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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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hinreichend fälschen, um Zedar, Ctuchik und Urvon auf den falschen Weg zu bringen. Wie sehr auch Torak seine Vision mißfiele, es würde ihm nicht gestattet sein, auf wahrhaft bedeutsame Weise die Orakel zu beeinflussen. Zedar hielt sich zusammen mit ihm in Ashaba auf, und in gewisser Hinsicht arbeitete Zedar noch immer für uns – zumindest insoweit, als daß er die Unversehrtheit der Prophezeiung bewahren würde. Und selbst wenn Zedar scheitern würde, die Dalaser würden nicht scheitern.
Dann verließ der Meister uns, und er ließ auch eine große Leere zurück.
Während der folgenden Jahre blieb es recht still im Tal. Unsere eigenartige Gemeinschaft hat solche Perioden der Ruhe immer in vollen Zügen genossen, da sie uns Gelegenheit zum Forschen gaben, und schließlich ist das unsere vornehmste Aufgabe.
Ich glaube, es war im Frühling des Jahres 2025 – nach dem alornischen Kalender –, als Algar Flinkfuß uns Abschriften des vollständigen Darinekodex und des halb abgeschlossenen Mrinkodex brachte. Algar war damals Mitte Vierzig, und silberne Strähnen zierten sein dunkles Haar. Er hatte endlich ein bißchen Fett angesetzt, und seine einstmals hagere Gestalt war wirklich sehr beeindruckend geworden. Noch beeindruckender indes war womöglich die Tatsache, daß er endlich zu reden gelernt hatte – natürlich nicht sehr viel, aber mehr als zwei Worte auf einmal von Algar zu hören, war schon immer ein Ereignis gewesen.
Mein Vater griff begierig nach den Schriftrollen und hätte sich vermutlich auf der Stelle mit ihnen in Klausur begeben. Als Algar jedoch beiläufig die bevorstehende Sitzung des Alornischen Rats erwähnte, bestürmte ich meinen ältlichen Erzeuger so lange, bis er schließlich nachgab und mir zustimmte, daß ein Besuch auf der Insel der Winde möglicherweise keine schlechte Idee sei.
Flinkfuß begleitete Vater, Beldin und mich zu den Ratssitzungen in die Stadt Riva, obwohl wir alles andere als Staatsangelegenheiten im Sinn hatten. Die vorgebliche weltschütternde Wichtigkeit jener ›Staatsräte‹ war zur damaligen Zeit kaum mehr als ein Vorwand für ein Familientreffen. Die ganzen offiziellen Punkte hätten wir vermutlich in wenigen Briefen klären können.
Ich wollte einige Zeit mit meiner Schwester verbringen und hatte Vater mit dem Vorschlag, er müsse wirklich seinen Enkel kennenlernen, zum Einlenken bewogen.
Dieser Köder war wohl zu gut gewesen. Daran war damals etwa sieben Jahre alt, und Vater hegte aus irgendwelchen Gründen eine besondere Zuneigung zu siebenjährigen kleinen Jungen. Ich denke jedoch, daß es ein wenig tiefer geht. Mir ist bereits mehrfach aufgefallen, daß reife Männer unrettbar ins Schwärmen geraten, wenn es um ihre Enkel geht, und mein Vater bildete da keine Ausnahme. Er und Daran waren sofort dicke Freunde. Obwohl es Frühling und das Wetter auf der Insel geradezu scheußlich war, faßten die beiden den Entschluß, einen ausgedehnten Angelausflug zu unternehmen. Was ist nur dran am Angeln? Verliert denn jeder Mann seine Fähigkeit zum vernünftigen Denken, wenn er das Wort ›Angeln‹ hört?
Die Nachricht, die mein Vater uns hinterließ, blieb, typisch für ihn, völlig vage in Bezug auf solch unbedeutende Kleinigkeiten wie Ziel, Ausrüstung und Proviant. Die arme Beldaran grämte sich fast zu Tode über das Vorhaben unseres unverantwortlichen Vaters, aber sie konnte nichts dagegen tun. Vater vermag den geschicktesten Verfolgern zu entkommen, wenn er will.
Ich machte mir über etwas anderes Sorgen. Meine Zwillingsschwester war sehr bleich, und unter ihren Augen saßen dunkle Ringe. Sie hustete viel und war manchmal antriebslos bis zur Erschöpfung. Ich verbrachte ziemlich viel Zeit mit Arell und dem dortigen Kräuterkundigen, der mehrere Tinkturen für seine Königin zusammenbraute. Die Mixturen linderten das Leiden meiner Schwester ein wenig, aber ihr Gesundheitszustand bereitete mir weiterhin Sorgen.
Unaufhaltsam trieben Beldaran und ich auseinander. Als Kinder hatten wir einander so nahe gestanden, als wären wir fast ein und dieselbe Person gewesen, aber nach ihrer Hochzeit trennten sich unsere Wege. Beldaran ging völlig in ihrem Mann und ihrem Kind auf, und ich widmete mich meinen Studien. Wenn wir näher beieinander gewohnt hätten, wäre unsere Trennung vielleicht nicht so offensichtlich und schmerzhaft gewesen. Aber wir waren durch all jene leeren Meilen getrennt und hatten kaum Gelegenheit, miteinander in Verbindung zu bleiben.

Das ist sehr

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