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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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dann ließ er uns allein.
»Es gibt Präzedenzfälle für eine Regentschaft«, teilte Kamion meinem trauernden Neffen und mir mit, »erstaunlich viele, um ehrlich zu sein. Die Tatsache, daß ein Mann ein König ist schützt ihn nicht automatisch vor menschlichen Schwächen.«
»Lord Brand«, hielt Daran dagegen, »die Menschen werden mich nicht als Herrscher akzeptieren. Ich bin zu jung.«
»Euer Vater war sogar noch jünger als Ihr, als er das Königreich gründete, Daran«, rief ich ihm in Erinnerung.
»Aber er hatte den Orb, Tante Pol.«
»Richtig. Und jetzt hast du ihn.«
Er blinzelte. »Niemand außer Vater kann den Orb berühren.«
Ich lächelte ihn an. Ich vermute, es war ein trauriges Lächeln, aber allein die Tatsache, daß ich dazu fähig war, erstaunte mich. »Daran«, sagte ich, »dein Vater hat deine Hände auf den Orb gelegt, bevor du vierundzwanzig Stunden alt warst. Der Stein weiß, wer du bist.«
»Könnte er das Schwert von der Wand nehmen?« fragte mich Kamion eindringlich.
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich werde mich darum kümmern.«
» Das würde der Regentschaft Seiner Hoheit einen sichtbaren Legitimationsbeweis verschaffen und Einwände aus allen Lagern entkräften.«
»Ich glaube, ich habe eine Idee, meine Herren«, eröffnete ich ihnen. »Ich muß mit meinem Meister darüber sprechen – und mit Riva selbst. Aber wenn ich recht habe, wird es nicht den geringsten Einwand gegen Darans Regentschaft geben – von niemandem.«
»Und dann kann ich mich mit dem rivanischen Erzpriester befassen«, sagte Daran, und sein junges Gesicht verhärtete sich.
»Würdet Ihr wohl bitte ›befassen‹ für mich etwas näher erklären, Euer Hoheit?« erkundigte Kamion sich höflich.
»Ich habe mich noch nicht restlos entschieden, Lord Brand. Ich schwanke zwischen einem Schwert, das ich ihm in den Wanst bohre und langsam herumdrehe und einem Scheiterhaufen, auf dem ich ihn verbrenne. Welche Möglichkeit bevorzugst du, Tante Pol?«
Alorner! »Laß uns deine Herrschaft erst einmal festigen, bevor wir ein Blutbad anrichten, Daran«, riet ich ihm. »Elthek soll sich eine Weile ängstigen, ehe du ihn mit deinem Schwert durchbohrst oder ihn als Feuerholz benutzt. Zuerst müssen wir für andere Dinge Sorge tragen.«
»Ich schätze, du hast recht, Tante Pol«, gab er nach. »Habt Ihr Befugnis, den Hafen zu schließen, Lord Brand?«
»Ich vermute ja, Eure Hoheit«, antwortete Kamion. »Aber wozu?«
»Dies ist eine Insel, Lord Brand. Wenn wir den Hafen schließen, kann Elthek nicht mehr fort.«
»Du liebe Güte!« seufzte ich.
Erst viel später, als ich allein in meinem Quartier war, konnte ich meine Gedanken ausschicken. »Mutter, ich brauche dich.« Dann wartete ich. Mit jedem Moment, der verstrich, wurde ich ängstlicher.
»Ja, Pol?« Ihre Stimme war von abgrundtiefer Trauer durchdrungen.
»Kann Daran das Schwert seines Vaters ergreifen?«
»Natürlich kann er das, Pol.«
»Und wird das Schwert auf ihn auf dieselbe Weise reagieren wie auf Riva?«
»Selbstverständlich. Worum geht es hier eigentlich?«
»Um alornische Politik, Mutter. Riva ist im Augenblick nicht in der Verfassung seine Pflichten zu erfüllen, und deshalb muß Daran die Insel regieren, bis sein Vater sich wieder erholt hat. Ich will jeden Widerstand gegen unser Vorgehen im Keim ersticken.«
»Übertreibe es nicht, Pol.«
»Natürlich nicht, Mutter.«
Es war schon immer meine Überzeugung, daß Beerdigungen die Privatangelegenheit der engsten Familie sein sollten, aber meine Schwester war die rivanische Königin gewesen, und das verlangte ein Staatsbegräbnis.
»Der rivanische Erzpriester wird natürlich die Zeremonien vornehmen«, riet Kamion meinem Neffen und mir. »Das ist bedauerlich, aber –«
»Nein. Das wird er nicht «, entschied Daran entschlossen.
»Eure Hoheit?«
»Elthek hat meine Mutter auf dem Gewissen. Wenn er sich auf der Beerdigung auch nur von weitem blicken läßt, hacke ich ihn in Stücke. Wir haben einen Kaplan hier in der Zitadelle. Er wird die Zeremonie leiten.«
»Ist das das letzte Wort Eurer Hoheit in dieser Angelegenheit?«
»So ist es, Lord Brand.« Dann stürzte Daran aus dem Raum.
»Ich rede mit ihm, Kamion«, sagte ich leise. »Der Erzpriester wird die Feierlichkeiten nicht leiten, aber ich möchte, daß er anwesend ist. Es wird etwas geschehen, und ich will, daß er es sieht.«
»Geheimnisse, Pol?«
»Nur eine kleine Überraschung, alter Freund. Ich werde die Übertragung der Macht sehr sichtbar machen.«
Elthek

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