Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
allgemeiner und weitreichender. Den Leuten widerfahren die seltsamsten Dinge – Dinge, die in Ordnung gebracht werden müssen. Ich möchte lernen, wie man sie in Ordnung bringt.«
»Frauen können nicht Arzt werden, Pol. Die Männer billigen das nicht.«
»Wirklich zu schade, findet Ihr nicht auch? Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie egal mir die Billigung oder Mißbilligung der Männer ist.«
»Du wirst in Schwierigkeiten geraten«, warnte sie mich. »Von uns erwartet man nur, daß wir kochen, das Haus sauberhalten und Kinder bekommen.«
»Das kann ich schon alles. Ich denke, ich möchte mein Wissen ein ganz klein wenig erweitern.«
Arell schürzte ihre Lippen. »Du meinst es ernst, nicht wahr?«
»Ja, ich denke schon.«
»Ich kann dir alles, was ich über das Kinderkriegen weiß, beibringen, aber –«, sie brach ab. »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
»Hunderte von Geheimnissen, Arell. Ich kenne Dinge, von denen mein Vater nicht einmal geträumt hat, und ich verberge sie jetzt schon seit Jahren vor ihm.«
»Es gibt einen Kräuterkundigen hier in Riva. Er ist ein alter Miesepeter, und er riecht nicht sehr gut, aber er weiß, welche Kräuter man benutzt, um bestimmte Krankheiten zu heilen. Und auf der anderen Seite der Stadt gibt es auch einen Knocheneinrichter. Er hat Pranken von der Größe eines Schinkens, aber er hat das richtige Händchen. Ohne Mühe dreht und renkt er dir einen gebrochenen Knochen wieder ein. Möchtest du auch Wundarzt lernen?«
»Was ist das?«
»Leute aufschneiden, damit man ihre Innereien wieder in Ordnung bringen kann. Ich bin selbst ganz gut darin, obwohl ich nicht viel Worte darüber verliere. Aber es gibt auch einen Wundarzt hier auf der Insel, ebenso wie den Kräuterkundigen und den Knocheneinrichter. Er kann mich ganz gut leiden, weil ich ihm gezeigt habe, wie man näht.«
»Was hat denn das Nähen mit dem LeuteAufschneiden zu tun?«
Sie verdrehte die Augen und seufzte. »O je«, sagte sie. »Was machst du mit einer Tunika, in die dein Vater ein Loch gerissen hat?«
»Sie nähen, selbstverständlich.«
»Genau. Dasselbe machst du mit den Leuten, Pol. Falls du es nicht tust, würden ihre Gedärme wieder herausfallen.«
Das mußte ich erst verdauen.
»Laß uns mit dem Kinderkriegen anfangen«, schlug Arell vor. »Wenn es dir dabei nicht schlecht wird, können wir zu anderen Besonderheiten übergehen.«
Ich erfuhr von ›Wehenschmerz‹ und dem ›Platzen der Fruchtblase‹ und der ›Nachgeburt‹. Ich lernte auch, daß eine Geburt mit sehr viel Blut einhergeht, daß man sich darüber aber keine Sorgen machen muß.
Dann nahm Arell mich mit, um mich ihren drei Kollegen vorzustellen, denen sie mich zunächst als ihre Schülerin vorstellte. Argak, der Kräuterkundige, besaß einen winzigen Laden, der vom Boden bis zur Decke mit Regalen vollgestellt war, auf denen Glaskrüge standen, die seine Waren enthielten. Der Raum war nicht sehr sauber, aber das war Argak schließlich auch nicht. In dieser Hinsicht erinnerte er mich stark an Onkel Beldin. Er war mindestens so griesgrämig und übelriechend, wie Arell behauptet hatte, aber ich sollte ja von ihm lernen und nicht seine Gesellschaft genießen. Ein bißchen Schmeichelei war alles, was nötig war, um ihm seine Geheimnisse zu entlocken, und ich lernte eine Menge darüber, wie man Schmerzen und Leiden lindert und mit den verschiedensten Blättern, Wurzeln und getrockneten Beeren Krankheiten unter Kontrolle bekommt.
Salheim, der Knocheneinrichter, war hauptberuflich Hufschmied, riesig, bärtig und sehr direkt. Mitunter brach er sogar einen Arm, der falsch gerichtet worden war, noch einmal – für gewöhnlich, indem er ihn vor seiner glühenden Esse auf den Amboß legte und forsch mit seinem Hammer darauf einschlug. Salheim richtete Sachen, die zerbrochen waren – Stühle, menschliche Arme und Beine, Räder und Ackergeräte. Üblicherweise machte er sich nicht einmal die Mühe, seine mit Brandflecken gesprenkelte Lederschürze abzunehmen, bevor er einen Knochen richtete. Er war, wie alle Schmiede, ungeheuer stark. Einmal sah ich ihn ein gebrochenes Bein einrenken, indem er seinen Fuß gegen den Amboß stemmte, das aus dem Gelenk gesprungene Glied packte und kräftig an ihm zog. »Binde dieses Brett an sein Bein, damit es an Ort und Stelle bleibt, Pol«, trug er mir auf, während er sich mühte, das verdrehte Bein seines kreischenden Patienten festzuhalten.
»Ihr tut ihm weh«, protestierte ich.
»Nicht so sehr, als würde der

Weitere Kostenlose Bücher