Polgara die Zauberin
Gebüsch auflauern und ihm den Bauch aufschlitzen.«
»Was ist mit den Generälen in Mal Zeth?« warf Vater ein. »Ich dachte, sie würden nur auf eine Gelegenheit warten, die Macht an sich zu reißen.«
»Solange Torak noch in der Nähe ist, werden sie das nicht wagen. Wenn er aus seinem Trancezustand erwacht und entdeckt, daß sein Generalkorps aus der Reihe getanzt ist, macht er Mal Zeth dem Erdboden gleich und vernichtet alles, was in seinen Mauern lebt. Torak ermutigt seine Leute nicht zu kreativer Eigenständigkeit.«
»Dann müssen wir uns meiner Meinung nach nur über Ctuchik Sorgen machen«, sinnierte Vater.
»Das reicht vermutlich auch«, gab Beldin zurück. »Oh, nebenbei bemerkt, er ist umgezogen.«
Vater nickte. »Ich habe davon gehört. Er soll sich jetzt an einem Ort namens Rak Cthol aufhalten.«
Beldin knurrte. »Ich bin auf dem Heimweg darüber hinweggeflogen. Reizendes Fleckchen. Sollte Ctuchiks brennende Sehnsucht nach Häßlichkeit mehr als befriedigen. Erinnerst du dich noch an diesen großen See, der immer westlich von Karnath lag?«
»Ich denke, ja.«
»Er trocknete vollkommen aus, als Brandgesicht die Welt zerbrach. Jetzt ist es eine Wüste aus schwarzem Sand. Rak Cthol wurde auf der Spitze eines Berges erbaut, der genau in der Mitte dieser Wüste emporragt.«
»Danke«, meinte Vater.
»Wofür?«
»Ich hatte vor, mich mit Ctuchik zu unterhalten. Jetzt weiß ich, wo ich ihn finde.«
»Wirst du ihn töten?« erkundigte mein Onkel sich eilfertig.
»Das bezweifle ich. Ich glaube nicht, daß irgendeiner von uns – weder auf ihrer noch auf unserer Seite – etwas Endgültiges unternehmen sollte, bis all diese Prophezeiungen eingetroffen sind. Darüber will ich mit Ctuchik sprechen. Wir sollten nicht zulassen, daß wir weitere ›Unfälle‹ von der Art bekommen, wie den, der am Anbeginn der Zeiten das Universum geteilt hat.«
»Ich vermag deine Bedenken nachzuvollziehen.« »Behalte Polgara für mich im Auge, ja?«
»Selbstverständlich.«
»Ich brauche keinen Aufpasser, Vater«, erwiderte ich spitz.
»Da irrst du dich, Pol«, widersprach er. »Du hast einen unseligen Hang zum Herumexperimentieren, und es gibt einige Bereiche, die du nicht antasten solltest. Tu mir nur dies eine Mal einen Gefallen, Pol. Ich werde auf meinem Weg nach Rak Cthol genug im Kopf haben, ohne daß ich mir auch noch um dich Sorgen machen muß.«
Nach Vaters Weggang pendelte sich das Leben im Tal auf eine gemütliche Häuslichkeit ein. Die Zwillinge und ich feierten lange Kochorgien, und Beldin verbrachte seine Zeit damit, sich durch seine reichhaltige Bibliothek zu schmökern. Während der langen Tage besuchte ich weiterhin den Baum – und Mutter –, die Abende jedoch gehörten den Gesprächen. Beldin, die Zwillinge und ich versammelten uns jeden Abend, nachdem die Sonne untergegangen war, in dem einen oder anderen Turm zum Essen und Unterhalten.
An einem makellosen Abend weilten wir in Onkel Beldins phantasievollem Turm, und ich stand am Fenster und schaute zu, wie die Sterne aufgingen. »Was hat all diese Neugier über die Heilkunst geweckt, Pol?« wollte Onkel Beldin von mir erfahren.
»Beldarans Schwangerschaft aller Wahrscheinlichkeit nach«, antwortete ich, den Blick noch immer auf die funkelnden Sterne gerichtet. »Schließlich ist sie meine Schwester, und ihr widerfuhr etwas, was ich noch nie erlebt hatte. Ich wollte alles darüber wissen, und deshalb ging ich in Arells Laden, um mir Informationen aus erster Hand zu besorgen.«
»Wer ist Arell?« fragte Belkira.
Ich wandte mich von den Sternen ab. »Beldarans Hebamme«, erklärte ich.
»Und sie hat einen Laden dafür?«
»Nein. Sie ist auch Gewandschneiderin. Wir lernten sie alle während der Vorbereitungen für Beldarans Hochzeit kennen. Arell ist ein durch und durch praktischer und bodenständiger Mensch, und sie hat mir den ganzen Vorgang erläutert.«
»Was hat dich so auf Abwege gebracht?« fragte Beldin neugierig.
»Ihr Herren habt mich verdorben«, gab ich mit einem Lächeln zurück. »Nur eine Facette von einem Phänomen zu kennen, genügt mir nicht. Ich nehme an, ich wollte weitermachen, bis ich das Thema vollständig ergründet hatte. Arell erzählte mir, daß gewisse Kräuter die Wehenschmerzen lindern, und das führte mich zu Argak, dem Kräuterkundigen. Er hat sein ganzes Leben damit verbracht, die Wirkungen der verschiedensten Kräuter zu erforschen. Er verfügt sogar über eine beträchtliche Sammlung nyissanischer Gifte. Er ist ein griesgrämiger
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