir einfach reden, Pol.« »Natürlich.« Nachdem ich ein paar Vögel verscheucht hatte, setzte ich mich mit dem Rücken gegen den Baum.
Ich wußte, wenn Mutter ›reden‹ sagte, meinte sie eigentlich, daß ich zuhören sollte.
»Ich denke, es ist an der Zeit, daß du deinen Vater wissen läßt, wozu du fähig bist, Polgara. Er hat noch nicht ganz begriffen, wie schnell du erwachsen geworden und herangereift bist. Du hast Aufgaben zu erledigen, und bis er eingesehen hat, daß du kein Kind mehr bist, würde er dir dabei nur in die Quere kommen.«
»Das habe ich ihm bereits mehrfach gesagt Mutter, aber ich scheine ihn einfach nicht überzeugen zu können.« »Dein Vater denkt in absoluten Kategorien, Pol. Die Vorstellung, daß Dinge – und Menschen – sich verändern, ist für ihn sehr schwer zu begreifen. Der einfachste Weg für dich, seine Meinung zu ändern, besteht darin, ihm deine Fähigkeiten zu demonstrieren. Du mußt es sowieso irgendwann tun, und so ist es vermutlich das beste, du tust es gleich – bevor er sich seine Vorstellung von dir in Stein meißelt«
»Wie soll ich es tun, Mutter? Soll ich ihn nach draußen führen und ihn zusehen lassen, wie ich mit meinen Fähigkeiten angebe?«
»Das wäre vielleicht ein bißchen zu offensichtlich, meinst du nicht? Am besten läßt du irgend etwas in den normalen Tagesablauf einfließen. Eine beiläufige Demonstration beeindruckt ihn vermutlich mehr als eine von langer Hand vorbereitete bühnenreife Darbietung. Mach einfach irgend etwas ohne viel Aufhebens. Ich kenne ihn, Liebes, und ich weiß, wie man seine Aufmerksamkeit am besten erregt«
»Ich vertraue ganz deiner Erfahrung, Mutter.« »Sehr witzig, Polgara.« Ihr Tonfall legte allerdings das Gegenteil nahe.
Ich nehme an, wir verspüren alle einen gewissen Drang zum Dramatischen in uns. Aus diesem Grund plante ich die Demonstration meiner Fähigkeiten sehr sorgsam. Ganz bewußt ließ ich Vater mehrere Tage lang hungern, während ich vorgab, gänzlich in ein philosophisches Buch vertieft zu sein. Er plünderte meine Küche, bis er den letzten halbwegs eßbaren Krümel vertilgt hatte, aber mein Vater hat nicht die leiseste Ahnung, wo ich unsere Vorräte aufbewahrte. Zu guter Letzt mußte er etwas über seinen in Kürze bevorstehenden Hungertod verlauten lassen.
»Ach, du liebe Güte«, gab ich mit gespielter Geistes abwesenheit zurück. Und dann, ohne auch nur von der Seite aufzusehen, die ich gerade las, schuf ich einen halb gegarten Rinderschlegel für ihn. Der Braten war nicht so hübsch wie eine Blume, aber Vaters Aufmerksamkeit erregte er, das war gewiß.

K APITEL 7
    Am Vorabend meines achtzehnten Geburtstages schneite es einen jener sanften Schneefälle, die sich ohne viel Aufhebens ganz leise über die Erde legen.
    Schneestürme sind überaus dramatisch, nehme ich an, aber so ein leiser Schneefall vermittelte etwas Friedliches, es ist, als decke eine Mutter am Abend nach einem geschäftigen Tag ihr Kind zu.
    Ich wachte früh auf, und nachdem ich das Feuerholz aufgeschichtet hatte, stellte ich mich vor eins der Fenster, bürstete mein Haar und sah den letzten Wolken nach, die schwerfällig nach Nordosten abzogen. Die Sonne erhob sich über die Wolken und enthüllte eine reine, weiße Welt, die noch kein Fußstapfen entweiht hatte. Ich fragte mich, ob es auch auf der Insel der Winde geschneit hatte, und was Beldaran an ›unserem‹ Tag tun

Weitere Kostenlose Bücher