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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Wunde zu reiben, erwiderte ich sein falsches Lächeln von vorhin.
Riva zog sich zurück, wie er es angekündigt hatte, und Daran, Kamion und ich nahmen die Zügel der Regierung in die Hand. Daran weigerte sich kategorisch – und wohlweislich, wie ich meine –, sich auf den Thron seines Vaters zu setzen, und nahm statt dessen auf einem schlichten Stuhl hinter einem gewöhnlichen Tisch Platz, auf dem sich die Dokumente, der Fluch eines jeden Herrschers dieser Welt, haushoch stapelten.
In jenem Winter und dem darauffolgenden Frühjahr entdeckte ich, wie langweilig Regierungsgeschäfte wirklich sein können. Ich konnte mich nur über die Gier nach einem Thron – irgendeinem Thron –, die manche Menschen treibt, wundern. Alorner sind im Umgang miteinander ein ziemlich zwangloses Volk, und ein alornischer König nimmt in etwa die Stellung eines gehobenen Klanhäuptlings ein, der für jeden seiner Untertanen ansprechbar bleibt. Das ist gewiß von Vorteil, solange man unter freiem Himmel lebt aber sobald sich die Regierungsgeschäfte eines Königreichs in geschlossenen Räumen abspielen, stellen sich Probleme ein. Die offizielle Gestaltung eines Thronsaals ruft förmlich nach offiziellen Ansprachen, und das fördert in manchen Menschen offenbar das Schlimmste zutage. Die Redekunst, wie hochtrabend sie auch sein mag, ist in Wahrheit nichts anderes als eine Gelegenheit für einen eingebildeten Mann, aufzustehen und zu sagen: »Schaut her! Hier bin ich!« Die meisten ›Bittschriften an den Thron‹, die Daran über sich ergehen lassen mußte, waren der reinste Unsinn.
»Hören sie denn nie damit auf?« beklagte sich Daran an einem regnerischen Abend, als wir die Geschäfte für den Tag beendet hatten.
»Es ist eine Art der Prahlerei, Eure Hoheit«, führte Kamion ihm vor Augen.
»Ich sehe sie doch, Kamion«, wunderte sich Daran. »Sie müssen nicht auch noch mit den Armen fuchteln und Reden schwingen. Können wir denn gar nichts tun, um diesen Unfug abzukürzen?«
»Du könntest deinen Arbeitstag kürzen, Eure Majestät«, schlug ich vor.
»Was?«
»Du könntest jeden Morgen eine Stunde Hof halten und dann deine Sachen packen und dich in dein Arbeitszimmer zurückziehen. Die Tatsache, daß der nächste schon wartet und die Zeit beschränkt ist, könnte diese Redner möglicherweise dazu bringen, schneller auf den Punkt zu kommen.« Dann kam mir noch eine Idee. » Oder du könntest von jedem Redner verlangen, daß er während seiner Ansprache einen Eisenstab in der Hand hält.«
»Wozu sollte das dienen?«
Ich lächelte. »Ich werde derweil den Eisenstab allmählich erhitzen, bis er glühend heiß wird, Daran. Ich könnte mir vorstellen, daß der Redner es gegen Ende, wenn seine Hand zu qualmen beginnt ziemlich eilig haben dürfte.«
» Die Idee gefällt mir«, meinte Daran.
»Unglücklicherweise haftet ihr der Geruch von Hexerei an«, wand Kamion ein, »und Elthek würde die Angelegenheit möglicherweise aufbauschen. Ich glaube, wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«

Was Kamion dann ersann, war geradezu genial.
Am nächsten Morgen las ein beleibter Baron – miserabel – von einem vorbereiteten Papier alle erdenklichen Gründe ab, warum er von bestimmten Verfügungen des Steuergesetzes befreit werden sollte.
»Ich glaube, ich habe eine Lösung für unser Problem gefunden«, raunte Kamion Daran und mir zu. Er schritt an den Rand des Thronpodestes und näherte sich beiläufig dem Redner. »Dürfte ich das wohl einmal sehen, alter Junge?« fragte er höflich, während er die Hand nach dem Papier in der Hand des Barons ausstreckte. Dann nahm er das Dokument von dem verdutzten Edelmann entgegen und warf einen Blick darauf. »Sehr interessant«, sagte er. »Seine Hoheit wird es in Erwägung ziehen und Euch seine Entscheidung in etwa einem Monat mitteilen.«
»Aber –«, wollte der Baron einwenden.
»Die Angelegenheit wird die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Prinzregenten finden, alter Junge. Sonst noch etwas?«
Der Baron begann zu stammeln.
Kamion sah in die Runde. »Ah, Korporal der Wache«, wandte er sich an einen der Soldaten an der Tür.
»Ja, Mylord Brand?«
»Könntet Ihr irgendeinen Korb für mich besorgen?« »Ich denke, ja, Mylord.«
»Seid ein guter Junge und seht, was Ihr für mich auftreiben könnt.«
»Jawohl.«
Kamion kehrte auf das Podest zurück und stellte sich vor die Versammlung. »Eines der Probleme, mit denen Seine Hoheit sich konfrontiert sieht, liegt darin begründet, daß die feineren

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