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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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älter, aber er ist ein guter, verläßlicher Mann, der sehr lieb zu mir ist. Ich dachte, ich würde niemals heiraten, aber wie es scheint, hat Belar mir doch noch eine Chance zum Glück gegeben. Ich kann Euch nicht genug danken.«
Natürlich war es nicht Belar gewesen, der Luana belohnt hatte. Über die Jahre hinweg habe ich bemerkt, daß die ABSICHT, die alles geschaffen hat, was ist, was war und was jemals sein wird, eine Art von Verpflichtung zu kennen scheint, denn stets belohnt sie einmal geleistete Dienste. Ich muß nur in die Gesichter meiner Kinder und meines Mannes schauen, um meine Belohnung zu sehen.
Die Handschrift auf Luanas Nachricht war dieselbe, in der unsere Abschriften des Darinekodex verfaßt waren, ein klarer Beweis dafür, daß sie sorgfältig die Texte der Schreiber kopiert hatte. Natürlich war das eigentlich unnötig gewesen, aber Luana schien ihre Verpflichtungen überaus ernst zu nehmen.
Der Darinekodex ist trotz seiner gelegentlichen Höhenflüge ein ziemlich prosaisches Dokument, das sich durch ein geradezu manisches Bedürfnis auszeichnet, die Zeitabfolgen minutiös zu beschreiben. Ich weiß jetzt warum, aber als ich ihn das erste Mal las, war die Lektüre unerhört mühselig. Ich glaubte damals, die Langatmigkeit spiegele nur Bormiks verwirrten Geisteszustand wider, aber nun weiß ich, daß das nicht der Fall war.
Onkel Beldin quälte sich in etwa sechs Monaten durch den Darinekodex, und dann, eines Abends im tiefsten Winter, kam er durch den Schnee zu Vaters Turm gestiefelt. »Ich werde langsam wieder ruhelos«, verkündete er. »Ich glaube, ich gehe wieder nach Mallorea und sehe, ob ich Urvon lange genug ohne Bewachung erwische, um ihn ein kleines bißchen aufzuschlitzen.«
»Wie kannst du jemanden ein kleines bißchen aufschlitzen?« erkundigte sich Vater mit amüsiertem Gesichtsausdruck.
»Ich dachte mir, ich schleppe ihn auf eine Klippe, schlitze ihn auf, knüpfe eine Schlinge aus seinen Eingeweiden um einen Baumstamm und seinen Hals und schubse ihn über den Rand.«
»Onkel, bitte. « verwahrte ich mich, von Ekel geschüttelt.
»Das hat etwas von einem wissenschaftlichen Experiment, Pol«, erklärte er mit einem bösartigen Grinsen. »Ich möchte herausfinden, ob die Gedärme reißen, wenn sie abgewickelt sind, oder ob er statt dessen auf und ab federt.«
»Das reicht jetzt, Onkel!«
Er lachte noch immer sein gehässiges Lachen, als er die Treppe wieder hinunterstieg.
»Er ist ein böser Mensch«, sagte ich zu Vater.
»Aber lustig«, fügte Vater hinzu.
Die Zwillinge hatten Beldins Methode, den Darinekodex zu kopieren, genau mitverfolgt und wandten sie auch auf den unvollständigen Mrinkodex an. Ich glaube, es war jene Unvollständigkeit, die dazu führte, daß wir dem Mrin zunächst nur beiläufige Aufmerksamkeit zollten – abgesehen davon war er größtenteils einfach unverständlich.
»Er ist vollkommen wirr«, beschwerte Vater sich bei den Zwillingen und mir, als wir an einem winterlichen Abend nach dem Essen in seinem Turm am Kamin saßen. »Dieser Idiot in Braca hat absolut keinen Zeitbegriff. Er beginnt mit Ereignissen, die vor dem Zerbrechen der Welt stattgefunden haben, und im nächsten Atemzug faselt er über Dinge, die in so ferner Zukunft liegen, daß mir ganz schwindlig davon wird. Und wenn mein Leben davon abhinge, ich kann die eine Folge von EREIGNISSEN nicht von der anderen unterscheiden.«
»Ich glaube, wir haben es da mit einem Symptom von Schwachsinn zu tun, Bruder«, sagte Beltira. »Als Belkira und ich noch klein waren, gab es einen Idioten in unserem Dorf. Er war stets völlig durcheinander und verängstigt, wenn die Sonne unterging und es dunkel wurde. Er schien nicht in der Lage zu sein, sich daran zu erinnern, daß es jeden Tag geschah.«
»Der Mrin erwähnt dich ziemlich häufig, Belgarath«, merkte Belkira an.
Vater knurrte gereizt. »Und für gewöhnlich in keinem vorteilhaften Zusammenhang, wie mir aufgefallen ist. Aber er sagt nette Dinge über Pol.«
»Ich bin auch liebenswerter als du, Vater«, neckte ich ihn.
Ich hatte mich auch schon gelegentlich an verschiedenen Passagen delektiert. Die Begriffe, die der Prophet am häufigsten benutzte, um Vater zu kennzeichnen, waren ›altehrwürdig und geliebt‹, und es gab Hinweise auf ›die Tochter des Altehrwürdigen und Geliebten‹ – ich war gemeint, folgerte ich, denn die erwähnte Tochter sollte Dinge tun, zu denen Beldaran ganz offensichtlich nicht in der Lage war. Der völlig ungenaue Zeitrahmen

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