Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
erblickt hatten. »Das ist nicht gerecht, Mutter!«, verwahrte ich mich.
»Was?«
»Erstens ist sie hübscher als ich, und jetzt eröffnest du mir, sie sei auch noch mächtiger. Kann ich nicht in einer einzigen Sache besser sein als sie?«
»Das ist kein Wettkampf, Polgara. Jeder von uns ist anders, das ist alles, und jeder von uns hat andere Dinge zu tun. Es ist kein Wettrennen, und deshalb gibt es auch keine Preise zu gewinnen.«
In diesem Moment kam ich mir ein bißchen dumm vor.
Dann erläuterte Mutter mir, daß Beldarans Macht passiver Natur sei. »Sie bringt jeden dazu, sie zu lieben, Pol, und eine größere Macht als diese kannst du kaum gewinnen. In gewisser Hinsicht ist sie wie der Baum. Sie verändert die Menschen durch ihre bloße Gegenwart. Oh, mit ihrem Amulett kann sie auch hören.«
»Hören?«
»Sie kann Leute reden hören – selbst wenn sie meilenweit entfernt sind. Es wird eine Zeit kommen, wenn sich das als sehr nützlich erweisen wird.«

Ce'Nedra sollte das ein ganzes Weilchen später herausfinden.

Es war beinah Herbst als Vater aus Rak Cthol zurückkam. Die Sonne war schon untergegangen, als er schweren Schritts die Stufen seines Turms heraufgestapft kam, wo ich gerade das Abendessen zubereitete und mich mit Onkel Beldin unterhielt. Lärm zu machen, wenn du einen Raum betrittst, in dem sich jemand mit ›Talent‹ aufhält, zeugt von gesundem Menschenverstand. Man möchte ungern jemand erschrecken, der über recht außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt.
»Wo hast du so lange gesteckt?« erkundigte sich Onkel Beldin.
»Es ist ein langer Weg von Rak Cthol, Beldin.« Vater sah sich um. »Wo sind die Zwillinge?«
»Sie haben noch zu tun, Vater«, klärte ich ihn auf. »Sie kommen später vorbei.«
»Wie ist es in Rak Cthol gelaufen?« fragte Beldin.
»Nicht übel.«
Dann wandten sie sich den Einzelheiten zu.
Meine Vorstellung von meinem Vater hatte sich irgendwie aus den weniger liebenswerten Seiten seines Wesens genährt. Ganz gleich, was geschah, im Grunde blieb er doch der alte Garath: faul, betrügerisch und höchst unzuverlässig. Wenn die Situation es allerdings verlangte, konnte der alte Wolf ›Garath‹ und all seine Fehler in die Ecke stellen und sich in ›Belgarath‹ verwandeln. Offensichtlich war das diejenige Seite seiner Persönlichkeit, die Ctuchik zu Gesicht bekam. Vater rückte nicht direkt damit heraus, aber Ctuchik hatte offensichtlich Angst vor ihm. Das allein reichte aus, daß ich meine Meinung über den manchmal törichten alten Mann, der mich gezeugt hatte, noch einmal überdachte.
»Was nun, Belgarath?« fragte Beldin, nachdem Vater ausgeredet hatte.
Vater überlegte eine Weile. »Ich denke, wir ziehen jetzt besser die Zwillinge hinzu. Wir sind an einem Punkt angelangt wo uns keine Anweisungen mehr leiten, und ich fühle mich wesentlich besser, wenn ich weiß, daß ich in die richtige Richtung gehe. Ich habe Ctuchik nicht nur Sand in die Augen gestreut, als ich die Möglichkeit eines dritten Geschicks ansprach, das möglicherweise die Hand in unserem Spielchen hat. Falls es Torak gelingt jede Abschrift der Ashabiner Orakel zu fälschen, löst sich wieder alles in Luft auf. Zwei Möglichkeiten sind schlimm genug. Es wäre mir wirklich lieber, nicht auch noch einer dritten ins Gesicht sehen zu müssen.«
Und so riefen wir die Zwillinge in Vaters Turm, vereinigten unseren Willen und baten den Meister, uns zu besuchen.
Und natürlich entsprach er unserer Bitte. Seine Gestalt wirkte verschwommen und ätherisch, aber wie Vater uns übrigen später darlegte, war es der Rat des Meisters und nicht seine körperliche Gegenwart die wir benötigten.
Selbst ich war hoch erstaunt als der Meister umgehend zu mir kam und mich mit den Worten »Meine geliebte Tochter« begrüßte. Ich wußte, daß er mich mochte, aber dies war das erste Mal, daß er mir gegenüber so etwas wie echte Liebe ausdrückte. Du liebe Güte, das war etwas, was einer jungen Dame zu Kopf steigen kann. Aber ich denke, meinen Vater und meine Onkel überraschte es womöglich noch mehr als mich. Sie waren zwar allesamt weise, aber sie blieben doch Männer. Die Vorstellung, daß ich ebenso die Jüngerin des Meisters sein könne wie sie, schien sie aus der Fassung zu bringen, weil die meisten Männer es scheinbar nicht hinnehmen können, daß Frauen eine Seele haben, geschweige denn Verstand.
Vaters vorübergehende Besorgnis legte sich, als der Meister ihm versicherte, Torak könne die Ashabiner Orakel nicht

Weitere Kostenlose Bücher