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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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seine Lektion zu erteilen. Unschuldig fragte ich ihn nach den Inhalten der unterschiedlichen Verdauungsorgane, die er so großzügig in seiner erzählerischen Landschaft verteilt hatte. Aus mir unerfindlichem Grund ließ meine lebhafte Beschreibung eines Stückes halbverdauten Lammfleisches Taygons Gesicht blaß und dann grünlich werden. Er floh, die Hand fest auf den Mund gepreßt um sein Mittagessen dort zu behalten, wo es hingehörte. Offensichtlich hatte Taygon zwar keine Probleme mit Blut, andere Körperflüssigkeiten indes bereiteten ihm gewisse Schwierigkeiten.
Dann wandte ich mich dem großen, fröhlich geschmückten Saal zu, in dem die Kinder spielten. Viele von ihnen kannte ich noch von meinem letzten Besuch. Aber der Ort erfüllte ja den Zweck, die Jungen paarweise zusammenzubringen, und so kam es, daß die Ehe ihren Tribut unter meinen einstigen Spielkameraden gefordert hatte. Doch neue Aspiranten waren an ihrer Statt hier, so daß die Anzahl stets mehr oder weniger konstant blieb.
»Ah, da seid Ihr ja, Lady Polgara.« Es war der blonde, so überaus galante Baron Kamion. Er trug ein pflaumenfarbenes Samtwams, und wenn sich etwas feststellen ließ, dann nur, daß er noch besser aussah als beim letzten Mal. »Es ist eine Wohltat, Euch wiederzusehen, Lady Polgara«, begrüßte er mich mit einer tiefen, geschmeidigen Verbeugung. »Wie ich sehe, seid Ihr an den Ort Eurer Triumphe zurückgekehrt.«
»Wohl kaum, mein lieber Baron«, entgegnete ich mit einem Lächeln. »Wie ist es Euch ergangen?«
»Ich war untröstlich, als ihr uns verlassen hattet Mylady.«
»Könnt Ihr nicht einmal ernst sein, Kamion?«
Den Einwurf überging er elegant. »Was zum Himmel habt Ihr mit dem armen Taygon angestellt?« fragte er mich. »Ich habe ihn noch nie in einer solchen Verfassung gesehen.«
Ich zuckte die Schultern. »Taygon spielt gerne den wilden Mann, aber ich fürchte, er hat einen schwachen Magen.«
Kamion lachte. Dann wechselte sein Ausdruck, und er sah mich sinnend an. »Macht mir die Freude und geht mit mir spazieren, Mylady«, schlug er vor. »Es gibt da ein paar Dinge, die ich Euch gerne mitteilen würde.«
»Aber gerne, Kamion.«
Arm in Arm verließen wir den Raum und schritten durch einen luftigen Korridor, entlang der Gartenseite der Zitadelle. Hier und dort hielten wir inne, um einen Rosenstrauch zu bewundern. »Ich weiß nicht, ob Ihr es vernommen habt, Polgara«, begann Kamion erneut, »ich bin nun verlobt.«
»Meinen Glückwunsch, Kamion.« Ich gebe zu, daß ich einen kleinen Stich verspürte. Ich mochte Kamion, und unter anderen Umständen hätte ich vielleicht noch tiefer empfunden.
»Sie ist ein sehr hübsches Mädchen, und aus irgendeinem Grund betet sie mich an.«
»Aber Ihr seid doch auch ein charmanter Herr.«
»Vieles davon ist Fassade, liebste Lady«, räumte er ein. »Unter all dieser Tünche steckt immer noch ein heranwachsender unsicherer Jüngling. Erwachsenwerden kann ja so anstrengend sein – habt Ihr das auch schon herausgefunden?«
Ich lachte. »Ihr habt ja keine Ahnung, wie anstrengend ich es fand, Kamion.«
Er seufzte, und ich wußte, es war kein Theaterseufzer. »Ich mag meine zukünftige Frau natürlich sehr gerne«, ließ er mich wissen, »aber die Aufrichtigkeit zwingt mich zu dem Eingeständnis, daß ein Wort von Euch meine Verlobung beenden würde.«
Freundschaftlich berührte ich seine Hand. »Ihr wißt, daß ich dieses Wort nicht aussprechen werde, lieber Kamion. Ich habe noch einen viel zu weiten Weg vor mir.«
»Ich habe schon befürchtet, daß Ihr das sagen würdet«, gab er zu. »Der tiefe Zweck dieser kleinen Plauderei ist es, Euch zur Freundin zu gewinnen. Ich bin mir bewußt, daß wahre Freundschaft zwischen Mann und Frau unnatürlich – und vermutlich unmoralisch – ist, aber Ihr und ich, wir sind auch keine gewöhnlichen Menschen, nicht?«
»Nein, eigentlich nicht«
»Die Pflicht ist eine grausame Herrin, nicht wahr, Polgara? Wir beide sind in den Schlingen des Schicksals gefangen, nehme ich an. Ihr müßt Eurem Vater dienen, und mich hat Eisenfaust gebeten, einer seiner Berater zu werden. Wir sind beide in Staatsangelegenheiten verwickelt, aber das Problem liegt darin, daß wir beide von zwei verschiedenen Staaten sprechen. Trotzdem möchte ich gerne Euer Freund sein.«
»Ihr seid mein Freund, Kamion, ob Ihr wollt oder nicht. Der Zeitpunkt mag kommen, an dem Ihr das bedauern werdet, aber denkt daran, Ihr wart derjenige, der den Vorschlag gemacht hat.«
»Ich werde es

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